Wagner nach Prozess gegen Fellner: In Österreich "ist noch ein weiter Weg zu gehen"

"Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner wurde wegen übler Nachrede nicht rechtskräftig schuldig gesprochen. Katia Wagner hatte geklagt und spricht im Interview mit PULS 24 darüber, dass sie sich eigentlich eine Entschuldigung erwarte.

Der Medienmacher Wolfgang Fellner ist am Donnerstag am Landesgericht für Strafsachen in Wien wegen übler Nachrede nicht rechtskräftig zu 120.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Seine Ex-Mitarbeiterin Katia Wagner klagte ihn, weil er ein von ihr angefertigtes Gedächtnisprotokoll über ein Abendessen mit ihm gegenüber der Tageszeitung "Der Standard" fälschlicherweise als "frei erfunden" bezeichnet hatte.

In einem ersten Interview nach dem Prozess, sagt Wagner nun, dass sie keine Genugtuung empfinde. Zwar finde sie es gut, dass das Geld einem guten Zweck zur Verfügung gestellt werde (die nicht rechtskräftige Strafe geht an den Staat, Anm.), viel mehr würde sie sich aber eine Entschuldigung erwarten. Sie wünsche sich eine Entschuldigung "an alle Opfer sexueller Belästigung". Mit dem Prozess wollte sie "ein Sittenbild aufzeigen".

Vorwürfe: Sexuelle Belästigung

Wagner wirft - wie auch mehrere andere Frauen -  Fellner sexuelle Belästigung vor, was der "Österreich"-Herausgeber vehement bestreitet. Es gilt die Unschuldsvermutung. Im Zuge dieser Causa erschien Ende Mai ein Artikel im "Standard", der sich um das Gedächtnisprotokoll Wagners dreht. In diesem ist festgehalten, dass Fellner Wagner bei einem Abendessen im April 2015 etwa gefragt habe, welches Kleid sie trage und ob er es "kurz aufzippen" solle. Auch sagte er zu ihr, dass er sie liebe und hoffe, dass das gewürdigt und erwidert werde. Auf kurz oder lang müsse er sie ohnehin heiraten und sie sei ein "super schönes Wesen" und "geil".

Fellner behauptete, dass die Aussagen so nicht gefallen seien - Wagner legte beim Prozess aber Tonbandaufnahmen vom Abendessen vor. Fellner gestand schließlich.

Wagner: "Es muss noch viel geschehen"

Katia Wagner verstehe jede, die nicht den Mut finde, sich zu äußern. Das "System Fellner" bestehe schließlich daraus, junge Mädchen zu bedrängen und dann zu bedrohen. Wenn Frauen auspacken wollen, werde den Frauen Angst gemacht, es würden Kampagnen mit schlechter Berichterstattung gestartet und mit den Kontakten Fellners gedroht, wirft Wagner dem Medienmacher vor.

Damit sollen weitere Opfer eingeschüchtert werden. Die Botschaft, "dass man sich trauen kann", sei nun aber wichtig. "Keiner hat sich getraut, gegen einen mächtigen, weißen Mann etwas zu sagen", so Wagner.

Sie hoffe, dass es auch in Österreich für die Opfer von sexueller Belästigung oder Gewalt einfacher werde. "Aber darauf warte ich seit Jahren", sagt Wagner. In Österreich gäbe es immer sofort Stimmen, die die Opfer schlecht machen würden, kritisiert sie. Das könne jeder behaupten, da stehe es Aussage gegen Aussage, hätte sie gehört. Auch, dass der Mann der Arme sei, sei gesagt worden.

Wenn man die Vorwürfe dann dokumentiert, wie es international empfohlen wird, komme die Frage, warum man denn ein Abendessen aufnehmen würde, so Wagner. In Österreich sei bei dem Thema also "noch ein weiter Weg zu gehen".

ribbon Zusammenfassung
  • Der Medienmacher Wolfgang Fellner ist am Donnerstag am Landesgericht für Strafsachen in Wien wegen übler Nachrede nicht rechtskräftig zu 120.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden.
  • Seine Ex-Mitarbeiterin Katia Wagner klagte ihn, weil er ein von ihr angefertigtes Gedächtnisprotokoll über ein Abendessen mit ihm gegenüber der Tageszeitung "Der Standard" fälschlicherweise als "frei erfunden" bezeichnet hatte.
  • In einem ersten Interview nach dem Prozess, sagt Wagner nun, dass sie keine Genugtuung empfinde. Zwar finde sie es gut, dass das Geld einem guten Zweck zur Verfügung gestellt werde, viel mehr würde sie sich aber eine Entschuldigung erwarten.
  • Sie wünsche sich eine Entschuldigung "an alle Opfer sexueller Belästigung". Mit dem Prozess wollte sie "ein Sittenbild aufzeigen".
  • Sie hoffe, dass es auch in Österreich für die Opfer von sexueller Belästigung oder Gewalt einfacher werde. "Aber darauf warte ich seit Jahren", sagt Wagner.
  • In Österreich gäbe es immer sofort Stimmen, die die Opfer schlecht machen würden, kritisiert sie.