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Flutkatastrophe in Pakistan: 400 tote Kinder

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Die verheerenden Überschwemmungen in Pakistan haben schon mehr als 1.100 Menschen das Leben gekostet und etwa eine Million Häuser beschädigt - ein Ende der Katastrophe ist aber nicht in Sicht.

Vielmehr werde sich die Lage wohl noch weiter zuspitzen, sagte Außenminister Bilawal Bhutto Zardari am Dienstag. In Gebieten, die schon seit zwei Monaten von Stürmen und Hochwasser heimgesucht würden, dauerten die schweren Monsun-Regenfälle an.

Hilfsplan um 116 Millionen

In Genf stellten die UNO und Pakistans Regierung einen ersten Hilfsplan für sechs Monate im Umfang von 116 Millionen Dollar (rund 116 Mio Euro) vor. Damit würden für 5,2 Millionen Betroffene Essen, Wasser, Sanitäranlagen, Not-Schulen und Gesundheitsversorgung sichergestellt. Die USA stellen 30 Millionen Dollar Soforthilfe zur Verfügung. Damit werde die Entwicklungsagentur USAID die Dutzenden Millionen Betroffenen mit dringend benötigten Lebensmitteln, sauberem Wasser, verbesserten sanitären Einrichtungen und Unterkünften unterstützen, teilte das Weiße Haus am Dienstag mit. Ein Koordinator der Behörde sei bereits am Montag in Islamabad eingetroffen.

"Die Katastrophe ist in ihrem Ausmaß und ihrer Verwüstung kolossal und hat sowohl unsere Ressourcen als auch unsere Kapazität überstiegen", sagte der pakistanische Außenminister. Ebenso wie zuvor Experten machte er den Klimawandel für die Katastrophe verantwortlich. "Pakistan ist zum "Ground Zero" der größten existenziellen Bedrohung dieses Jahrhunderts geworden - der globalen Erwärmung", sagte er. Die schlimmsten Überschwemmungen seit Jahrzehnten seien für sein Land nichts minder als ein nationaler Notstand.

"Lasst uns aufhören mit dem Schlafwandeln"

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen mahnte angesichts dessen stärkere Anstrengungen im Kampf gegen die Klimakrise an. "Lasst uns aufhören mit dem Schlafwandeln hin zur Zerstörung unseres Planeten. Heute ist es Pakistan. Morgen könnte es euer Land sein", sagte Antonio Guterres am Dienstag in einer Videobotschaft. Auch er rief zu einer millionenschweren Soforthilfe für die Flutopfer auf.

Die südasiatische Atommacht mit ihren rund 220 Millionen Einwohnern leidet seit Mitte Juni unter ungewöhnlich starkem Monsunregen. Betroffen ist besonders die Region Belutschistan im Südwesten. Doch auch der Nordwesten Pakistans hat wegen der Fluten inzwischen mit großen Schäden zu kämpfen. Naturkatastrophen wie Fluten, Dürren und Erdrutsche haben in Pakistan in den vergangenen Jahren zugenommen.

Erst Hitze, dann wochenlanger Dauerregen: Bei Hochwassern in Pakistan sind schon über 1.000 Menschen gestorben, vier Millionen haben ihr Zuhause verloren.

400 Kinder gestorben

Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde sind unter den Todesopfern auch fast 400 Kinder. Nahezu 3.500 Kilometer Straßen seien zerstört und etwa 160 Brücken eingestürzt. Bauern hätten rund 700.000 Tiere verloren.

Am vergangenen Donnerstag hatte die Regierung in Islamabad bereits den Notstand ausgerufen und um internationale Hilfe zur Bewältigung der Katastrophe gebeten. Die Regierung selbst stellt nach eigenen Angaben 173 Millionen Dollar bereit. Insgesamt seien mehr als 33 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen, hieß es. Nach Schätzungen des Planungsministeriums beläuft sich der Schaden für die pakistanische Wirtschaft auf rund zehn Milliarden Dollar (etwa zehn Milliarden Euro).

Wie der Sprecher des UN-Nothilfebüros (OCHA), Jens Laerke, in Genf erläuterte, sind etwa eine halbe Million Menschen obdachlos geworden. Viele seien von Verwandten und anderen aufgenommen worden, andere lebten in Camps. Es müssten schnell neue Behausungen gebaut werden.

Medizinische Hilfe

Der in Genf vorgestellte Hilfsplan sieht unter anderem medizinische Hilfe vor. Dabei geht es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) um Verletzungen etwa durch von den Wassermassen mitgerissene Trümmer und Schutt, elektrische Schocks durch abgerissene Kabel sowie um Infektionen wie Cholera. Diese breiten sich aus, wenn mit Fäkalien verseuchtes Abwasser nicht richtig entsorgt wird. Auch chronisch Kranke wie Diabetiker und Schwangere müssten in der Notlage weiter versorgt werden.

Fast 900 Gesundheitseinrichtungen seien zerstört oder beschädigt worden. Pakistan habe schon vor den Überschwemmungen viele mangelernährte Kinder gehabt, berichtete das Kinderhilfswerk UNICEF. Sie müssten jetzt besonders unterstützt werden.

"Wir müssen alle Kräfte bündeln, denn die Menschen in Pakistan sind auf Hilfe von außen angewiesen", betonte Andreas Knapp, Auslandshilfe-Generalsekretär der Caritas Österreich, am Dienstag. Man sei an mehreren Einsatzorten in allen Provinzen aktiv. Die Verteilung von Essenspaketen und Zelten, sowie medizinische Ersthilfe haben im Moment oberste Priorität.

Die Diakonie Österreich betonte in einer Aussendung, dass ihre Partner in Pakistan derzeit den Hilfsbedarf analysieren. "Klar ist bereits, dass unsere lokalen Helfer:innen ab sofort im besonders betroffenen Südosten des Landes, in der Region Sindh, Notunterkünfte bereitstellen, sauberes Trinkwasser und Nahrungsmittel verteilen werden", erklärte Diakonie Direktorin Maria Katharina Moser.

ribbon Zusammenfassung
  • Die verheerenden Überschwemmungen in Pakistan haben schon mehr als 1.100 Menschen das Leben gekostet und etwa eine Million Häuser beschädigt - ein Ende der Katastrophe ist aber nicht in Sicht.
  • Vielmehr werde sich die Lage wohl noch weiter zuspitzen, sagte Außenminister Bilawal Bhutto Zardari am Dienstag. In Gebieten, die schon seit zwei Monaten von Stürmen und Hochwasser heimgesucht würden, dauerten die schweren Monsun-Regenfälle an.
  • Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde sind unter den Todesopfern auch fast 400 Kinder. Nahezu 3.500 Kilometer Straßen seien zerstört und etwa 160 Brücken eingestürzt. Bauern hätten rund 700.000 Tiere verloren.