APA/KARIN ZEHETLEITNER

Mann suchte Darknet-Killer für Ex - 12 Jahre Haft

Wegen eines Sorgerechtsstreits mit seiner Ex-Frau wollte ein 33-Jähriger im Darknet einen Killer engagieren. Er bot sogar mehr Geld, falls die Ex-Frau besonders qualvoll ermordet würde. Doch der vermeintliche Killer betrog ihn um das Geld. Am Freitag wurde er dafür zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Ein 33-Jähriger soll versucht haben, den Streit um die Kindesobsorge mit seiner Ex-Frau auf äußerst drastische Weise zu lösen: Er heuerte im Darknet einen Killer an und bezahlte auch - doch weiter passierte nichts. Der vermeintliche Killer hatte ihn betrogen. Das Geld war weg, außerdem kam eine Anklage wegen versuchten Mordes dazu.

Am Freitag musste sich der Wiener im Grazer Straflandesgericht vor einem Geschworenensenat verantworten. Er fühlte sich nicht schuldig und verwies auf seinen damaligen "Ausnahmezustand". Daran, auf wen sein zweiter Mordauftrag abzielte, wollte er sich vor Gericht "nicht erinnern" können.

Freitagnachmittag kamen die acht Geschworenen zu einem einstimmigen Urteil: Der Angeklagte ist schuldig im Sinne der Anklage. Die Laienrichter haben ihm nicht geglaubt, dass er von sich aus von seinen Plänen wieder Abstand genommen hatte. Der Wiener erbat sich nach seiner Verurteilung drei Tage Bedenkzeit. Die Staatsanwaltschaft kündigte eine Strafberufung an. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.

Als "Jason Dark" auf der Suche nach einem Killer

Der Mann hatte im Sommer 2021 einen Killer gesucht hatte, der seine südamerikanische Frau ermorden sollte. Sie habe "schreckliche Dinge" getan und sollte dafür sterben. Dem Ganzen war ein heftiger Streit um die Obsorge für den gemeinsamen Sohn vorausgegangen, im Zuge dessen der Mann mit dem Kind einmal ein ganzes Jahr ins Ausland verschwand.

Der 33-Jährige aus der Steiermark legte laut Anklageschrift, die PULS 24 bereits länger vorlag, den Codenamen "Jason Dark" zu, um im Darknet den Mord an seiner Ehefrau in die Wege zu leiten. Eineinhalb Monate lang, bis zu 30. Juni 2021, soll er sich auf die Suche nach einem Killer begeben haben und wurde schließlich auf einer "Murder-for-Hire"-Website fündig.

7.000 Euro sollte der Mord an der Frau kosten, 9.000 wollte er zahlen, wenn sie besonders qualvoll - und per Video gefilmt - sterben würde. Insgesamt 5.900 Euro überwies der Mann einem unbekannten Täter. Doch nach der Überweisung folgte Funkstille. Der vermeintliche Killer hatte ihn übers Ohr gehauen.

FBI brachte Fall ans Licht

Dass der Fall überhaupt ans Licht kam, war dem FBI zu verdanken. Die amerikanischen Ermittler fanden im Darknet einen Chatverlauf, in dem es um die geplante Ermordung einer Frau in Österreich ging und leiteten die Fakten etwa ein Jahr nach dem ursprünglichen Chat an die österreichischen Behörden weiter.

Zwei Jahre nach dem Vorfall kam nun eine neue Variante zur Sprache. Angeblich hatte der Beschuldigte am Tag nach der Auftragserteilung und Geldüberweisung alles rückgängig gemacht. Doch dafür gab es bisher keinen Beweis, für die anderen Fakten schon. "Das sind nur Teile des Chatverlaufs, das sagt das FBI ausdrücklich", betonte der Verteidiger. Sein Mandant sei überzeugt gewesen, dass die Mutter das Kind misshandeln würde.

Warum er bei der Polizei nichts davon gesagt habe, dass er den Mordauftrag zurückgezogen habe, wollte Richter Florian Farmer wissen. "Es ging dort alles zu schnell und ich war in einem Ausnahmezustand", erklärte der 33-Jährige.

Angeklagter: "Wollte eigentlich nur Waffe kaufen"

Eigentlich habe er im Darknet nur eine Waffe kaufen wollen, "um mir das Leben zu nehmen", schilderte er. Dann habe ihm jemand geschrieben, "es gibt auch eine andere Lösung". Er stimmte zu und zahlte, "aber dann konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen und habe am nächsten Tag versucht, alles zu stoppen".

"Wie geht es Ihnen damit, dass Ihr Kind mit der Gewissheit aufwächst, dass der Vater die Mutter umbringen wollte?", interessierte den Vorsitzenden. "Es tut mir so leid, ich war in einer Ausnahmesituation und hatte extrem Angst um meinen Sohn", antwortete der Befragte.

Angeklagter kann sich an zweiten Mordauftrag "nicht erinnern"

Im Chatverlauf war auch von einem zweiten Mord die Rede. "Um wen ist es denn dabei gegangen?", wollte der Richter wissen. "Das kann ich mich nicht mehr erinnern", antwortete der Angeklagte, es sei "schon zu lange her".

Ein Urteil der Geschworenen wurde für den Abend erwartet.

ribbon Zusammenfassung
  • Wegen eines Sorgerechtsstreits mit seiner Ex-Frau wollte ein 33-Jähriger im Darknet einen Killer engagieren.
  • Er bot sogar mehr Geld, falls die Ex-Frau besonders qualvoll ermordet würde. Doch der vermeintliche Killer betrog ihn um das Geld.
  • Dafür wurde das FBI auf den Chatverlauf aufmerksam und benachrichtigte die österreichischen Behörden.
  • Vor Gericht in Graz behauptete der Angeklagte, dass er den Mordauftrag einen Tag später rückgängig machen wollte. Beweise dafür gibt es aber nicht.
  • Am Freitag wurde er für den Mordplan zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.