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Polizei-Kampagnen seit 2018 kosteten 9,8 Millionen Euro

2022 und heuer sind mehr als 3,4 Millionen Euro für Kampagnen zur Rekrutierung neuer Polizistinnen und Polizisten ausgegeben worden, seit 2018 sind es in Summe sogar 9,8 Millionen Euro gewesen. Das geht aus einer Anfragebeantwortung von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) an die NEOS hervor. Dort man spricht man nun von "Steuermillionenverschwendung im Blindflug" und bemängelt konkrete Erfolgsmessungen. Das Innenministerium verweist auf einen Höchststand an Polizisten.

Die Exekutive plagen seit Jahren akute Personalnöte. Regelmäßig wurden in der Vergangenheit deshalb Recruiting-Kampagnen ins Leben gerufen. So kam es 2018 unter dem damals amtierenden Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) mit 2,4 Millionen Euro für die Kampagne "Polizei. Mehr als ein Beruf" zu den höchsten Ausgaben der vergangenen fünf Jahre für das Recruiting. Drei weitere millionenschwere Werbeaktionen folgten. Im September 2022 startete mit "Ich kann's werden" die bisher letzte davon. Diese wurde im Juli 2023 vollständig abgeschlossen. Insgesamt schlugen die Recruiting-Aktivitäten seit 2018 damit mit rund 9,8 Millionen Euro zu Buche.

Das Ministerium verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass eine genaue zeitliche Abgrenzung der einzelnen Maßnahmen aufgrund der Wechsel an der Spitze des Innenressorts nur schwer möglich sei. Wie aus Karners Anfragebeantwortung hervorgeht, sind seit Start der letzten Kampagne im September 2022 österreichweit 7.177 Bewerbungen für die Grundausbildung eingegangen (Stand September 2023). Zudem befinden sich laut Ministerium aktuell 2.580 Polizeischülerinnen und -schüler in Ausbildung (Stichtag 1. September 2023). Weitere 1.720 Personen haben im vergangenen Jahr (Stichtag 1. Dezember) die Ausbildung abgeschlossen.

Wie viele davon noch aktiv Dienst auf Polizeiinspektionen verrichten, bleibt jedoch auch in der Anfrage offen. Man habe aufgrund des "exorbitantem Verwaltungsaufwandes" von einer manuellen Auswertung Abstand genommen, heißt es in der Anfragebeantwortung dazu.

Rund 20 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber haben zuletzt im Zuge von standardisierten Fragebogen-Erhebungen angegeben, sich aufgrund von Werbung bei der Polizei beworben zu haben. "Darunter sind alle gesetzten Maßnahmen, wie auch Recruiting-Veranstaltungen etc., zu subsumieren, da die differenzierte Betrachtung und Trennung im Sinne des ganzheitlichen Recruitings nicht zielführend ist", so Karner in der Anfragebeantwortung. Selbstverständlich evaluiere man die Kampagnen aber laufend "hinsichtlich Reichweite und zielgruppenadäquater Ansprache".

Für die NEOS steht nun die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis der Kampagnen im Raum. "Das Ministerium wirft hier im absoluten Blindflug mit Steuermillionen um sich", sagte NEOS-Innensprecherin Stephanie Krisper gegenüber der APA. "Karner brüstet sich damit, dass die Zahl der Bewerbungen und der Polizeischülerinnen und - schüler steigt, aber niemand weiß, wie viele davon nach Abschluss der Ausbildung auch bei der Polizei bleiben", so Krisper. Es sei absolut unverantwortlich, so viel Geld in die Rekrutierung zu stecken, ohne "den Outcome quantitativ zu messen". Zudem seien - trotz der teuren Kampagnen - nach wie vor zu wenig Polizistinnen und Polizisten auf der Straße und zu viele in Versorgungsjobs in der Verwaltung, hieß es. Das Ministerium solle stattdessen an größeren Stellschrauben drehen.

Das Ministerium verwies gegenüber der APA darauf, dass es aktuell rund 32.000 Polizistinnen und Polizisten in Österreich gebe. Es handle sich hierbei um den höchsten Personalstand in der Zweiten Republik. Die Bewerberzahlen hätten sich zudem nahezu verdoppelt. So seien für den Dezember-Aufnahmetermin bereits 3.256 Bewerbungen eingegangen, während die gleiche Zahl für den Dezember 2022 bei 1.954 lag, hieß es.

Darüber hinaus nannte das Ministerium in diesem Zusammenhang Zahlen zu den Austritten aus dem Polizeidienst. 1.400 Polizisten seien demzufolge voriges Jahr aus dem Dienst ausgeschieden. "Etwa 1.000 durch altersbedingte Pension, 150 haben die Ausbildung nicht bestanden und 250 sind freiwillig ausgeschieden oder wurden entlassen", so ein Sprecher. "Das heißt weniger als ein Prozent scheidet freiwillig aus", konterte dieser den NEOS. Die Kampagne sei zudem nur ein Teil von zahlreichen Maßnahmen zur Attraktivierung des Polizeiberufes.

Seit heuer dürfen Polizistinnen und Polizisten unter anderem sichtbare Tattoos tragen. Zudem gibt es einen Anwerbebonus zwischen 500 und 1.000 Euro. Polizeischülerinnen und -schülerinnen werden seit 2023 unter anderem höhere Einstiegsgehälter, das Klimaticket und die Absolvierung des Führerscheins bezahlt.

ribbon Zusammenfassung
  • 2022 und heuer sind mehr als 3,4 Millionen Euro für Kampagnen zur Rekrutierung neuer Polizistinnen und Polizisten ausgegeben worden, seit 2018 sind es in Summe sogar 9,8 Millionen Euro gewesen.
  • Insgesamt schlugen die Recruiting-Aktivitäten seit 2018 damit mit rund 9,8 Millionen Euro zu Buche.
  • Die Bewerberzahlen hätten sich zudem nahezu verdoppelt.