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OECD-Studie warnt vor wachsender Einsamkeit bei Jung und Alt

Heute, 16:31 · Lesedauer 3 min

In den Industrieländern greift eine wachsende Einsamkeit unter jungen Leuten und Senioren um sich, wie eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ergeben hat. Unter den 16- bis 24-Jährigen sank der Anteil mit täglichen Kontakten zu Freunden zwischen 2015 und 2022 von 44 auf 36 Prozent, nachdem es bereits zwischen 2006 und 2015 einen Rückgang um neun Prozentpunkte gegeben hatte, wie die OECD am Donnerstag in Paris mitteilte.

Die jüngste Altersgruppe sei auch die Einzige gewesen, die keinen Anstieg täglicher Kontakte zu Freunden über Telefon oder soziale Medien zu verzeichnen hatte. Zusammen mit den 25- bis 49-Jährigen trugen sie auch zum allgemeinen Anstieg des Anteils der Befragten bei, die nie Kontakt zu Freunden aufnehmen, so die OECD.

Von dem Gefühl, dass sich die sozialen Beziehungen verschlechtert hätten, seien junge Menschen zwischen 2018 und 2022 die am stärksten betroffene Gruppe. Sie verzeichneten Verschlechterungen in fast allen Bereichen der sozialen Beziehungen. Unter älteren Menschen ab 65 Jahren wurde unterdessen unter allen Altersgruppen der stärkste Anstieg an sozialer Isolation festgestellt - dabei geht es um den Anteil der Menschen, der angibt, sich nie mit Freunden zu treffen. Der Anteil stieg zwischen 2015 und 2022 um 5,5 Prozentpunkte auf 11,4 Prozent.

Grundsätzlich gab die OECD zu bedenken, dass bei diesen Zahlen noch die Zurückhaltung bei direkten Kontakten während der Corona-Pandemie eingeflossen sein dürfte. Insbesondere ältere Menschen seien während der Hochphase der Pandemie vor den Gefahren persönlicher Treffen mit anderen Menschen gewarnt worden.

Beschleunigung nach Corona-Pandemie

Insgesamt kam die OECD-Studie zu dem Ergebnis, dass der Anteil der Menschen in den Industrieländern, die sich persönlich mit anderen treffen, in den letzten 15 Jahren stetig zurückgegangen ist, während der häufige Kontakt mit Freunden und Familie über Telefon oder soziale Netzwerke zugenommen hat. Eine wachsende Minderheit bleibe sozial isoliert – sie treffe sich nie mit Freunden und habe keinen Kontakt zu ihnen. Dieser Trend habe sich in den Jahren nach der Corona-Pandemie noch beschleunigt.

Jedoch zeigt die Studie auch deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Staaten auf: Der Anteil der Befragten, die angaben, dass sie sich in den vergangenen vier Wochen meistens oder immer einsam gefühlt haben, lag etwa in Rumänien bei den über 65-Jährigen mit 20 Prozent am höchsten (OECD-Schnitt rund acht Prozent). Dänemark gehört indes zu den wenigen Staaten, in denen sich die Jüngeren (16 bis 24 Jahre) mit rund neun Prozent am einsamsten gefühlt haben. In Österreich lagen die Altersgruppen im Vergleich zu anderen Staaten hingegen nah beieinander. Auch hier waren die Älteren zwar die einsamsten, jedoch lag der Wert mit rund fünf Prozent unter dem OECD-Schnitt.

(S E R V I C E - OECD-Studie unter https://dpaq.de/mVSUbQy)

Zusammenfassung
  • Der Anteil der 16- bis 24-Jährigen mit täglichen Kontakten zu Freunden ist laut OECD-Studie von 44 Prozent im Jahr 2015 auf 36 Prozent im Jahr 2022 gesunken, während diese Altersgruppe auch keinen Zuwachs an digitalen Kontakten verzeichnete.
  • Bei den über 65-Jährigen stieg der Anteil derer, die nie Freunde treffen, von 5,9 Prozent auf 11,4 Prozent, wobei die soziale Isolation in dieser Altersgruppe am stärksten zunahm.
  • In Österreich lagen die Einsamkeitswerte der Altersgruppen im internationalen Vergleich nah beieinander, wobei die Älteren mit rund fünf Prozent unter dem OECD-Schnitt lagen.