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Nach Erdbeben

Tsunami-Wellen am Pazifik: Einige Warnungen aufgehoben

30. Juli 2025 · Lesedauer 6 min

Ein schweres Erdbeben der Stärke 8,8 hat am Mittwoch die russische Halbinsel Kamtschatka am Pazifik erschüttert und eine Tsunami-Welle ausgelöst. In Japan wurden 2 Millionen Menschen evakuiert. In Nord- und Südamerika wurden Warnungen ausgegeben und teils wieder zurückgezogen.

Laut Aussagen des russischen Regionalministers für Notlagen, Sergej Lebedew, traf eine drei bis vier Meter hohe Tsunami-Welle daraufhin auf Küstenabschnitte der Halbinsel, die im äußersten Osten Russlands liegt.

Dieser Artikel wird laufend aktualisiert. 

Die stärkste Welle sei sogar fünf Meter hoch gewesen, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Mittwoch. Ein Tsunami habe auch die japanische Insel Hokkaido erreicht, berichtete der Rundfunksender NHK. Im russischen Bezirk Sewero-Kurilsk wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. 

Russische Wissenschafter erklärten, es sei das stärkste Beben in der Region seit 1952. Das Beben vor Kamtschatka im Osten Russlands hatte eine Stärke von 8,8

Mehrere Verletzte in Russland 

Nach Angaben von Behörden wurden mehrere Menschen verletzt. Die Patienten würden in Krankenhäusern die erforderliche Hilfe erhalten, sagte der regionale Gesundheitsminister Oleg Melnikow in seinem Telegram-Kanal. Eine Zahl der Verletzten nannte er nicht.

Der Gouverneur der Region Kamtschatka, Wladimir Solodow, veröffentlichte in seinem Telegram-Kanal auch ein Video seines Besuchs in einem bei dem Beben teils zerstörten Kindergarten. Dort stürzte die Fassade ein. Die Einrichtung sollte an diesem Freitag nach einer Sanierung wieder öffnen. Es habe dort keine Verletzten gegeben.

Nach Angaben des Zivilschutzes wurden der Hafen der Stadt Sewero-Kurilsk und ein Fischereiunternehmen teilweise überflutet. Die Bevölkerung sei evakuiert worden, darunter auch 60 Urlauber. Verletzte und bedeutende Zerstörungen gebe es nicht, sagte der Gouverneur der Region Sachalin, Waleri Limarenko, im Staatsfernsehen. Das Wasser drang 200 Meter ins Landesinnere ein.

Erdbeben und Tsunami in RusslandAPA

1,3 Meter hohe Welle in Japan

In Japan wurden laut CNN zwei Millionen Menschen aufgefordert, ihr Häuser zu evakuieren. Die japanische Wetterbehörde meldeten am Dienstagvormittag (MESZ) eine Tsunamiwelle von 1,3 Metern Höhe an einem Hafen in Japans nördlicher Präfektur Miyagi. In Teilen Jaüans wurden die Warnungen wieder aufgehoben. In den Regionen Hokkaido und Tohoku blieben sie bestehen. 

An der Küste der nordöstlichen Präfektur Miyagi wurden zunächst Flutwellen von 50 Zentimetern Höhe registriert, in anderen Präfekturen wie Fukushima, Hokkaido und Aomori Wellen von bis zu 40 Zentimetern Höhe, wie der japanische Fernsehsender meldete.

Nach der Tsunami-Warnung in Japan stürzte eine Frau mit ihrem Auto von einer Klippe und starb. Wie örtliche Medien unter Berufung auf die Rettungskräfte berichteten, soll die 58-Jährige in der Präfektur Mie zuvor eine Nachricht an ihre Familie geschickt haben, dass sie sich angesichts der Tsunami-Warnung auf den Weg in höher gelegene Gebiete machen würde.

Vermutlich habe sie dabei nicht richtig gelenkt, hieß es. Das Auto sei etwa 20 Meter in die Tiefe gestürzt. Die Frau starb im Krankenhaus.

Arbeiter aus Fukushima evakuiert 

Berichte über Probleme in Atomkraftwerken gebe es nicht. Der Betreiber des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima brachte eigenen Angaben zufolge seine Arbeiter in Sicherheit. "Wir haben alle Arbeiter und Angestellten evakuiert", sagte eine Sprecherin des AKW-Betreibers Tepco am Mittwoch.

Das am Meer gelegene Atomkraftwerk Fukushima war kurz nach einem schweren Seebeben am 11. März 2011 von einem fast 15 Meter hohen Tsunami getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986.

Die japanische Regierung richtete einen Krisenstab ein. Ministerpräsident Shigeru Ishiba rief die Menschen auf, sich in höher gelegene Gebiete oder Evakuierungsgebäude zu begeben. Nach Aussagen eines Regierungssprechers gab es jedoch zunächst weder Berichte über Opfer noch über Schäden.

Warnung auch in den USA 

Das staatliche Tsunami-Frühwarnsystem in den USA sprach ebenfalls von Wellen von bis zu drei Metern Höhe, die möglicherweise die Küste des Tausende Kilometer vom Zentrum des Bebens entfernten Bundesstaats Hawaii erreichen könnten. Mittlerweile wurde die Warnung in Hawaii wieder herabgestuft. Menschen durften wieder in die evakuierten Gebiete zurückkehren. Eine Entwarnung sei dies aber noch nicht.

