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Mit HPV-Impfung Leid durch Krebs "nicht mehr notwendig"

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In Österreich gibt es jährlich rund 440 Gebärmutterhalskrebs-Neuerkrankungen und 140 Todesfälle. Für viele - und auch für Krebsarten bei Männern - ist eine Infektion mit Humanen Papilloma-Viren (HPV) verantwortlich. Auch zu Krebsvorstufen kann HPV führen, was hierzulande pro Jahr 6.000 Operationen nötig macht. "Dieses Leid ist nicht mehr notwendig", verwies der Gynäkologe Christian Schauer am Dienstag in einer Pressekonferenz auf die HPV-Impfung, die sehr hohen Schutz bietet.

Für Mädchen und Buben ab dem vollendeten neunten bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr wird die Impfung daher seit mehreren Jahren kostenlos angeboten, wurde bei dem Medientermin der Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Onkologie (AGO) betont. Um HPV-bedingten Gebärmutterhalskrebs auszurotten, ist eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent erforderlich. In Österreich liege diese bei unter 50 Prozent, was noch eine optimistische Schätzung sei, berichtete AGO-Präsident-Schauer anlässlich des Welt-HPV-Tages am 4. März. Die AGO forderte daher mehr Anstrengungen und u.a. eine automatische Impfung aller Kinder mit der Möglichkeit eines "opt-outs" der Eltern.

"Es muss möglich sein, dass alle Kinder geimpft werden", gab der Mediziner der Abteilung für Gynäkologie im Krankenhaus Barmherzige Brüder Graz als Ziel aus. Für Kinder, die das zwölfte Lebensjahr schon abgeschlossen haben, gibt es derzeit ein Catch-up-Programm, wo die Impfung bis zum vollendeten 18. Lebensjahr zum Selbstkostenpreis angeboten wird. Ab dem vollendeten 15. Lebensjahr gilt dabei ein Drei-Dosen-Schema, darunter sind nur zwei Impfungen notwendig. Schauer verwies auf über 30.000 Gebärmutterhals-, 6.000 Anal- sowie 4.000 Scheiden- und Penis-Krebserkrankungen jedes Jahr in Europa.

Bis zu 80 Prozent der Männer und Frauen infizieren sich in ihrem Leben mit HPV, berichtete Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Abteilung Impfwesen im Gesundheitsministerium. Rund zehn Prozent aller gesunden Frauen weltweit haben aktuell eine HPV-Infektion, sprach der Gynäkologe Christoph Grimm von der MedUni/AKH Wien von einer "enormen Durchseuchung und Verbreitung in der Bevölkerung". Europa bewege sich mit knapp sieben Prozent im niedrigsten Bereich, berichtete der gewählte Nachfolger von Schauer als AGO-Präsident.

Der in Österreich erhältliche Impfstoff deckt zu 90 Prozent jene HPV-Stämme ab, die für Gebärmutterhalskrebs, Genitalwarzen aber auch Analkrebs verantwortlich sind. "Wir wissen, es ist eine hocheffektive, hochsichere Impfung, die letztendlich auch Leben retten kann", sagte Paulke-Korinek. Die Impfung wirke am besten im Altersbereich der kostenlos angebotenen Kinderimpfung, außerdem solle sie rechtzeitig vor sexueller Aktivität verabreicht werden. Eine Immunisierung sei auch später noch für jeden bis zum 30. Lebensjahr empfohlen, danach optional und etwa nach Veränderungen in der Gebärmutter auch teilweise von der Sozialversicherung bis zum 45. Lebensjahr kostenlos.

"Es gibt eine Impfung, man kann vorsorgen", riet auch die ehemalige HPV-Betroffene und frühere Gebärmutterhals-Krebspatientin Nadja Wagner zu einer Immunisierung. Dass sie nach der Operation noch schwanger geworden ist, sei laut Ärzten "ein Wunder der Natur". Ihre Tochter habe sie nun mit zehn Jahren auch impfen lassen.

ribbon Zusammenfassung
  • "Dieses Leid ist nicht mehr notwendig", verwies der Gynäkologe Christian Schauer am Dienstag in einer Pressekonferenz auf die HPV-Impfung, die sehr hohen Schutz bietet.
  • Die AGO forderte daher mehr Anstrengungen und u.a. eine automatische Impfung aller Kinder mit der Möglichkeit eines "opt-outs" der Eltern.
  • Ab dem vollendeten 15. Lebensjahr gilt dabei ein Drei-Dosen-Schema, darunter sind nur zwei Impfungen notwendig.