Lawinenabgang am Arlberg: Wer trägt die Schuld?

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Nach dem Lawinenabgang in Lech/Zürs am Sonntag stellt sich nun die Frage: Wie konnte es dazu kommen?

Nach dem Lawinenabgang in Lech/Zürs am Sonntagnachmittag ist am Montag eine letzte Sicherheitssuche durchgeführt worden. Danach herrschte wieder reger Skibetrieb. Nun stellt sich die Frage: Wie konnte es dazu kommen?

Wie konnte das passieren?

Nach dem Lawinenabgang mit zehn Beteiligten lief am Dienstag die Ermittlungsarbeit der Alpinpolizei auf Hochtouren. In den Händen der Alpinpolizisten liegt es, das Lawinenunglück mit einem Schwerverletzten möglichst genau zu erfassen, zu vermessen und zu ergründen. Der Lawinenabgang in Lech/Zürs hat besondere Brisanz, weil die Wintersportler auf einer geöffneten Skipiste von den Schneemassen erfasst wurden.

Nach Angaben von Rainer Fitz, dem Chef der Vorarlberger Alpinpolizei, wurde am Dienstag intensiv ermittelt. In einem ersten Schritt gehe es darum, Auskunftspersonen, Zeugen und Verantwortliche der Liftgesellschaft zu befragen, sagte Fitz gegenüber der APA. Sobald es die Lawinen- und die Wettersituation zulasse, werde man dann an der Lawine selbst verschiedenste Erhebungen durchführen. So wird die Lawine genauestens vermessen, aber auch ihre Beschaffenheit. "Wir werfen natürlich auch einen Blick in die Schneedecke und erstellen ein Schneeprofil", sagte Fitz.

Hang wurde zuvor gesprengt

Am Montag gab es zunächst keine Hinweise darauf, dass eine Skifahrer:in die Lawine im freien Gelände ausgelöst hat. 

Außerdem sei der betroffene Hang, von dem die Lawine abgegangen ist, "in der Früh gesprengt worden", so Hermann Fercher, Einsatzleiter und Tourismusdirektor von Lech. Der Hang sei grundsätzlich als "problematisch" bekannt. "Wenn es viel geschneit hat, ist das immer einer der Hänge, in denen gesprengt wird", erklärt Fercher. Trotzdem sei offenbar nicht der ganze Schnee abgegangen. Ob die Skipiste schließlich freigegeben wird, oblige der Betriebsleitung.

In Lech/Zürs hatte am Wochenende erhebliche Lawinengefahr der Stufe drei auf der fünfstufigen Gefahrenskala geherrscht.

Eine Person schwer verletzt

Die Lawine löste sich am Sonntag kurz vor 15.00 im freien Skigelände, ging aber auf die Skipiste Nr. 134 (Balmen) nieder, wo zehn Wintersportler aus Europa und den USA überrascht wurden. Ein Skifahrer aus Deutschland wurde mit schweren Verletzungen auf die Intensivstation nach Innsbruck überstellt, drei weitere Personen wurden leicht verletzt. Die Piste selbst wurde auf einer Länge von 500 bis 600 Meter verschüttet, für die Sicherheit auf der Piste ist grundsätzlich der Liftbetreiber verantwortlich.

Ein Video, das ein Augenzeuge aufnahm, zeigt, wie die Lawine auch auf eine Piste abging.

Mögliche Faktoren für die Lawinenauslösung könnten Mensch, Tier oder auch die Sonneneinstrahlung gewesen sein, zunächst war das aber lediglich Spekulation. Aufschluss geben sollen die Ergebnisse der Ermittlungsarbeit der Alpinpolizei. "Wir tragen alles zusammen, am Ende unserer Arbeit steht eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Feldkirch", sagte Fitz. Anschließend müsse die Behörde ihre Schlüsse ziehen.

Ein Weihnachtswunder

Im Allgemeinen war die Erleichterung am Arlberg groß, dass das Unglück nicht schlimmer ausgegangen ist. Es sei "natürlich sehr bedauerlich, dass es einen Schwerverletzten gegeben hat". In Anbetracht des möglichen Katastrophenszenarios müsse man aber "von einem Weihnachtswunder reden."

Auch Bürgermeister Gerhard Lucian sieht das so, findet es aber "schon sehr ungewöhnlich ist, dass eine Lawine auf der Piste abgeht". 

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