Am frühen Morgen (MESZ) wurde eine erste Welle in Höhe von 1,2 Metern auf der Insel Oahu auf Hawaii bereits gemessen. An der Küste der Insel Maui meldete man ebenso eine Welle in der Höhe von einem Meter. Flüge von und nach Maui waren gestrichen worden. Auch alle Handelshäfen auf Hawaii wurden geschlossen.

https://x.com/Oahu_DEM/status/1950440390366040187

Ein Parkplatz am Hafen an der Nordküste von Oahu wurde bereits von einer Tsunami-Welle überflutet. 

Mittlerweile haben die Flutwellen auch die Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington erreicht. In Nordkalifornien ist aktuell noch eine Tsunami-Warnung aufrecht. 

https://x.com/KrysDevine/status/1950396803977007469

Weiter entfernte Pazifikstaaten wie die Philippinen und Indonesien wappneten sich ebenfalls für drohende Flutwellen. Die Philippinen haben ihre Warnung mittlerweile wieder aufgehoben. Auch in Mexiko, Peru und Ecuador gab es örtliche Warnungen.

Das US-Tsunamizentrum warnte vor zwischen einem und drei Meter hohen Tsunamiwellen an den Küsten Chiles, Costa Ricas, Französisch-Polynesiens und der Pazifikinsel Guam. In unter anderem Australien, Kolumbien, Mexiko, Neuseeland und Taiwan seien Wellen von bis zu einem Meter möglich, hieß es. Die USA gaben Warnungen für die Westküste Nordamerikas und Kalifornien heraus. 

Behörden auf Französisch-Polynesien erklären, dass die Tsunami-Wellen bis zu vier Meter erreichen könnten. Auch in Kolumbien rief man zu Evakuierungen entlang der Pazifikküste an.

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Der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA zeigt Tsunamiwarnungen (rot), Hinweise (gelb) und Gefahren (violett) nach dem Erdbeben vor Kamtschatka und der ausgelösten Tsunami-Welle. 

Schwerste Erdbeben seit 1952

Der Kamtschatka-Zweig des Geophysikalischen Dienstes der Russischen Akademie der Wissenschaften teilte mit, das Erdbeben sei das schwerste seit 1952 gewesen. Mit starken Nachbeben sei zu rechnen.

Nach vorläufigen Informationen habe es in Russland einige leicht Verletzte gegeben, ein Kindergarten wurde beschädigt. Mehrere Menschen hätten nach dem Beben medizinische Hilfe in Anspruch genommen, sagte der regionale Gesundheitsminister Oleg Melnikow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS. Einige seien bei der Flucht nach draußen verletzt worden.

Wegen der Tsunami-Gefahr wurde für die Kleinstadt Sewero-Kurilsk eine Evakuierung angeordnet, wie der Gouverneur von Sachalin, Waleri Limarenko, im Onlinenetzwerk Telegram mitteilte. Das Erdbeben sei schwer und das stärkste seit Jahrzehnten gewesen, sagte der Gouverneur von Kamtschatka, Wladimir Solodow, in einer Videobotschaft.

Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS lag das Zentrum des Bebens in einer geringen Tiefe von 19,3 Kilometern. Russische Seismologen orteten das Beben rund 130 Kilometer von der Hauptstadt der Region Kamtschatka, Petropawlowsk-Kamtschatski, entfernt.

Kästen fielen um, Spiegel zerbrachen

Wie ein Korrespondent der russischen Nachrichtenagentur TASS berichtete, gab es insgesamt vier Beben. Viele Menschen seien ohne Schuhe und Oberbekleidung auf die Straße gelaufen.

In den Wohnungen fielen Kästen um, Spiegel gingen zu Bruch, Autos schwankten auf der Straße und Balkone an Gebäuden wackelten spürbar. Außerdem seien Stromausfälle und Ausfälle der Mobilfunkdienste zu beobachten.

Bei der Halbinsel Kamtschatka treffen die pazifische und die nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinander, was die Region zu einer der weltweit erdbebenreichsten Zonen macht. Am 20. Juli hatte sich in derselben Region ein Erdbeben der Stärke 7,4 ereignet. Dabei kam es zu keinen größeren Schäden.

Zusammenfassung
  • Ein schweres Erdbeben der Stärke 8,8 hat am Mittwoch die russische Halbinsel Kamtschatka am Pazifik erschüttert und eine Tsunami-Welle ausgelöst.
  • In Japan wurden 2 Millionen Menschen evakuiert.
  • Die japanische Wetterbehörde meldeten am Dienstagvormittag (MESZ) eine Tsunamiwelle von 1,3 Metern Höhe an einem Hafen in Japans nördlicher Präfektur Miyagi.
  • In Nord- und Südamerika wurden Warnungen ausgegeben und teils wieder zurückgezogen.
  • Das US-Tsunamizentrum warnte vor zwischen einem und drei Meter hohen Tsunamiwellen an den Küsten Chiles, Costa Ricas, Französisch-Polynesiens und der Pazifikinsel Guam.
  • In unter anderem Australien, Kolumbien, Mexiko, Neuseeland und Taiwan seien Wellen von bis zu einem Meter möglich, hieß es.