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Karneval in Rio zeigt sich 2023 heiß und politisch

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Prächtige Kostüme und Wagen, mitreißende Gesänge und Klänge: In Rio haben die weltberühmten Umzüge im Sambodrom begonnen. Den Anfang machte dabei am Freitagabend (Ortszeit) die Sambaschule "Arranco do Engenho de Dentro". Sie widmete ihren Umzug im Regen Zé Espinguela, dem Organisator des ersten Wettbewerbs der Sambaschulen von Rio de Janeiro im Jahr 1929. Der Wettbewerb wurde damals dort ausgetragen, wo die Schule "Arranco" heute ihren Sitz hat.

Die Sambaschulen zeigten sich aber auch modern: Zum ersten Mal defilierte mit der "Arranco" ein Mann als Fahnenträger im Sambodrom. Die zwölf Top-Schulen treten am Sonntag und Montag bis in den frühen Morgen auf. Zehntausende auf den Tribünen sowie Millionen vor dem Fernseher in Brasilien und auf der ganzen Welt verfolgen für gewöhnlich die Umzüge auf dem überdimensionalen Laufsteg, den einst der berühmte brasilianische Architekt Oscar Niemeyer in den 1980er-Jahren entworfen hatte.

Der Karneval von Rio gilt als "größte Party der Welt". Die Stadt erwartet Einnahmen von umgerechnet rund 810 Millionen Euro, die Tourismus-Agentur Riotur bis zu 5,5 Millionen Karnevalsfans in der Stadt. Die Hotels verzeichneten eine Auslastung von 91,5 Prozent. Mit der Übergabe des Stadtschlüssels an "König Momo" hatte Bürgermeister Eduardo Paes den diesjährigen Karneval am Freitagnachmittag (Ortszeit) eröffnet. Nach zwei Jahren, in denen die Pandemie das Fest verhindert oder eingeschränkt hatte, sagte Paes, der die Corona-Impfungen auch mit Blick auf den Karneval vorangetrieben hatte: "Dank der Wissenschaft, dank der Medizin, dank des öffentlichen Gesundheitssystems und derjenigen, die sich geimpft haben, können wir wieder das Leben feiern, indem wir uns im Karneval von Rio treffen."

In Brasilien war auf dem Höhepunkt der Pandemie 2021 das Gesundheitssystem zusammengebrochen. Bürgermeister Paes sagte den Straßenkarneval wegen Corona in den vergangenen beiden Jahren ab. Nur die Umzüge im Sambodrom fanden nach einer Verschiebung im April 2022 statt. Nun aber ist der Karneval mit voller Kraft zurück. 445 Umzüge von Karnevalsgruppen - sogenannten Blocos - genehmigte die Stadtverwaltung in dieser Saison. Bereits am Nachmittag zogen die ersten offiziellen "Blocos" wie die traditionellen "Carmelitas" im Bohéme-Viertel Santa Teresa durch die Straßen Rios oder spielten auf Plätzen.

Zehntausende "Cariocas", wie die Einwohner Rios heißen, und Touristen stimmten sich schon am vergangenen Wochenende mit Musikern und Tänzern in den Straßen verschiedener Stadtteile auf den Karneval ein. Auf der Südhalbkugel ist Hochsommer, derzeit ist es besonders heiß. Das Thermometer zeigte am Freitag 41,8 Grad an, die gefühlte Temperatur, die sich etwa wegen der Luftfeuchtigkeit oder Winden von der tatsächlichen unterscheidet, lag bei 53,8 Grad.

Aber der Karneval von Rio ist auch mehr als heiße Party: Nach dem Sturm auf das Regierungsviertel in Brasília am 8. Jänner rief Bürgermeister Paes den "Karneval der Demokratie" aus.

Bei den Umzügen nimmt jede Sambaschule die Betrachter mit in eine andere Welt - für gewöhnlich in eine, in der alles in Ordnung ist. Politische Kommentare gab es aber durchaus auch in den vergangenen Jahren. So kritisierte etwa die Siegerschule "Mangueira" 2020 die Bolsonaro-Regierung.

Die "Blocos" bilden seit jeher so etwas wie einen parallelen Karneval zu den streng reglementierten Umzügen im Sambodrom, bei denen eine Jury wie beim Eiskunstlauf Noten vergibt. Dieses Jahr sind sie allerdings auch auffallend organisiert, durch die Zwangspause hatten sie viel Zeit, um sich vorzubereiten. Ein großes Maß an Spontanität und Kreativität haben die "Blocos" sich aber dennoch bewahrt. In Whatsapp-Gruppen tauschen sich Karnevalsfans aus, wo ein "Bloco" sich gerade aufhält und welcher als nächstes loszieht.

ribbon Zusammenfassung
  • Prächtige Kostüme und Wagen, mitreißende Gesänge und Klänge: In Rio haben die weltberühmten Umzüge im Sambodrom begonnen.
  • Den Anfang machte dabei am Freitagabend die Sambaschule "Arranco do Engenho de Dentro".
  • Sie widmete ihren Umzug im Regen Zé Espinguela, dem Organisator des ersten Wettbewerbs der Sambaschulen von Rio de Janeiro im Jahr 1929.
  • Nur die Umzüge im Sambodrom fanden nach einer Verschiebung im April 2022 statt.