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Anti-Westring-Aktivisten hoffen auf "zweites Zwentendorf"

Heute, 11:42 · Lesedauer 3 min

Seit mehr als zwei Monaten harren Demonstrierende im Linzer Berschlösslpark aus, um sich gegen das großflächige Abholzen alter Bäume für den Linzer Westring (A26) zu wehren. Auch über Weihnachten bleibt das Camp besetzt, informierten sie am Donnerstag in einer Pressekonferenz vor Ort. Ihre Hoffnung: dass der Westring "ein zweites Zwentendorf" wird.

Seit 19. Oktober sind die Aktivistinnen und Aktivisten der Initiative "Ja! Zum Grüngürtel" in ihrem Camp, unterstützt werden sie auch von der "Bürgerinitiative Froschberg". In einem großen Zelt übernachtet regelmäßig eine Handvoll Leute, man wechselt sich ab. Auch ein Baumhaus hoch über der stark befahrenen Waldeggstraße wurde errichtet und ist bewohnt.

Hintergrund sind die Rodungsarbeiten für das Westring-Portal, dem 243 Bäume weichen sollen. Großteils handelt es sich um alte Exemplare. Architekt Günter Eberhardt zeichnet die Jahresringe einer gefällten Rotbuche nach, die demnach im Jahr 1880 gepflanzt worden ist. Auf den Böschungen des Parks und auf den Grünflächen des Bahnhofsviertels wurden bereits etliche Bäume umgeschnitten, auf jedem Stumpf stehen Grabkerzen.

In den kommenden Tagen und Wochen sind am Gelände Veranstaltungen und Konzerte geplant, um auf das Anliegen aufmerksam zu machen, sagte Christian Leckschmidt, Sprecher der Initiative "Ja! zum Grüngürtel", die sich nach wie vor für eine Volksbefragung zu dem Thema einsetzt - allerdings könnte dieses Votum maximal erreichen, dass sich die Stadt Linz aus der Finanzierung zurückzieht. Das würde das Projekt wohl nicht stoppen, wäre aber ein Signal, ist man sich im Camp einig.

Verkehrslärm statt "Homeoffice im Grünen"

Der Westring sei "ein undurchdachtes Projekt aus dem Jahr 1972", sagte Anrainerin Christina Stolz. Der Park sei immer eine ruhige Oase gewesen, in dem Menschen "Homeoffice im Grünen" gemacht hätten - nun sei alles offen und laut. Die Aktivisten haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben: Selbst wenn man die Baustelle jetzt zuschütten würde, wäre es klimafreundlicher als eine weitere Autobahn mitten durch das Stadtgebiet zu bauen, so der Tenor. "Wir werden bleiben und das Camp verteidigen", steht etwa für Maria Haas fest.

Auch die Initiative "Verkehrswende jetzt!" fordert den sofortigen Ausstieg der Stadt aus der Finanzierung der A26. Linz hat sich nämlich dazu verpflichtet, fünf Prozent der Errichtungskosten zu übernehmen, dabei seien die Kosten in den vergangenen Jahren "aus dem Ruder" gelaufen und von den 2007 angenommenen 630 Millionen mittlerweile auf 1,2 Milliarden Euro gestiegen.

Bohrkopf steckt nach wie vor fest

Zum allgemeinen Protest gegen das Projekt kommt noch die Befürchtung, dass eine Panne auf der Baustelle weitere Rodungen nach sich ziehen könnte: Denn ein Bohrkopf der Linz AG, mit dem ein Kanal errichtet werden sollte, steckt seit Wochen in 17 Metern Tiefe fest. Seitens der Linz AG hieß es am Donnerstag dazu, dass man an einem Konzept arbeite, wie man ihn wieder herausbekommt. Es werde aber keine Baumfällungen geben, versicherte das Unternehmen, und "die Kosten für die Bergung bzw. Freisetzung des Bohrkopfes, die derzeit noch nicht feststehen, werden von der Asfinag übernommen".

Der Bau der Linzer A26 ist seit Jahren von Protesten begleitet. Der erste Bauabschnitt, die Donautalbrücke, war noch vergleichsweise wenig umstritten. Die mittlerweile angelaufene zweite Bauetappe, der 3,2 Kilometer lange Tunnel durch den Freinberg zum Hauptbahnhof, sorgt aber seit Jahren für Diskussionen, Bürgerproteste und Einsprüche.

Zusammenfassung
  • Seit dem 19. Oktober campieren Aktivist:innen der Initiative "Ja! Zum Grüngürtel" im Linzer Berschlösslpark, um gegen die geplante Rodung von 243 alten Bäumen für den Bau des Westrings (A26) zu protestieren.
  • Die Baukosten für die Linzer A26 sind von ursprünglich 630 Millionen Euro im Jahr 2007 auf mittlerweile 1,2 Milliarden Euro gestiegen, wobei die Stadt Linz weiterhin fünf Prozent der Kosten übernimmt.
  • Eine technische Panne sorgt für zusätzliche Sorgen: Ein Bohrkopf steckt seit Wochen in 17 Metern Tiefe fest, laut Linz AG werden jedoch für die Bergung keine weiteren Bäume gefällt und die Kosten übernimmt die Asfinag.