APA/ERWIN SCHERIAU

"Ich habe den Chef erschossen": Das Protokoll der Trieben-Tat

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Ein steirischer Polizeibeamter hat am Montag seinen Kommandanten erschossen. Vor den Schüssen gab es noch ein Gespräch zwischen den beiden, in dem es um eine Verfehlung des mutmaßlichen Schützen ging. Täglich werden neue Details bekannt. Was wir bisher wissen.

Die Tat hat nicht nur in der 3.000-Seelen-Gemeinde Trieben in der Obersteiermark große Bestürzung ausgelöst: Der 59-jährige Kommandant der örtlichen Polizeiinspektion ist Montagfrüh auf seinem Posten, mutmaßlich durch eine Schussabgabe eines jüngeren Kollegen, getötet worden. Dessen Dienstwaffe wurde sichergestellt. Der mutmaßliche Schütze wurde festgenommen, am Donnerstag wurde Untersuchungshaft über den 46-Jährigen verhängt.

Vor den Todesschüssen führten der Kommandant und der mutmaßliche Schütze am frühen Montagmorgen noch ein Gespräch. Der Vorgesetzte teilte dem Polizisten mit, dass er eine dienstliche Verfehlung melden müsse. Ein Arbeitsunfall sei nicht, wie vorgeschrieben, protokolliert worden, berichtet die "Kronen Zeitung". Damit hätte dem Polizisten eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs, eventuell eine Suspendierung, gedroht.

Gespräch "ruhig"

Das Gespräch sei "kein echter Streit, sondern eine ruhige Aussprache" gewesen, schilderte Thomas Mühlbacher, Leiter der Staatsanwaltschaft Leoben, am Mittwoch der APA. Der mutmaßliche Täter verließ das Dienstzimmer seines Chefs und kam mit seiner Dienstwaffe, einer Glock 17, zurück. Der Polizist fragte noch, ob man das nicht anders regeln könne. Als die Antwort des Kommandanten "Nein" war, "hat er geschossen", sagte Staatsanwalt Mühlbacher. "Es war also eine Zäsur zwischen Gespräch und Schüssen."

Von einem anwesenden Kollegen ließ sich der 46-Jährige dann widerstandslos festnehmen, wobei er noch sinngemäß gesagt haben soll: "Ich habe den Chef erschossen."

Bericht: Vier Treffer

Am Dienstag berichtete die APA, es seien insgesamt vier Schüsse gefallen, wovon drei Schüsse den Kommandanten trafen. Das Opfer sei viermal getroffen worden, berichtet am Freitag hingegen die "Krone".

Rettungskräfte trafen gegen 7.45 Uhr sehr schnell am Tatort ein und leiteten Reanimationsmaßnahmen beim Opfer ein - vergeblich. Der 59-Jährige starb laut Obduktion am massiven Blutverlust.

Zur Schussabgabe sei der 46-Jährige geständig, er verweigere aber genauere Angaben zum Sachverhalt, "insbesondere auch zum Motiv“ sagte Staatsanwalt Mühlbacher. Laut "Krone" behauptet der Mann, er könne sich an nichts erinnern.

Der Verhaftete arbeitete mehr als 22 Jahre als Polizist, seit Dezember 2000. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll der Polizist manisch-depressiv gewesen sein und Suizidgedanken geäußert haben. Das soll auch den Dienstbehörden gemeldet worden sein. Auch von möglichen Entgleisungen bei Amtshandlungen war die Rede. Der Dienstbehörde seien keine disziplinären Beanstandungen bekannt, der Polizist habe auch kein Verhalten gezeigt, das Anlass für disziplinäre Maßnahmen gegeben hätte, betonte aber der steirische Landespolizeidirektor Gerald Ortner am Donnerstag.

"Er war ein guter Polizist"

Das Landeskriminalamt Salzburg hat die Ermittlungen übernommen. Der Polizeikommandant, der in Lassing lebte, wird in seinem Heimatort am Dienstag beigesetzt. Lassings Bürgermeister Engelbert Schaunitzer sagte in der "Kleinen Zeitung" über den Verstorbenen: "Wir verstehen das nicht. In meinen Augen war er ein guter Polizist. Es tut uns sehr leid um ihn."

"Es gab vorher ein Gespräch"

Polizeisprecher Kohlbacher berichtete am Montag auf PULS 24 über erste Erkenntnisse zum Tod eines Polizisten in Trieben

ribbon Zusammenfassung
  • Ein steirischer Polizeibeamter hat am Montag seinen Kommandanten erschossen.
  • Vor den Schüssen gab es noch ein Gespräch zwischen den beiden.
  • Täglich werden neue Details bekannt. Was wir bisher wissen.