Klimawandelanpassung durch Entsiegelung von "Hitzegrätzln"
Bis zum Jahr 2030 sollen dort die Pkw-Abstellplätze im öffentlichen Straßenraum um 50 Prozent reduziert werden, um Platz für Begrünung zu schaffen. Zahlreiche Straßen, darunter auch stark befahrene wie die Rue de Rivoli, wurden verkehrsberuhigt und begrünt, berichtete Ian Gorog, Büroleiter des Pariser Vizebürgermeisters. Auch ein Vorzeigeprojekt aus Österreich wurde in der Konferenz vorgestellt: Amstettens Vizebürgermeister Markus Brandstetter (ÖVP) berichtete über den im Vorjahr eröffneten neuen Hauptplatz, auf dem rund 70 neue Bäume nach dem Schwammstadtprinzip gepflanzt wurden, womit die größte Schwammstadt Niederösterreichs entstanden sei.
Daniela Lehner vom Institut für Landschaftsarchitektur der Universität für Bodenkultur (BOKU) betonte, dass "Entsiegelung und Begrünung von Straßen ein wichtiger Beitrag zur Abschwächung der bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels sind. Straßen erstrecken sich netzartig über die Stadt. Sie stellen ein großes, jedoch oft ungenutztes, Potenzial für eine flächendeckende Klimawandelanpassung und Verbesserung der Lebensqualität dar." Die Wissenschafterin empfahl, "Straßenparks" verstärkt umzusetzen. Dabei seien mindestens 50 Prozent des Straßenquerschnitts für Gehen, Radfahren und Begrünung vorgesehen, pro 1.000 Quadratmeter sollte es mindestens acht Bäume geben und jeweils mindestens 40 Prozent der Straßenfläche sollen von Bäumen beschattet und unversiegelt sein.
Die Landschaftsplanerin Heide Studer vom Planungsbüro tilia wies in ihrem Vortrag darauf hin, dass der Klimawandel nicht alle gleich betrifft. "Besonders für Kinder, ältere Menschen, chronisch Kranke und Gruppen mit geringem Einkommen sind klimafitte Straßenräume mit Aufenthaltsangeboten wichtig." Judith Wittrich von der Arbeiterkammer Wien wies ergänzend darauf hin, dass häufig Menschen mit geringen Einkommen in "Hitzegrätzln" leben müssten, die dieser Belastung kaum ausweichen könnten. Daher brauche es gerade in diesen Straßenräumen systematische Entsiegelung, schattenspendende Bäume und viel Grün für kühle Verweilorte.
(S E R V I C E - Weitere Infos unter https://vcoe.at/)
Zusammenfassung
- Bis 2030 will Paris die Pkw-Abstellplätze im öffentlichen Straßenraum um 50 Prozent reduzieren, um Platz für Begrünung und kühlende Bäume zu schaffen.
- In Amstetten wurden am neuen Hauptplatz rund 70 Bäume nach dem Schwammstadtprinzip gepflanzt, wodurch die größte Schwammstadt Niederösterreichs entstand.
- Expert:innen empfehlen, mindestens 50 Prozent des Straßenquerschnitts für Gehen, Radfahren und Begrünung zu nutzen, acht Bäume pro 1.000 Quadratmeter zu pflanzen und mindestens 40 Prozent der Straßenfläche zu beschatten und unversiegelt zu lassen.