APA/BARBARA GINDL

Experten raten zu sorgsamem Umgang mit Masken

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Ab Mittwoch sollen Supermärkte nur mehr mit Masken betreten werden. Das hatte die Regierung als eine weitere Maßnahme im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Österreich angekündigt. Experten warnen jedoch davor, sich mit den Masken zu sicher zu fühlen und empfehlen dringend, bei der Anwendung vorsichtig zu sein. Der Nationalrat wird eine rechtliche Grundlage für die Maßnahme schaffen.

Ab Mittwoch sollen Supermärkte nur mehr mit Masken betreten werden. Das hatte die Regierung als eine weitere Maßnahme im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Österreich angekündigt. Experten warnen jedoch davor, sich mit den Masken zu sicher zu fühlen und empfehlen dringend, bei der Anwendung vorsichtig zu sein. Der Nationalrat wird eine rechtliche Grundlage für die Maßnahme schaffen.

Angela Tichy, Projektleiterin für Medizin und Gesundheit beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), weist etwa darauf hin, dass es trotz des Verwendens einer Maske wichtig sei, Abstand zu halten und die Hygieneregeln einzuhalten. Außerdem müsse man beim Auf- und Absetzen der Masken vorsichtig sein, um Bakterien und Viren nicht mit den Händen zu verteilen. Weiters solle "bitte jeder seine eigene Atemschutzmaske verwenden", appellierte die Expertin an die Bevölkerung.

"Getragene Masken angreifen heißt Hände waschen", betonte auch der Krankenhaushygieniker Alexander Blacky am Dienstag im Gespräch mit der APA. Bei der Verwendung einer Maske müsse man die nächsten Schritte unbedingt mitdenken, sagte er. Am sichersten sei natürlich, die Maske nach dem Einkauf im Supermarkt zu entsorgen, meinte er. Nachdem Masken vielerorts Mangelware sein werden, könne man die im Handel ausgeteilten Masken aber durchaus auch mitnehmen, sie zu Hause "regenerieren" und dann wiederverwenden, so Blacky.

Zum Austrocknen der Masken könne man sie etwa für 30 Minuten bei etwa 80 Grad ins Backrohr legen, erklärte der Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie. Die meisten Bakterien und Viren, so auch das Coronavirus, seien "sehr empfindlich aufs Austrocknen", sagte er. Bei selbst genähten Masken sei auch Auskochen möglich, für das Material von OP-Masken wäre das seiner Meinung nach nicht geeignet. Als Notvariante bzw. zum Lagern empfiehlt er, die Masken daheim aufzuhängen, etwa an einer Wäscheleine. "Bakterien und Viren haben keine Flügel", so Blacky, der diese Variante als sicher betrachtet.

Bei den Masken, die im Supermarkt getragen werden sollen, werde es sich wohl um OP-Masken handeln, vermutet der Mediziner. Die Masken sollen laut Plan der Regierung am Eingang verteilt und vor dem Betreten aufgesetzt werden. Für die Dauer eines Einkaufs oder Spazierganges seien diese Masken "absolut tauglich", bestätigte Blacky. Aufpassen müsse man allerdings, wenn die Masken durchfeuchtet sind, dann sei der Schutz der Anderen nicht mehr gänzlich gewährleistet. Grundsätzlich handle es sich bei diesen Masken um "Einwegprodukte", stellte Tichy fest. Sollte die getragene Maske beim Einkauf aber nicht feucht werden, könne man sie noch einmal verwenden.

Sehr wichtig war beiden Experten zu betonen, dass die Masken lediglich ein Schutz für die Allgemeinheit sind - und kein Schutz für den Einzelnen. "So eine Maske filtert ja sowieso keine Viren", betonte Tichy und riet dringend dazu, trotzdem alle anderen Maßnahmen wie Abstand halten und Hände waschen einzuhalten. Sich mit der Maske zu sicher zu fühlen, sei trügerisch. Es gehe beim Tragen dieser Masken lediglich darum, "dass Tröpfchen nicht so weit geschleudert werden", so Tichy. Würde nur ein Einzelner eine Maske tragen, sei das "sinnlos", so Blacky. Durch die Maßnahme werde allerdings "gemeinschaftlicher Schutz aufgebaut", sagte der Arzt, der eine Ausweitung der Maskenpflicht auf den öffentlichen Raum befürworten würde.

Sollte die Maskenpflicht von der Regierung ausgeweitet werden, sei fraglich, wo die ganzen Masken herkommen sollen, zeigte sich Tichy skeptisch. "Masken sind derzeit Mangelware", sagte sie - wie man an die vielen Masken kommen solle, sei ein großes Fragezeichen.

