Samt Grabkerzen
Mahnwache für "qualvoll verhungernde" Tauben in Salzburg
Tourist:innen, die sich am Fenstertag zu einer der Top-Sehenswürdigkeiten Salzburgs aufmachten, bot sich ein ungewöhnliches Bild. Rund 20 Aktivist:innen standen mit großformatigen Bildern von Tauben - teils tot, teils lebendig - vor dem Schloss Mirabell.
Auch Grabkerzen hatten die Demonstrierenden dabei. Ihr Vorwurf: Die Stadttauben Salzburgs würden "qualvoll verhungern".
Organisiert wurde der Protest vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) und der ARGE Stadttauben Salzburg.
Hans Lutsch, Vorsitzender der ARGE Stadttauben, ortet im Interview mit PULS 24 innerhalb der Bevölkerung große Sorgen über "die Befindlichkeit der Straßentauben in der Stadt Salzburg".
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"Immer wieder, wenn wir Stadttauben als Notfall aufnehmen, zu den Tierärzten bringen und auf die Waage legen, ist der Gesundheitszustand bedenklich", meint Lutsch. Die Fettreserven der Tiere seien aufgezehrt.
Den Einwand, dass wohl die wenigsten Salzburger in ihrem Leben eine ausgehungerte Taube gesehen hätten, kann der Taubenexperte nicht bestätigen.
Strafen für Taubenfüttern
Die Aktivist:innen protestierten unter anderem dagegen, dass das Magistrat das bestehende Fütterungsverbot für Tauben seit Herbst 2024 konsequent umsetzt und Strafen verhängt.
Vonseiten der Stadt hieß es am Freitag dazu, dass die illegale Fütterung der Tiere zuletzt aus dem Ruder gelaufen sei - mit zahlreichen negativen Folgen.
Bayrische Taubenschläge als Vorbild
Eine Demonstrantin hat ein selbstgemaltes Plakat dabei. "Frieden für die Friedenstaube = Taubenhaus" steht darauf.
Als Vorbild dient den Aktivist:innen die Stadt Augsburg in Bayern, die mit betreuten Taubenschlägen und artgerechter Fütterung auf Probleme mit den Vögeln reagiere.
Die Tiere brüten in eigenen Taubenhäusern, wobei Eier zur Populationskontrolle durch Gipseier ausgetauscht werden.
Tatsächlich wird in Salzburg seit Jahren über ein Taubenhaus diskutiert. Das städtische Veterinäramt und der zuständige Vizebürgermeister Florian Kreibich (ÖVP) haben der Idee zuletzt aber eine Absage erteilt - auch weil die illegale Fütterung der Tiere im vergangenen Jahr so stark zugenommen hat.
Druck auf die Stadt durch kiloweise Futter?
"Es war besonders heuer zu beobachten, dass die bekannten Fütterungsstellen mit großen Mengen an Futter belegt waren", sagt Bernd Huber, zuständiger Abteilungsleiter im Magistrat.
So seien täglich an mehreren Standorten jeweils fünf bis 15 Kilogramm Körnerfutter ausgebracht worden.
Bürger:innen berichteten, dass Futter palettenweise an Aktivisten geliefert wurde - und dass auf den Salzach-Böschungen manchmal so viel Körner lagen, dass sie die Tauben gar nicht mehr fressen konnten.
"Wir vermuten, dass mit den Fütterungen die Zahl der Tauben hochgehalten werden sollte, um Druck auf die Stadt aufzubauen, doch ein Taubenhaus zu errichten", sagte Huber.
Darum habe man bereits im Herbst 2024 die Kontrollen intensiviert. "Neben Verwaltungsstrafen haben wir am zivilrechtlichen Weg auch Unterlassungserklärungen in die Wege geleitet, da der Reinigungsaufwand für die Stadt sehr hoch ist."
Taubenhaus noch nicht vom Tisch
Man wolle die Idee eines Taubenhauses nicht komplett verwerfen, betonte Huber. Das von den Tierschützern angesprochene Beispiel Augsburg zeige jedoch, dass ein Haus nicht reichen werde.
"In Augsburg gibt es nicht eines, sondern gut ein Dutzend Taubenhäuser." Nehme sich das Salzburg als Vorbild, müsse man wohl mit jährlichen Kosten in der Höhe von 200.000 bis 300.000 Euro für Fütterung, Pflege und Betreuung rechnen.
Dabei sei nicht einmal klar, wie stark Taubenhäuser zur Lösung der Taubenproblematik beitragen können.
Zusammenfassung
- Rund 20 Tierschutzaktivisten hielten am Freitag vor dem Schloss Mirabell in Salzburg eine Mahnwache gegen das seit Herbst 2024 konsequent umgesetzte Fütterungsverbot für Tauben ab.
- Die Aktivisten fordern legale, kontrollierte Fütterungsplätze und ein Taubenschutzkonzept, da sie den Hungertod der Tiere durch das Verbot befürchten.
- Die Stadt Salzburg begründet das Verbot mit negativen Folgen wie Verschmutzung, Rattenplage und gesundheitlichen Problemen durch zu viel Futter; täglich wurden fünf bis 15 Kilogramm Körnerfutter an mehreren Standorten verteilt.
- Seit Herbst 2024 werden Strafen und Unterlassungserklärungen verhängt, wodurch seit März 2025 an den bekannten Fütterungsplätzen keine Futterrückstände mehr feststellbar und die Rattenproblematik verringert ist.
- Die Idee eines Taubenhauses nach Augsburger Vorbild wird diskutiert, doch die Stadt verweist auf jährliche Kosten von 200.000 bis 300.000 Euro und die fehlende Zustimmung des Veterinäramts.