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Neue Vorwürfe gegen Till Lindemann

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Erneut wurden Vorwürfe gegenüber dem Rammstein-Sänger Till Lindemann erhoben. Frauen sollen gezielt für Sex rekrutiert worden sein. Recherchen des NDR und der SZ legen ein systematisches Handeln nahe.

Es sind mehr als ein Dutzend Frauen, die dem NDR und der SZ von ihren Erfahrungen mit dem Rammstein-Sänger Till Lindemann berichten. Sie sollen gezielt rekrutiert worden sein, um mit Lindemann Sex zu haben.

In zwei Fällen sprechen Frauen von sexuellen Handlungen, die sie im Nachhinein als gewaltvoll bzw. übergriffig erfahren haben. Eine 22-Jährige erzählt, sie habe zunächst zwar zugestimmt, den Sex aber als "ziemlich gewaltvoll" erlebt, sie habe starke Schmerzen währenddessen gehabt und nachher geblutet.

Eine andere junge Frau erzählt, sie sei nach einer Aftershowparty durch Alkoholkonsum besinnungslos in einem Bett gelegen. Als sie zu sich kam, sei Lindemann auf ihr gelegen. Er habe gefragt, ob er damit aufhören solle. Die junge Frau erzählt, sie sei damals so benommen gewesen, dass sie nicht einmal sagen hätte können, womit der Sänger aufhören sollte. Anschließend habe sie das Bewusstsein wieder verloren.

Danach sollen ihr Drogen angeboten worden sein. Am nächsten Tag wollte sie Lindemann sprechen, sie wusste nicht, ob er überhaupt ein Kondom verwendet hatte

Die beiden Frauen haben ihre Aussagen anonym und unter Eid vor der Kamera getätigt. Es gibt sowohl Zeug:innen-Aussagen als auch Chatprotokolle, die die Darstellungen untermauern.

Die Recherchen zeigen eine Systematik. Über ein Dutzend Frauen erzählen, dass sie aus dem Umfeld Lindemanns direkt für spezielle Aftershowpartys angeworben worden waren. Die Kontaktaufnahme erfolgte oft direkt über Instagram, viele mussten im Vorhinein Bilder von sich schicken oder wurden beim Konzert selbst fotografiert.

Diese Systematik wird von Fans, die sich bei PULS 24 gemeldet haben, bestätigt. Das sei seit Jahren bekannt. Ebenfalls berichten sie, dass bei den Aftershow-Partys die meiste Zeit nur Lindemann anwesend sei und die anderen Bandmitglieder ihrer Wahrnehmung nach eher getrennt feiern.

Auf PULS 24-Anfrage an die Landespolizeidirektion Wien, ob es im Zuge der Rammstein-Konzerte in Wien in den vergangenen Jahren Meldungen gab, erklärte diese: "Hinsichtlich der Rammstein-Konzerte in Wien der vergangenen Jahre gab es keine statistischen Erfassungen allfälliger Spiking- oder Sexualdelikte während oder im Umfeld dieser Konzerte."

Band dementiert

Die Vorwürfe gegenüber Lindemann starteten vor wenigen Tagen, als die Irin Shelby Linn auf Social Media davon berichtete, bei einem Rammstein-Konzert in Vilnius unter Drogen gesetzt worden zu sein. Die Band erklärte damals öffentlich: "Zu den im Netz kursierenden Vorwürfen zu Vilnius können wir ausschließen, dass sich, was behauptet wird, in unserem Umfeld zugetragen hat. Uns sind keine behördlichen Ermittlungen dazu bekannt." Gegenüber dem NDR und der SZ nahmen weder Lindemann noch seine Band Stellung. 

Sind Sie in einer Krisensituation? Hier finden Sie Hilfe:

Von Gewalt betroffenen Frauen steht zu jeder Tages- und Nachtzeit die Telefonnummer 0800 222 555 mit Expertinnen zur Seite. Eine Online-Beratung ist - parallel zur telefonischen Beratung - täglich in der Zeit von 15.00 bis 22.00 Uhr unter www.haltdergewalt.at erreichbar. Weitere Informationen unter www.frauenhelpline.at

Nummer Polizei: 133 oder 112 (Euronotruf)
SMS Polizei: 0800 | 133 133 (auch Notruf für Gehörlose)
Frauenhelpline: 0800 | 222 555

Frauennotruf
Frauenhäuser
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ribbon Zusammenfassung
  • Erneut wurden Vorwürfe gegenüber dem Rammstein-Sänger Till Lindemann erhoben.
  • Frauen sollen gezielt für Sex rekrutiert worden sein.
  • Recherchen des NDR und der SZ legen ein systematisches Handeln nahe.
  • In zwei Fällen sprechen Frauen von sexuellen Handlungen, die sie im Nachhinein als gewaltvoll bzw. übergriffig erfahren haben.