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Horten-Juwelen: Christie's will Geld spenden

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Die Kritik um die Auktion des Schmucks der 2022 verstorbenen österreichischen Milliardärin Heidi Horten, die ein Zwischenergebnis von 186 Millionen Euro erbracht hat, nimmt kein Ende. Das Auktionshaus Christie's, das wegen der Kontroverse um die NS-Vergangenheit von dem deutschen Unternehmer Helmut Horten, Mann von Heidi Horten, unter Beschuss geraten war, hat laut "Kronen Zeitung" (Dienstagsausgabe) unter Berufung auf die "Jerusalem Post" hohe Geldangebote gemacht.

Christie's bestätigte am Dienstag auf Anfrage, dass diese Angebote an Organisationen gegangen sind, die zu Forschung und Bildung zum Holocaust wesentlich beitragen. Allerdings, wie die "Jerusalem Post" berichtete, haben die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und eine weitere jüdische Organisation die Angebote zurückgewiesen. Nach wie vor löst die Auktion der Stücke aus der Juwelenkollektion Hortens heftige Kritik aus. "Christie's muss diese Versteigerung verschieben, bis volle Aufklärung zu dieser Verbindung zu den Akquirierungen der Nazi-Zeit erzielt wurde", sagte etwa Rabbi Abraham Cooper, stellvertretender Direktor des Simon Wiesenthal Centers.

Heidi Hortens Mann Helmut war laut einem im Jänner 2022 veröffentlichten Historikerbericht, der von der Horten Stiftung in Auftrag gegeben worden war, längere Zeit Mitglied der NSDAP. 1936, drei Jahre nach der Machtergreifung der Nazis, übernahm er demnach als 27-Jähriger das Textilkaufhaus Alsberg in Duisburg, nachdem dessen jüdische Eigentümer geflohen waren. Später übernahm er weitere Geschäfte, die sich zuvor im Besitz jüdischer Eigentümer befunden hatten. Ihm wurde deshalb vorgeworfen, Profiteur der "Arisierung" jüdischer Unternehmen während der NS-Zeit gewesen zu sein.

Laut dem Historikerbericht von Peter Hoeres hat sich Horten nach Ende des Kriegs mit den jüdischen Vorbesitzern des Textilkaufhauses Alsberg auf Wiedergutmachung geeinigt. Ein Kaufhaus in Wattenscheid wurden wieder an die ursprünglichen Besitzer zurückgegeben. Im Fall einer Geschäftsübernahme in Königsberg sperrte sich Horten laut der Analyse andererseits wohl gegen zivilrechtliche Wiedergutmachungsleistungen, weil er wusste, dass es keine durchsetzbaren Rechtsansprüche gegen ihn gab.

Im Gutachten heißt es, dass sich eine "gewisse Ambivalenz" gezeigt habe. Horten haben sich um außergerichtliche Vergleiche bemüht. "Die erzielten Vergleiche können als fair und vorteilhaft für die ehemaligen Vorbesitzer angesehen werden, wenngleich die finanziellen Mittel im Fall von Duisburg nur ein schwacher Trost für das erlittene Unrecht sein konnten."

Laut dem Experten-Bericht sei Hortens Denken nicht von "NS-Ideologie bestimmt" gewesen, trotzdem habe er eine "gewisse Wertschätzung der NS-Behörden" genossen. Sein Unternehmen in Duisburg wurde als Verteilerbetrieb eingesetzt, Horten sei dabei effizient gewesen. Laut einer Aussage aus dem Entnazifizierungsverfahren kam es 1944 zu einer kurzzeitigen Inhaftierung Hortens. Aus der NSDAP wurde er in diesem Jahr ausgeschlossen. Anlass waren laut dem Bericht Querelen mit NS-Funktionären und der Verdacht auf unsachgemäße Verteilung von Waren. "Insgesamt zeigt sich in allen Fällen, dass das Geschäft stets vor der Politik kam. Wenn die politischen Rahmenbedingungen seinen geschäftlichen Aktivitäten entgegenkamen, dann hinterfragte Horten diese offenbar auch nicht und nutzte seinen Vorteil", hieß es im Bericht.

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  • Die Kritik um die Auktion des Schmucks der 2022 verstorbenen österreichischen Milliardärin Heidi Horten, die ein Zwischenergebnis von 186 Millionen Euro erbracht hat, nimmt kein Ende.

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