APA/APA/THEMENBILD/BARBARA GINDL

Fürs Herz verzichtet man besser auf Essen in der Nacht

13. Juni 2025 · Lesedauer 3 min

Für das Herz ist Essen in der Nacht offenbar nicht gut. Das hat ein US-Experiment belegt, bei dem Probanden über zwei Wochen hinweg Schichtarbeit simulierten. Negative Effekte zeigten sich dabei auf Herzfrequenz- und Entzündungsparameter. Ob Menschen in der Nacht den häuslichen Kühlschrank plündern oder im Rahmen von Schichtarbeit entgegen des normalen Tagesablaufs essen, sie dürften dabei ihr Risiko für Herzerkrankungen erhöhen.

Das ist die Schlussfolgerung aus der neuen wissenschaftlichen Untersuchung, die in "Nature Communications" vor kurzem erschienen ist. "Schichtarbeit ist weltweit weit verbreitet. In den Industrieländern leisten etwa 15 Prozent der Erwerbstätigen Nachtschichtarbeit. Sie erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So war beispielsweise eine längere Dauer von Nachtschichtarbeit bei Personen, die 24 Jahre lang beobachtet wurden, mit einer größeren Häufigkeit von koronarer Herzkrankheit (KHK; Herzinfarkt etc. Anm.) verbunden. Wichtig ist, dass dieses erhöhte Risiko nicht vollständig durch Unterschiede im Lebensstil und dem sozioökonomischen Status erklärt werden kann", schrieben Sarah Chellappa (Forschungsprogramm für medizinische Chronobiologie am Brigham and Women's Hospital in Boston/USA) und ihre Co-Autoren.

Die Wissenschafter testeten an gesunden Probanden (sieben Frauen und zwölf Männer im Durchschnittsalter von 26,5 Jahren und mit Normalgewicht) die Auswirkung verschobener zirkadianer Tagesabläufe in einer Versuchsanordnung. "Diese bestand aus einem 14-tägigen zirkadianen Laborprotokoll, um die Auswirkungen simulierter Nachtarbeit mit Essen entweder nachts und tagsüber oder nur tagsüber auf den chronobiologischen Rhythmus der Herz-Kreislauf-Funktion im Vergleich zu simulierter Arbeit am Tag zu testen", hieß es in der wissenschaftlichen Untersuchung.

Als erstes mussten alle Probanden 32 Stunden wach bleiben und bekamen jede Stunde einen Snack. Danach wurden typische Nachtschichten simuliert. In dieser Zeit erhielt ein Teil der Testpersonen immer Gelegenheit zum Essen. Das galt auch für die Nacht. Die andere Hälfte der Probanden als Vergleichsgruppe durfte nur am Tag Nahrung zu sich nehmen. Die Schlafdauer war in beiden Gruppen gleich.

Parallel zu dem Experiment liefen umfangreiche medizinische Tests. Die Forscher maßen verschiedene Herz-Kreislauf-Risikofaktoren, darunter Marker des autonomen Nervensystems, den Plasminogenaktivator-Inhibitor 1 (PAI-1; der das Risiko von Blutgerinnseln erhöht) und den Blutdruck.

Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme entscheidend

"Bemerkenswerterweise stiegen diese kardiovaskulären Risikofaktoren nach simulierter Nachtarbeit im Vergleich zum Ausgangswert bei den Teilnehmern, die tagsüber und nachts essen konnten. Bei den Studienteilnehmern, die nur tagsüber aßen, blieben die Risikofaktoren jedoch gleich, obwohl sich Menge und Inhalt der Ernährung der beiden Gruppen nicht unterschied", schrieb die US-Klinik in einer Aussendung. Den einzigen Unterschied machte der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme aus.

"Unsere Studie hat jeden nur denkbaren Faktor berücksichtigt, der die Ergebnisse beeinflussen könnte. Daher können wir sagen, dass es der Essenszeitpunkt ist, der diese Veränderungen der kardiovaskulären Risikofaktoren verursacht", sagte Sarah Chellappa.

Herzfrequenzvariabilität nimmt ab

So nahm beispielsweise die sogenannte Herzfrequenzvariabilität ab, was auf eine Störung der Erholungsfunktion über das Nervensystem (Parasympathikus) hindeutet. Zusätzlich wurde ein signifikanter Anstieg der Konzentration des PAI-1-Proteins im Blut registriert. Dies wird mit einer vermehrten Gefährdung für die Entstehung von Blutgerinnseln in Venen oder Arterien verbunden.

Die Studie könnte laut den Autoren eine Erklärung für die vermehrten Herz-Kreislauf-Erkrankungen unter Schichtarbeitern liefern. Essen in der Nacht hat offenbar negative Effekte.

Zusammenfassung
  • Eine US-Studie mit 19 gesunden, normalgewichtigen Probanden zeigte, dass Essen in der Nacht während einer simulierten Schichtarbeit zu einer Erhöhung kardiovaskulärer Risikofaktoren wie PAI-1 und Blutdruck führt.
  • Nur die Gruppe, die sowohl tagsüber als auch nachts aß, wies nach zwei Wochen eine Abnahme der Herzfrequenzvariabilität und einen Anstieg von Entzündungsparametern auf, während die Vergleichsgruppe ohne Nachtmahlzeiten keine Veränderungen zeigte.
  • Schichtarbeit ist in Industrieländern weit verbreitet, betrifft etwa 15 Prozent der Erwerbstätigen und das erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen lässt sich laut Studie nicht allein durch Lebensstil oder sozioökonomischen Status erklären.