APA/dpa/Sina Schuldt

War Bettwanzen-Plage in Paris nur Kreml-Propaganda?

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Eine Bettwanzen-Plage beschäftigte Paris in den vergangenen Monaten so sehr, dass selbst die Regierung aktiv wurde. Videos in den sozialen Netzwerken fachten die Aufregung noch weiter an. Doch die dürften Teil einer russischen Desinformationskampagne gewesen sein, berichtet die Faktencheck-Plattform "Mimikama".

Vergangenen Herbst brach scheinbar eine Bettwanzen-Plage über Paris herein. In sozialen Medien kursierten zahlreiche Videos von den kleinen Wanzen, wie sie in der Metro, im Zug oder sogar im Kino auf Sitzplätzen herumklettern.

Die Aufregung war groß, schließlich sah sich sogar die Pariser Stadtregierung gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen. 

Nun bezog sogar Europaminister Jean-Noël Barrot Stellung und machte einen überraschenden Vorwurf: Russland hätte über kremlnahe Accounts die Debatte künstlich angeheizt, sagte er in einem Interview mit dem französischen Fernsehsender "TF1". Zudem habe das Land versucht, das Auftreten von Bettwanzen mit der Ankunft ukrainischer Flüchtlinge in Verbindung zu bringen.

Video: Spürhunde überprüfen Pariser Züge

Verunsicherung vor Olympia in Paris

Laut staatlichen Statistiken sei die Verbreitung von Bettwanzen allerdings zwischen 2017 und 2022 tatsächlich gestiegen, berichtet die Faktencheck-Plattform "Mimikama". Rund elf Prozent aller Haushalte seien betroffen.

Die russischen Manipulationsversuche hätten einerseits dazu gedient, die Unterstützung für die Ukraine zu untergraben, so "Mimikama". Ziel der Kampagne sei es aber auch gewesen, im Vorfeld der Olympischen Spiele 2024 in Paris Verunsicherung zu säen.

Pariser Hoteliers sorgten vor

"Mimikama" beruft sich bei den Vorwürfen auf die staatliche französische Agentur "Viginum", sie geht seit 2021 gegen Online-Desinformation vor und entlarvte erst kürzlich ein prorussisches Propagandanetzwerk.

Ob übertrieben oder nicht: Die Flut an Bettwanzen-Videos hatte reale Auswirkungen. Pariser Hotels rüsteten sich gegen die Parasiten, die Nachfrage nach vorsorglichen Inspektionen von Hotelzimmern mit Spürhunden stieg Anfang des Jahres. 

Auch Betrüger nützten die Panik für sich und verkauften Pseudo-Gegenmittel.

ribbon Zusammenfassung
  • Eine Bettwanzen-Plage beschäftigte Paris in den vergangenen Monaten so sehr, dass selbst die Regierung aktiv wurde.
  • Videos in den sozialen Netzwerken fachten die Aufregung noch weiter an.
  • Doch die dürften Teil einer russischen Desinformationskampagne gewesen sein, berichtet die Faktencheck-Plattform "Mimikama".
  • Wie betroffen ist die französische Landeshauptstadt wirklich?