Die Unterernährung in Sambia und der Kampf dagegen

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Der kleine Bub weint wie am Spieß. Er hängt in einem Tragetuch, das von einer Waage baumelt, die wiederum an einem dicken Baumast befestigt ist. Eineinhalb Jahre ist er alt und sieht eigentlich recht wohlgenährt aus. Die Waage besagt aber anderes: Zehn Kilogramm sollte er wiegen, sieben Kilogramm ist er tatsächlich schwer, und damit an der Grenze gefährlicher Unterernährung. Eine der schlimmsten Auswirkungen der chronischen Krise in Sambia ist der Hunger.

Der Eineinhalbjährige wird nach dem mäßigen Ergebnis weiter vermessen: Oberarmlänge, Oberarmdicke und so weiter. Am Ende befinden die Spezialisten, dass er nicht stationär untergebracht werden muss, sondern mit einer speziellen Diät auf das nötige Gewicht gebracht werden soll. Um den Buben herum sitzen zahlreiche Frauen im Schatten des großen Baumes gegenüber vom Bweengwa Rural Health Center - ein schmuckloses Haus und ein paar Zelte daneben im Bezirk Monze, rund 200 Kilometer südwestlich von Sambias Hauptstadt Lusaka. Auf einem Transparent wird informiert, dass hier HIV-Tests und -Medikamente verfügbar sind und sich Männer auch beschneiden lassen können. Schätzungen zufolge sind etwa zehn Prozent der sambischen Bevölkerung HIV-positiv, Frauen überdurchschnittlich oft.

Die blauen Kittel der Frauen weisen darauf hin, dass sie Freiwillige des Sun-II-Projekts sind. Während Kinder auf ihren Ernährungszustand gescreent werden, kochen sie Porridge - und unterweisen damit die Mütter, wie sie den täglichen Brei für den Nachwuchs nahrhafter machen können. Nicht nur Mais und Erdnüsse, eventuell noch ein bisschen Zucker, sondern auch Gemüse - Raps, der in Sambia gerne als Gemüse serviert wird, Okra und mehr - sollen in den Porridge kommen.

Auch die zweijährige Yvonne Monde hat ihre Mutter Astrida mit dem verbesserten Porridge wieder auf das in dem Alter übliche Gewicht gebracht. Dabei war es in Yvonnes Fall wirklich knapp: "Sie hatte Durchfall", schildert Astrida. Durchfall ist in Sambia ein großes Problem und potenziell tödlich: 3,9 Prozent der Todesfälle Sambias im Jahr 2020 gingen auf Durchfall zurück. 3,1 Prozent der Todesfälle waren in dem Jahr auf akute Unterernährung zurückzuführen. Dass die Krankheit so weit verbreitet ist, geht auf die hygienischen Zustände zurück, etwa auf den Zugang zu sauberem Wasser.

Yvonne wurde behandelt, auch im Bweengwa Rural Health Center. Drei Monate, nachdem der Durchfall beseitigt wurde, war das kleine Mädchen am Damm, schildert seine 39-jährige Mutter. Das machte der verbesserte Porridge. "Ein bisschen länger dauert es schon, ihn so zu kochen", räumt Astrida ein. "Aber das mache ich gern, schließlich geht es den Kindern besser. Und auf die Ernährung der Erwachsenen in der Familie habe sich das auch ausgewirkt.

Unterrichtet wurde Astrida von den Freiwilligen des Sun-II-Projekts. Und sie hat selbst Ambitionen, die Ausbildung zu machen. Das ist auch einer der Ansätze der Hilfsorganisation CARE und ihrer lokalen Partner bei Nutrition Support Groups (NSG), den Multiplikationseffekt auszunützen.

Dennoch ist die Herausforderung, die Unterernährung in Sambia zu bekämpfen, riesig. Vor allem Frauen und Mädchen sind vom Hunger und der Armut betroffen, 13 Prozent der knapp 20 Millionen Einwohner leiden unter Nahrungsmittelknappheit. Das liegt vor allem an lang anhaltenden und immer wiederkehrenden Dürreperioden. Werden diese - wie heuer - von starkem Regen unterbrochen, kann der ausgedörrte Boden das Wasser oft nicht aufnehmen. Es kommt zu Überschwemmungen, die Ernten genauso vernichten wie die Dürre selbst. Wie die Menschen 2023 über die Trockenzeit kommen sollen, ist ungewiss. "Es wird erwartet, dass alle Arten von Mangelernährung, besonders die akute Unterernährung unter Kindern, weiter steigen werden", heißt es in einer 2022 erschienenen Schwachstellen-Analyse des Landes.

Doch CARE und seine Partner bilden nicht nur Freiwillige als Ernährungsberater aus. Ein wichtiger Punkt ist der Anbau widerstandsfähigerer Sorten, etwa beim Mais, Grundnahrungsmittel in Sambia. Normalerweise wird in dem Land im südlichen Afrika weißer Mais angebaut. Die Pflanze kommt mit den klimatischen Veränderungen aber nur schlecht zurecht. Vor allem lang anhaltende Dürre macht ihm zu schaffen. CARE verteilt etwa im Rahmen der Sun-II-Projekte orangen Mais an Bauern. Diese Sorte ist deutlich widerstandsfähiger gegen Trockenheit als der weiße. Die Ergebnisse sind jedenfalls vielversprechend.

(S E R V I C E - CARE-Spendenkonto: BAWAG P.S.K. Bank für Arbeit und Wirtschaft und Österreichische Postsparkasse AG; IBAN: AT77 6000 0000 0123 6000; BIC: BAWAATWW oder online unter http://www.care.at )

ribbon Zusammenfassung
  • Eineinhalb Jahre ist er alt und sieht eigentlich recht wohlgenährt aus.
  • Durchfall ist in Sambia ein großes Problem und potenziell tödlich: 3,9 Prozent der Todesfälle Sambias im Jahr 2020 gingen auf Durchfall zurück.
  • Das machte der verbesserte Porridge.
  • "Es wird erwartet, dass alle Arten von Mangelernährung, besonders die akute Unterernährung unter Kindern, weiter steigen werden", heißt es in einer 2022 erschienenen Schwachstellen-Analyse des Landes.

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