APA/EXPA/JOHANN GRODER

Tirol

Brand in Recycling-Anlage hält an, AT-Alarm ausgeweitet

Heute, 06:00 · Lesedauer 4 min

Hunderte Feuerwehrleute waren am Sonntag nach wie vor mit der Eindämmung des Großbrandes in der Abfall-Recyclinganlage in Nußdorf-Debant bei Lienz beschäftigt. Die Warnung an Bewohner, Fenster und Türen geschlossen zu halten, blieb aufrecht.

Es sei in der Nacht gelungen, das Feuer nahe der Osttiroler Bezirkshauptstadt unter Kontrolle zu halten und ein Ausbreiten des Brandes auf weiteres im Freien gelagertes Recyclinggut und Gebäude zu verhindern. 

Der Fokus der Arbeiten lag am späten Sonntagnachmittag auf dem Umgraben des Einsatzortes, um weitere Glutnester zu bekämpfen. 

Man habe dazu weitreichende Wasserwerfer eingesetzt, sagte Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement, am Sonntag zur APA.

Fast 200 Feuerwehrleute von 13 Wehren standen durchgehend im Einsatz, zusammen mit den Ablösen und Verstärkungen dürften es an die 500 gewesen sein, hieß es laut Land Tirol. Zur Unterstützung waren Kräfte aus Kitzbühel, Kufstein und Oberkärnten angerückt, namentlich die Katastrophenhilfszüge mit Tanklöschfahrzeugen, Pumpen und Schlauchmaterial. 

Weiters sind laut Land Tirol die analytische Taskforce der Berufsfeuerwehr München sowie ein Messzug aus Bozen angefordert worden. Diese sollen tiefergreifende Analysen hinsichtlich möglicher Schadstoffe durchführen. Vulnerablen Gruppen wird empfohlen, im Freien einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.

AT-Alarm für vier weitere Kommunen

Der Sperrkreis rund um das Gelände bei der Bezirkshauptstadt Lienz blieb aufrecht, hieß es. Es sei zu keinen weiteren Explosionen bis auf eine am Samstag gekommen.

Am Samstagnachmittag und Abend hatten sich die Flammen rasch ausgebreitet und auch auf eine Halle übergegriffen. Die Einsatzkräfte hatten sich einige Zeit vom unmittelbaren Brandbereich zurückziehen müssen. 

Bei den Arbeiten wurden laut Rizzoli entgegen ersten Meldungen fünf Feuerwehrleute verletzt, nicht sechs. Kein Helfer habe größere Verletzungen davongetragen.

Kurz nach Mittag wurde für die Gemeinden Leisach, Assling, Amlach und Oberlienz der AT-Alert ausgelöst. Der Grund dafür war die starke Rauchentwicklung durch eine veränderte Windrichtung, die die Schwaden aus der Recycling-Anlage in Nußdorf-Debant immer wieder in verschiedene Richtungen trieb. 

Für die sieben Osttiroler Gemeinden Nußdorf-Debant, Lienz-Stadt, Iselsberg-Stronach, Lavant, Tristach, Dölsach und Nikolsdorf war die Warnung nach wie vor aufrecht. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, alle Fenster, Türen und Dachluken zu schließen und das Gebiet im nahen Umkreis des Einsatzortes zu meiden. Im Nahbereich des Einsatzortes solle man auch Lüftungs- und Klimaanlagen ausschalten.

Vulnerablen Gruppen wurde empfohlen, im Freien Mundschutz zu tragen. An die Gemeinden Abfaltersbach, Anras, Ainet, Schlaiten, St. Johann, Hopfgarten und Matrei wurde eine Gefahreninformation versendet mit der Info, dass es starke Rauchentwicklung gebe und Brandgeruch wahrzunehmen sei.

Schwimmbäder geschlossen, Bahnstrecke unterbrochen

Seitens der Landespolizeidirektion in Innsbruck hieß es, man unterstütze die Osttiroler Kollegen mit Kräften aus Nordtirol, auch zur Ablöse. Ebenfalls seien Drohnen im Einsatz, um die Brandstelle zu überwachen. 

Der Tiroler Landeshauptmann Mattle richtete seinen Dank an "über 500 Einsatzkräfte für ihren unermüdlichen Einsatz beim Großbrand in Osttirol" aus. Wegen der weiterhin starken Rauchentwicklung seien die Badeanlagen der Stadt Lienz - Freibad und Tristacher See - sowie das Schwimmbad Dölsach geschlossen worden. 

Auch die Zugverbindung zwischen Lienz und Oberdrauburg ist weiterhin unterbrochen, hieß es in einer Aussendung. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet, auch zwischen Lienz und San Candido/Innichen. 

Der Strom im Umfeld der Recycling-Anlage bleibe aus Sicherheitsgründen weiterhin abgeschaltet, die Stromversorgung sei jedoch für alle Haushalte sichergestellt.

Landes- und Bundespolitik lobte Einsatzkräfte

"Die Einsatzkräfte, die in den vergangenen Stunden mit großem Engagement, Mut und hoher Professionalität gegen die Flammen im Einsatz stehen, leisten Großartiges. Vielen Dank für euren Einsatz", bedankte sich Mattle und wünschte den fünf Verletzten rasche Genesung. 

Dank gelte auch den KAT-Zügen aus Oberkärnten sowie aus den Bezirken Kitzbühel und Kufstein, die nun beim Einsatz in Osttirol unterstützten.

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) - er stammt aus Lienz und hat eine der Schulen in einer der betroffenen Gemeinden, Tristach, besucht - übermittelte den Einsatzkräften aus Tirol und Kärnten sowie dem Krisenstab mit dem Bürgermeister von Nußdorf-Debant, Andreas Pfurner, an der Spitze seinen Dank für den "unermüdlichen und professionellen Einsatz beim Brand im Altstoffentsorgungszentrum im Lienzer Talboden". 

Das schnelle Handeln habe Schlimmeres verhindert. In Zusammenarbeit mit den Ländern, der Feuerwehr und den Fachorganisationen prüfe man kontinuierlich, wie Risiken weiter zu minimieren seien - etwa durch gezielte Förderungen für moderne Sicherheitstechnik, verstärkte Schulungen oder Anpassungen im baulichen Brandschutz.

Video: Großbrand in Oberösterreich: 50 Autos in Flammen

Zusammenfassung
  • Fast 200 Feuerwehrleute von 13 Wehren kämpften in der Nacht und am Sonntagmorgen gegen den Großbrand in einer Müllrecyclinganlage in Nußdorf-Debant bei Lienz, wobei das Feuer unter Kontrolle gehalten werden konnte.
  • Die Behörden warnten weiterhin die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden, Fenster und Türen geschlossen zu halten und Aufenthalte im Freien zu vermeiden, während der Sperrkreis rund um das Gelände bestehen blieb.
  • Fünf Feuerwehrleute wurden bei den Löscharbeiten leicht verletzt, und zur Unterstützung kamen Spezialkräfte aus Kitzbühel-Kufstein und Kärnten sowie Drohnen zur Überwachung der Brandstelle zum Einsatz.