Island kämpft mit bisher heftigstem Vulkanausbruch

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Erneuter Vulkanausbruch auf Island: Zum vierten Mal seit Dezember ist in derselben Region aus einer Erdspalte Lava ausgetreten. Es sei die bisher stärkste Eruption.

Nach ersten Auswertungen von Luftbildern wurde davon ausgegangen, dass es sich bei der Eruption um die bisher stärkste handelt. Die Eruptionen nahe dem Küstenort Grindavík waren von der nur 40 Kilometer entfernten Hauptstadt Reykjavik aus zu sehen. Am frühen Sonntagmorgen hatte die Lava das im November evakuierte Grindavík beinahe schon erreicht

Die Touristenattraktion Blaue Lagune, in der sich rund 700 Menschen befanden, wurde umgehend evakuiert. Auch ein paar wenige Bewohner, die zwischenzeitlich nach Grindavík zurückgekehrt waren, wurden sicherheitshalber wieder aus dem Ort gebracht. Es bestehe aber keine Gefahr für Menschen, hieß es.

Etwa 80 Erschütterungen, 3,5 Kilometer lange Erdspalte

Wissenschafter versuchten, sich von einem Hubschrauber aus ein Bild der Lage zu machen. Der Ausbruch hatte sich erneut mit starker seismischer Aktivität angekündigt. Experten zählten etwa 80 Erschütterungen. Die Länge der aufgebrochenen Erdspalte war rund 3,5 Kilometer lang. Rettungskräfte beschwerten sich über Touristen, die aus Sensationsgier in die Region aufgebrochen seien.

Das isländische Wetteramt teilte am frühen Sonntagmorgen mit, die Lava fließe weiter mit einer geschätzten Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Stunde Richtung Süden und Südosten. Das Szenario, dass die Lava das Meer erreiche, müsse in Betracht gezogen werden.

Fernwärmeleitung in Gefahr 

Der Lavastrom habe sich nach offiziellen Angaben etwas verlangsamt. Allerdings sei eine Fernwärmeleitung gefährdet, sagte Einar Hjörleifsson vom isländischen Wetteramt am Sonntag dem Sender RUV. 

Bei einem Ausbruch im Februar war die Fernwärmeversorgung für mehr als 20.000 Menschen unterbrochen worden, nachdem Lavaströme Straßen und Pipelines zerstört hatten.

Ein Teil der Lava fließe auch in Richtung der Schutzbarrieren für die bereits im November evakuierte Küstenstadt Grindavík und sei nur noch rund 200 Meter von ihnen entfernt. Die Vorwarnphase für den Ausbruch sei sehr kurz gewesen: Die erste Warnung an das Ministerium für Katastrophenschutz sei nur 40 Minuten vor Beginn der ersten Eruption eingegangen.

Zukunft der Gemeinde Grindavík ungewiss

Auf der Halbinsel Reykjanes ist es seit Mitte Dezember zu vier Vulkanausbrüchen gekommen, im Jänner hatte die Lava sogar drei Häuser am nördlichen Ausläufer des 4000-Einwohner-Ortes erfasst.

Die Zukunft der Gemeinde ist ungewiss. Die Regierung hat bereits einen Gesetzesentwurf vorgelegt, wonach Bewohner ihr Wohneigentum an ein staatliches Unternehmen verkaufen können sollen. Das erste Mal war der Vulkan am 18. Dezember ausgebrochen, zum zweiten Mal am 14. Jänner. Eine dritte, kleinere Eruption wurde am 8. Februar registriert.

Video: Interview mit Geologe zu Vulkanausbrüchen auf Island

ribbon Zusammenfassung
  • Innerhalb von vier Monaten kam es zum vierten Mal zu einem Vulkanausbruch auf der Reykjanes-Halbinsel nahe Grindavík, der auch aus der 55 Kilometer entfernten Hauptstadt Reykjavik sichtbar war.
  • Nach dem Ausbruch wurden die Blaue Lagune evakuiert und einige Anwohner aus Grindavík gebracht, obwohl aktuell keine direkte Gefahr für Menschen besteht.
  • Es sei der bisher stärkste Ausbruch.
  • Die Zukunft der Gemeinde Grindavík ist ungewiss.