Bablers Rede unterbrochen
"Free Gaza": Störaktion bei Eröffnung Salzburger Festspielen
Die 105. Salzburger Festspiele werden am Samstag mit einem Festakt in der Felsenreitschule von Bundespräsident Alexander Van der Bellen offiziell eröffnet. Die Festrede hält die polnisch-amerikanische Historikerin und Publizistin Anne Applebaum.
Sie gilt als Kritikerin autoritärer Herrschaftssysteme. Am Abend folgt mit "Giulio Cesare in Egitto" von Georg Friedrich Händel die erste szenische Opernproduktion in diesem Sommer.
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"Stoppt den Völkermord in Gaza"
Während der Rede von Vizekanzler Andreas Babler kam es zu mehreren Störaktionen. Mehrere Personen unterbrachen mit Zwischenrufen seine Rede und schwenkten eine Palästina-Flagge.
Weitere Aktivist:innen entrollten dann auf der Galerie Transparente mit Aufschriften wie "Free Gaza" und "Stoppt den Völkermord in Gaza", wie mehrere Medien berichten. Eine Person stürmte den Orchesterbereich und hielt seine mit roter Farbe beschmierten Hände in die Höhe.
Die Sicherheitskräfte führten anschließend die Aktivist:innen aus dem Saal. Die Polizei hat sechs Personen festgenommen. Eine Feststellung der Identitäten sei im Gange, hieß es auf APA-Anfrage.
Der Vorfall sei "derzeit in Abklärung", wie eine Sprecherin der Polizei mitteilte. Laut ersten Erkenntnissen sollen sich die Aktivisten und Aktivistinnen mit gefälschten Mitarbeiterausweisen Zutritt zu der Kulturveranstaltung verschafft haben, wie die Exekutive in einer Aussendung mitteilte.
So sollen sie über den von privatem Sicherheitspersonal überwachten Bühnenzugang in das Festspielhaus gekommen sein. Trotz des massiven Aufgebots der Exekutive sowohl außerhalb des Saales als auch Securitys rund um die Bühne kamen sie so auf die Bühne und auf die Fassade der Felsenreitschule, auf welcher die Transparente entrollt wurden.
Weitere Ermittlungen zum Hergang der Protestaktion und zu den Hintergründen seien noch im Gange. Alle sechs Festgenommenen hätten zu ihrer Identität bisher noch keine Angaben gemacht.
"Israel muss das humanitäre Völkerrecht einhalten"
Er könne einen offenen Diskurs anbieten, reagierte Babler: "Kunst als echte Debatte, Festspiele als Ort für echte Debatten - und das sollte uns einen, kritische Debatten miteinander auszutragen und gleichzeitig berechtigte Kritik in einem geeigneten Rahmen zu verhandeln."
Auch die heurige Festrednerin, die Historikerin Anne Applebaum, reagierte auf die Störaktion. Sie leide unter den Bildern der im Gazastreifen verhungernden Kinder: "Israel muss das humanitäre Völkerrecht einhalten."
Van der Bellen: Situation in Gaza ist "niederschmetternd"
Und auch Van der Bellen sprach die Protestaktion an: Er sei ein Freund Israels, das bedeute nicht, jede Maßnahme der israelischen Regierung gutzuheißen. "Die Situation in Gaza ist niederschmetternd und in keiner Weise humanitär zu rechtfertigen. Aber bitte vergesst auch nicht den Oktober 2023, dem schlimmsten Pogrom der Nachkriegszeit." Das sei keine Rechtfertigung für das, was in Gaza passiert, "aber bitte zur Erinnerung".
"Die Salzburger Festspiele dürfen nicht zum Ort der Verdrängung werden", hieß es in einer Aussendung der Aktivist:innen. "Sie müssen das viel zitierte Erbe ihrer Gründer ernst nehmen - und Stellung beziehen, für einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende des Völkermords. Deshalb setzen wir heute zum Festakt der Salzburger Festspiele ein Zeichen für Palästina."
Verschärfte Maßnahmen
Nach der Störaktion am Samstag bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele in der Felsenreitschule wird der Veranstaltungsreigen mit verschärften Maßnahmen weitergeführt.
Schon am Samstagabend werden eine Opernpremiere sowie eine Jedermann-Vorstellung mit zusätzlichem Sicherheitspersonal ausgestattet. Das gaben der Salzburger Landespolizeidirektor Bernhard Rausch und der kaufmännische Direktor der Salzburger Festspiele, Lukas Crepaz, bei einer Pressekonferenz bekannt.
Man habe bisher schon auf Security-Dienste im Publikum gesetzt - insgesamt 60 bis 70 Personen pro Vorstellung - werde man auf zusätzliches Sicherheitspersonal bauen, erklärte Crepaz. Weiters würden schon jetzt neben Taschenkontrollen alle Karten nur käuferpersonalisiert ausgegeben. Zusätzlich würde man nun auch Lichtbildausweise verlangen.
Video: Rotes Kreuz warnt vor humanitärer Katastrophe in Gaza
Zusammenfassung
- Bei der offiziellen Eröffnung der Salzburger Festspiele kam es am Samstag zu einer Störaktion.
- Die Rede von Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) wurde durch mehrere Zwischenfälle unterbrochen.
- Sechs Aktivist:innen wurden von der Polizei festgenommen.