12-Jährige missbraucht
Vergewaltigung, Mobbing: Weiteres Mädchen belastet "antons"
Ein neues mögliches Opfer, zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt ebenfalls erst 12 Jahre alt, die gleichen Verdächtigen, eine ähnliche Vorgehensweise: Neue Ermittlungen geben weitere Einblicke in die Szenerie, die sich im Frühjahr und Sommer 2023 am Antonsplatz in Wien-Favoriten abgespielt haben soll.
Eine Jugendgruppe, die sich in internen Chats nach dem Platz "antons" nannte, hat sich regelmäßig dort, am Platz um die Kirche, getroffen. Viele der Burschen und Mädels dürften aus zerrütteten Verhältnissen stammen, viele haben Migrationsgeschichte.
Mehrere der jungen Männer, die sich in Chats immer wieder frauenverachtend äußerten, sollen dabei schwere Straftaten begangen haben. Über Snapchat, TikTok, oder Telegram sollen sie sich gegenseitig angestachelt und abgesprochen haben.
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Ausgang nahmen die umfangreichen Ermittlungen gegen die Gruppe - anfangs wurde gegen 17 Verdächtige im Alter zwischen 13 und 19 Jahren ermittelt - weil sich eine zum Tatzeitpunkt 12- bzw. 13-jährige bei der Polizei meldete. Boulevardmedien nennen sie auch "Anna" oder "Anna-Sophia".
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Die Staatsanwaltschaft ermittelt heute in diesem Fall noch immer gegen zehn Personen, wie eine Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte. Drei Prozesse fanden schon statt - zwei junge Männer wurden dabei im Zweifel freigesprochen, der Ex-Freund des Mädchens zu einer bedingten Haftstrafe von 15 Monaten verurteilt.
Bereits Chats aus den Handyauswertungen der Verdächtigen, über die PULS 24 am Mittwoch genau vor einem Jahr erstmals berichtete, legten nahe, dass es in dem Fall weitere Opfer geben könnte. So waren auf Fotos, die die Jugendlichen in Parkgaragen, Stiegenhäusern oder angemieteten Hotelzimmern machten, auch weitere junge Mädchen zu sehen - teils bei sexuellen Handlungen.
Weiteres Opfer meldete sich
Laut exklusiven PULS 24 Informationen, meldete sich Anfang des Jahres tatsächlich ein weiteres mutmaßliches Opfer bei der Polizei. Auch sie soll zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt erst 12 Jahre alt gewesen sein. Ihre Vorwürfe betreffen laut PULS 24 Informationen großteils die gleichen Verdächtigen, gegen die im ersten Fall ebenso noch ermittelt wird.
Auch dieses Mädchen traf die Gruppe am Antonsplatz regelmäßig. Ihre Geschichte dürfte parallel zu dem schon bekannten Fall stattgefunden haben.
Die Verdächtigen dürften zumindest nach den Aussagen des Mädchens ähnlich vorgegangen sein: Wieder soll sich eine mutmaßliche Vergewaltigung in einem Stiegenhaus abgespielt haben, wieder nahm alles am Antonsplatz seinen Ausgang.
Die Ermittlungen sind in ihrem Fall noch am Anfang, laut PULS 24 Informationen wurden das mutmaßliche Opfer und einige Zeugen:innen befragt. Die Beschuldigtenvernehmungen sollen demnächst anstehen.
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Das zweite Mädchen soll ausgesagt haben, mit zwei aus der Gruppe zusammen gewesen zu sein, mit zumindest einem auch einvernehmlichen Sex im Hobbyraum eines Wohnblocks gehabt zu haben.
Sie soll aber auch zum Oralverkehr genötigt worden sein - in einem Stiegenhaus. "Komm mit, ich habe eine Überraschung für dich (...), blas ihm jetzt einen", soll einer der Verdächtigen zu ihr gesagt haben - ein anderer soll dann auf sie gewartet haben.
Es stehen also wieder die Vorwürfe des mutmaßlichen schweren sexuellen Missbrauchs Unmündiger und der Vergewaltigung im Raum. Außerdem wirft sie einigen der Burschen aber auch Mobbing, Nötigung und Körperverletzung vor.
Mobbing: Wasserflecken als Sperma
So soll sie von Verdächtigen etwa getreten worden oder mit Wasser bespuckt worden sein. Das Mädchen gibt an, dass Fotos von Wasserflecken auf ihrem T-Shirt verbreitet worden sein sollen - es sei behauptet worden, sie hätte Sperma auf ihrem Shirt.
Die Wiener Staatsanwaltschaft bestätigte auf PULS 24 Anfrage: "Es gibt eine neue Anzeige und der gehen wir nach". Weitere Details wollte die Sprecherin unter Verweis auf Datenschutz und ein nicht-öffentliches Verfahren zunächst nicht nennen.
Bulgare ergriff die Flucht
Brisant aber: Bei einem der Hauptverdächtigen handelt es sich laut PULS 24 Informationen um einen bulgarischen Staatsangehörigen, gegen den auch im ersten Fall ermittelt wurde. Er wurde damals nicht in Untersuchungshaft genommen und durfte unter der Prämisse, er würde für Gerichtstermine in Österreich zur Verfügung stehen, nach Bulgarien ausreisen. Im neuen Fall soll er nun als nicht greifbar gelten.
Das Mädchen soll ausgesagt haben, dass sie den Burschen ihr junges Alter mitgeteilt und sogar einen Ausweis gezeigt habe. Allerdings sollen die ersten Zeug:innen ausgesagt haben, dass sie gegenüber den Burschen ein höheres Alter genannt hätte.
Für die Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.
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"Er hat sie manipuliert“
Mutter des 12-jährigen missbrauchten Mädchens im Interview.
Hilfe bei sexueller Gewalt
Sind Sie Opfer von sexueller Gewalt oder kennen Sie jemanden, der es ist? Hier gibt es Hilfe:
- Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555
- Notrufnummer für Gehörlose und Hörbehinderte: 0800 133 133
- Rat auf Draht - Beratung für Kinder und Jugendliche: 147 sowie Online-Beratung
- Kindernotruf: 0800 567 567
- Online-Beratungsstelle für Frauen und Mädchen bei sexueller und anderer Gewalt: HelpCh@t
- Frauen- und Mädchen-Beratungsstellen in den Bundesländern: Beratung und Unterstützung bei sexualisierter Gewalt
- Kinder und Jugendanwaltschaften in Österreich: www.kija.at
Zusammenfassung
- Ein weiteres mutmaßliches Opfer im Missbrauchsfall rund um die Jugendgruppe "antons" hat sich bei der Polizei gemeldet und erhebt schwere Vorwürfe gegen die großteils gleichen Verdächtigen.
- Das Mädchen war zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt im Frühjahr und Sommer 2023 ebenfalls erst 12 Jahre alt und berichtet von ähnlichen Taten wie im ersten Fall.
- Es stehen also wieder die Vorwürfe des mutmaßlichen schweren sexuellen Missbrauchs Unmündiger und der Vergewaltigung im Raum. Außerdem wirft sie einigen der Burschen aber auch Mobbing, Nötigung und Körperverletzung vor.
- Die Wiener Staatsanwaltschaft bestätigte auf PULS 24 Anfrage: "Es gibt eine neue Anzeige und der gehen wir nach".
- Ein Hauptverdächtiger, ein bulgarischer Staatsbürger, ist derzeit nicht greifbar, nachdem er nach Bulgarien ausreisen durfte.