Selbstgenähte Masken hält Blacky für eine mögliche Alternative - unter der Bedingung, dass sie gut gemacht sind. Dazu brauche es feste Stoffe aus engmaschigem Gewebe, nicht nur einlagig und am besten aus Naturfaser, so der Experte. Weiters müsse eine genähte Maske bei etwa 60 Grad waschbar sein, betonte er. Eine Mund-Nasen-Schutzmaske (MNS-Operationsmaske) bestehe im Normalfall aus mindestens drei Lagen - Außen-, Zwischen- und Innenvlies. Durch die unterschiedliche Anordnung der Fasern in den einzelnen Schichten gebe es laut Blacky "keine gerade Linie nach außen". Gehe ein Tröpfchen durch ein Loch im Inneren durch, werde es in der nächsten Schicht eingefangen, erläuterte der Hygieniker. Hierbei hätten selbstgenähte Masken wahrscheinlich "Limitationen", sagte er mit Blick auf die richtige - oder falsche - Stoffauswahl.

Allenfalls schlechter, wenn es darum geht die Gemeinschaft zu schützen, seien allerdings manche FFP-Masken. Auch diese Art von Masken sieht man derzeit vereinzelt im Straßenbild, sie dienen im Gegensatz zu den MNS-Masken dem eigenen Schutz vor einer Corona-Infektion. Bei manchen dieser Masken gehe die Atemluft ungefiltert durch ein Ausatemventil hinaus, warnte Blacky.

Die angekündigte Schutzmaskenpflicht in Supermärkten wirft weiterhin viele Unklarheiten auf - insbesondere bezüglich der Organisation der Maskenverteilung in den Geschäften. Eine einheitliche Handhabung ist bisher nicht in Sicht - in den meisten Lebensmittelketten dürfte die Verteilung der Masken wohl auf die Mitarbeiter entfallen.

Bei Hofer seien die Masken künftig an den Kassen erhältlich, hieß es. Zudem sei der mehrmalige Gebrauch der Masken durchaus erwünscht. Bei der Billa- und Bipa-Mutter Rewe hieß es: "Wir werden niemanden wegweisen, so lange Mund und Nase in der Filiale bedeckt sind." Nicht so einfach dürfte es für Nah&Frisch sein - der Lebensmittelhändler hatte bereits am Montag bekanntgegeben, nicht von den Maßnahmen der Regierung informiert worden zu sein. Es sei sehr schwer, Masken zu bekommen sagte Geschäftsführer Hannes Wuchterl am Dienstag im Ö1-Mittagsjournal. Bei Spar werden die Mitarbeiter mit der Verteilung betraut werden. "Die Masken werden ganz sicher nicht einfach aufliegen". Damit sollen "Masken-Hamsterer" verhindert und gewährleistet werden, dass jeder Kunde auch nur eine Maske bekommt.

Der Diskonter Lidl tut zwar eigenen Angaben zufolge auch alles, um den Menschen ein sicheres Einkaufen in Coronazeiten mit baldiger MNS-Maskenpflicht zu ermöglichen. In einer Aussendung von Dienstagabend klingt aber auch leise Kritik an. "Die Anforderungen an den Lebensmittelhandel hinsichtlich der Corona-Krise ändern sich ständig - die Erfüllung führt zu hohen Mehrkosten", heißt es dort.

Der Nationalrat wird am Freitag eine rechtliche Grundlage für den künftig in Supermärkten verpflichtenden Mund- und Nasenschutz schaffen. In dieser wird - gemäß dem der APA vorliegenden Entwurf - geregelt, dass für entsprechende Schnellmasken keine Zertifizierung nach dem Medizinproduktegesetz notwendig ist. Bei der Entnahmestelle ist ein Hinweis anzubringen, dass die Mund-Nasen-Schnellmasken nicht national zertifiziert und nicht medizinisch oder anderweitig geprüft sind.

ribbon Zusammenfassung
  • Ab Mittwoch sollen Supermärkte nur mehr mit Masken betreten werden.
  • Das hatte die Regierung als eine weitere Maßnahme im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Österreich angekündigt.
  • Experten warnen jedoch davor, sich mit den Masken zu sicher zu fühlen und empfehlen dringend, bei der Anwendung vorsichtig zu sein.
  • Der Nationalrat wird eine rechtliche Grundlage für die Maßnahme schaffen.

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