Burgenländerin half Bankomatsprengern in Wien
Die junge Burgenländerin wollte ihrer Mutter helfen, die nach der Scheidung in eine finanzielle Schieflage geraten ist. Am 14. Jänner lernte sie einen der Kriminellen kennen. Die Bande - Niederländer mit marokkanischem Hintergrund - macht seit geraumer Zeit Europa unsicher, indem sie die Schiebetüren von Bankfilialen aufzwängen und dann die Geldautomaten im Foyer mit Sprengmittel knacken. Das ausgetretene Geld wird schnell eingepackt und die Flucht angetreten. Die Coups dauern meist nur wenige Minuten, wie die Staatsanwältin ausführte. Für die Aktionen suchen sie sich meist Beitragstäter aus dem jeweiligen Land, die beim Anmieten der Fluchtfahrzeuge oder der Logistik helfen.
In dem Fall heuerten sie die 20-Jährige an und versprachen ihr 10.000 bis 15.000 Euro Lohn, wenn sie für die Bande Fahrdienste erledigte und zwei Autos anmietete. Zunächst holte die Frau zwei Leihautos. Ein Transporter der Marke Fiat Ducato diente als Versteck für zwei Mopedroller, die sie unmittelbar nach der Tat zur Flucht verwenden wollten. Den Transporter musste die 20-Jährige in Liesing parken. Ein zweites Auto, ein Golf R7, wurde dann für die Flucht weiter nach Deutschland in der Donaustadt bereitgestellt.
Für die Sprengmittel fuhr die Burgenländerin dann mit einem Täter nach Tschechien, um dort Böller zu erwerben. Das Schwarzpulver aus der Pyrotechnik wurde dann zum Bauen für den Sprengsatz verwendet.
Vier Geldautomaten in Alt Erlaa gesprengt
Am 21. Jänner kam es dann zur Tatausführung. Fünf Mitglieder der Bande sprengten im Kaufpark Alt-Erlaa in Liesing vier Bankomaten eines Bankfoyers. Die Detonation verwüstete nicht nur das Geldinstitut in der Anton-Baumgartner-Straße, sondern auch umliegende Geschäfte und Lokale. Der Schaden beläuft sich auf 1,3 Millionen Euro. Mit einer Beute von 90.000 Euro flüchteten die Fünf dann auf den Motorrollern, die dann im Draschepark gefunden und sichergestellt wurden.
Eigentlich war der Plan, dass die Männer mit dem Golf weiterflüchten, der war allerdings nicht für Fahrten ins Ausland zugelassen. Die Kriminellen wollten dann, dass die 20-Jährige die Fünf nach Deutschland bringt, was diese dann aus Angst nicht tat. Um die Männer, die sie immer wieder unter Druck setzten, nicht helfen zu müssen, überließ die Burgenländerin ihnen das Auto der Mutter. Die Bande versprach, den Pkw bei ihrem nächsten Coup nach Wien wieder mitzubringen.
20-Jährige musste Auto aus Frankfurt holen
Weil allerdings zwei Bandenmitglieder in Deutschland festgenommen wurden, wurde es den anderen zu heiß, um wieder in Österreich einzureisen. Sie schickten der jungen Frau ein Video, wo sie zeigten, wo das Auto in Frankfurt abgestellt ist. Mit dem Zug fuhr die Frau nach Deutschland, um das Fahrzeug wieder abzuholen.
Über Handyauswertung der Festgenommenen stießen die Ermittler dann auf regen Austausch mit der 20-jährigen Österreicherin, die dann am 14. März festgenommen wurde. "Es tut mir aus tiefstem Herzen leid", sagte die Frau nun vor dem Schöffengericht. "Ich bereue es zutiefst." Sie sei "irgendwie in das reingerutscht. Ich konnte nicht mehr zurück. Die haben mich unter Druck gesetzt." Für ihre Dienste erhielt sie am Ende nicht das versprochene Geld, sondern lediglich 2.000 Euro. Der größte Teil ging für die Rückholaktion des Autos aus Deutschland drauf, für den restlichen Lohn kaufte sie sich eine Mitgliedschaft in einem Fitnesscenter. "Es ist eigentlich nicht viel übrig geblieben", sagte die 21-Jährige.
"Ich war so tief drinnen. Ich wollte das nur noch zu Ende bringen und damit nichts mehr zu tun haben", sagte sie auf die Frage der Richterin, warum sie nicht aufgehört habe. Sie betonte, sie habe nicht gewusst, wann und wo die Bankomaten gesprengt werden sollten. Als die Tat passierte, lag sie daheim im Burgenland in ihrem Bett.
Weiteres Delikt nach Schlägerei angeklagt
Die junge Frau wurde wegen schweren Diebstahls durch Einbruch im Rahmen einer kriminellen Vereinigung und wegen vorsätzlicher Gefährdung durch Sprengmittel als Beitragstäterin schuldig gesprochen. Verurteilt wurde sie auch wegen Körperverletzung und gefährlicher Drohung, weil sie im November 2024 nach einem Autounfall am Gürtel die Unfallgegnerin und ihre Begleiterin angegriffen hatte. Zudem wurde vom Widerruf einer offenen Strafe wegen versuchter schwerer Körperverletzung abgesehen und die Probezeit verlängert.
Weil sich die 20-Jährige seit drei Monaten in Haft befindet, hat sie nun nur noch zwei Monate abzusitzen. Danach wird ihr Bewährungshilfe zur Seite stehen und sie muss ein Anti-Gewalt-Training absolvieren. Während die Angeklagte das Urteil unter Tränen annahm, gab die Staatsanwältin keine Erklärung ab.
Zusammenfassung
- Eine 20-jährige Burgenländerin wurde am Montag wegen Unterstützung einer internationalen Bankomatsprenger-Bande in Wien zu 24 Monaten Haft verurteilt, von denen sie nur fünf Monate absitzen muss.
- Die Frau mietete für die Bande zwei Fluchtfahrzeuge, besorgte in Tschechien Sprengmittel und half bei der Vorbereitung des Coups, wofür ihr 10.000 bis 15.000 Euro versprochen wurden.
- Am 21. Jänner sprengte die Bande im Kaufpark Alt-Erlaa vier Bankomaten und verursachte dabei einen Schaden von 1,3 Millionen Euro sowie eine Beute von 90.000 Euro.
- Für ihre Dienste erhielt die Angeklagte am Ende nur 2.000 Euro, der Großteil davon wurde für die Rückholung eines Autos aus Frankfurt verwendet.
- Zusätzlich wurde sie wegen Körperverletzung und gefährlicher Drohung nach einem Autounfall im November 2024 verurteilt, muss nach der Haft Bewährungshilfe in Anspruch nehmen und ein Anti-Gewalt-Training absolvieren.