Naturhistorisches Museum zeigt natürlichen Kernreaktor

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Der Generaldirektor des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien, Christian Köberl, dessen Amtszeit Ende Mai endet, verabschiedet sich "strahlend": Ein neu gestalteter Teil der Dauerausstellung widmet sich der "natürlichen Radioaktivität". Neben farbenfrohen Uranmineralen und leuchtenden Steinen wird auch die kosmische Strahlung visualisiert und sogar ein Teil eines natürlichen Kernreaktors gezeigt.

Der Generaldirektor des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien, Christian Köberl, dessen Amtszeit Ende Mai endet, verabschiedet sich "strahlend": Ein neu gestalteter Teil der Dauerausstellung widmet sich der "natürlichen Radioaktivität". Neben farbenfrohen Uranmineralen und leuchtenden Steinen wird auch die kosmische Strahlung visualisiert und sogar ein Teil eines natürlichen Kernreaktors gezeigt.

"Es war mir wichtig zu zeigen, dass Radioaktivität ein Teil der Natur ist", erklärte Köberl gegenüber der APA. Schließlich stamme nur ein Drittel der radioaktiven Strahlung, der der Mensch ausgesetzt ist, aus künstlichen Quellen wie den Überresten von Atombomben, Kernkraftwerken oder medizinischen Anwendungen. Zwei Drittel kommen dagegen aus natürlichen Quellen wie aus dem Zerfall natürlich vorkommender radioaktiver Substanzen oder aus der kosmischen Strahlung.

Wie spektakulär solch eine natürliche Quelle sein kann, zeigt der natürliche Kernreaktor von Oklo in Gabun. Dort hatte sich in einem sedimentären Becken Uran in hoher Konzentration abgelagert. Geeignete Rahmenbedingungen führten dazu, dass vor über zwei Milliarden Jahren eine nukleare Kettenreaktion einsetzte, die über Hunderttausende Jahre in Gang blieb.

Das NHM erhielt 2018 nach langen Bemühungen eine Probe dieses Naturreaktors, dessen Strahlung fast vollständig abgeklungen ist. Der grau-weiß gesprenkelte Bohrkern selbst wirkt unscheinbar, die Geschichte, die er erzählt, ist aber faszinierend, und ein solches Objekt wohl weltweit in keinem anderen Museum zu sehen.

Eine andere natürliche Quelle ist die energiereiche kosmische Strahlung, die von der Sonne und entfernten Galaxien stammt und durch Wechselwirkung mit der Erdatmosphäre weitere Partikel bildet, die uns permanent durchdringen. Visualisiert wird dies im neugestalteten Bereich im Saal 4 der Mineralien- und Gesteinssammlung mit Hilfe eines Detektors, der die Strahlung live sichtbar macht.

Im Laufe ihrer Geschichte wurde die Erde immer wieder auch von massiven Schauern radioaktiver Teilchen getroffen, die von Sternenexplosionen (Supernovae) stammten. "Möglicherweise haben diese auch Einfluss auf die biologische Entwicklung gehabt", so Köberl. Eine Zeugin dieser gewaltigen kosmischen Ereignisse ist ebenfalls in der Schau zu sehen - in Form einer Manganknolle, in der sich Anreicherungen des radioaktiven Isotops Eisen-60 finden, das aus einer Supernova stammt.

Neugestaltet wurde auch die Vitrine mit einer Auswahl an Mineralien, die unter kurz- oder langwelliger ultravioletter Strahlung besonders kräftig leuchten. Dabei kann man auch den Unterschied zwischen Fluoreszenz und Phosphoreszenz entdecken. Auch in Österreich kann man fluoreszierende Mineralien finden, wie etwa das Wolframerz Scheelit, das unter kurzwelligem UV-Licht weiß leuchtet und in Mittersill (Salzburg) abgebaut wird.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Generaldirektor des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien, Christian Köberl, dessen Amtszeit Ende Mai endet, verabschiedet sich "strahlend": Ein neu gestalteter Teil der Dauerausstellung widmet sich der "natürlichen Radioaktivität".
  • Neben farbenfrohen Uranmineralen und leuchtenden Steinen wird auch die kosmische Strahlung visualisiert und sogar ein Teil eines natürlichen Kernreaktors gezeigt.

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