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Fußfehlstellungen durch Schuhmode ein Frauen-"Volksleiden"

Das häufige Tragen zu enger Schuhe führe dazu, dass mehr als 80 Prozent der Frauen in Österreich über 45 Jahren an Fehlstellungen des Vorderfußes wie Hallux valgus, Hammerzehen und Spreizfüßen leiden. Darauf machten Fachleute am Mittwoch aufmerksam. Die Vor- und Nachteile neuer Operationstechniken wie minimalinvasive Verfahren und der Einsatz von Knochenschrauben werden beim Fußkongress der deutschen und österreichischen Fachgesellschaften ab 23. Mai in Wien diskutiert.

Hallux valgus sei die häufigste Fehlstellung des Vorderfußes. "80 Prozent aller Frauen über 45 leiden darunter. Bei 40 Prozent aller Frauen über 45 ist die Erkrankung so fortgeschritten, dass operiert werden muss", schilderte Hans-Jörg Trnka, einer der beiden Kongresspräsidenten, Facharzt für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie sowie Mitbegründer des Fußzentrums Wien. Hauptgrund für dieses Krankheitsbild sei "die westliche Schuhmode mit zu engem Schuhwerk", nur sechs bis zehn Prozent der Erkrankungsfälle seien genetisch bedingt. "Daher sind 90 Prozent aller Hallux-valgus-Patienten Frauen."

Das auch als "Überbein", "Ballenzeh", "Frostballen" oder "Schiefzehe" bekannte Problem sei damit eine degenerative, zivilisationsbedingte Erkrankung. "Zu hoffen ist, dass sich der aktuelle Trend zu Sneaker-Schuhen positiv auf die Erkrankungshäufigkeit auswirken wird. Das sehen wir allerdings erst in 20 Jahren", sagte der Fußspezialist.

"Der Fuß hat mit 26 Knochen, über 33 Gelenken, mehr als 100 Bändern und etwa 20 Muskeln eine äußerst komplexe Struktur", daher gebe es zahlreiche Operationstechniken, für die Spezialwissen und Erfahrung nötig seien, sagte Trnka. "Alleine für die Operation des Hallux valgus gibt es über 300 verschiedene OP-Techniken, wobei sich international an die fünf Techniken durchgesetzt haben." Mindestens genauso wichtig wie eine präzise OP sei eine gute Nachbetreuung: So zeigten Patientinnen und Patienten, die nach der Operation eine Physiotherapie erhalten, bereits ab acht Wochen nach dem Eingriff wieder ein gesundes Gangbild. Ohne anschließende Physiotherapie könnten Betroffene hingegen "häufig selbst nach einem Jahr noch nicht gesund gehen".

Der Hallux valgus ist eine Fehlstellung, bei der die Großzehe aus der Reihe tanzt, indem sich das Grundgelenk der Großzehe nach außen neigt. Dadurch wird der Fuß breiter, unbehandelt schiebt sich die große Zehe unter oder über die Kleinzehen. Dies führt zu weiteren Fußdeformationen und schmerzhaften Entzündungen.

(S E R V I C E - Internationaler Fußkongress der deutschen und österreichischen Fachgesellschaften vom 23. bis 25. Mai im Austria Center Vienna)

ribbon Zusammenfassung
  • Mehr als 80 Prozent der österreichischen Frauen über 45 leiden an Fußfehlstellungen wie Hallux valgus, hervorgerufen durch zu enge Schuhe.
  • Bei 40 Prozent dieser Frauen ist die Erkrankung so weit fortgeschritten, dass eine Operation notwendig wird; diskutiert werden neue Techniken auf einem Fußkongress in Wien.
  • Eine adäquate Nachbetreuung, insbesondere Physiotherapie, ist entscheidend, da sie zu einem gesunden Gangbild schon acht Wochen nach der Operation führen kann.