APA/BARBARA GINDL

Anschlag in Wien: Einträge aus dem Einsatzprotokoll

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Die ersten Minuten des Terrorangriffs aus dem Einsatzprotokoll der der Landesleitzentrale.

Rund 550 Polizisten sind im Schnitt in einer normalen Nacht in Wien im Einsatz. Rund 1.000 waren es nach dem Terroranschlag mit vier Toten und mehr als 20 Verletzten am Montagabend bzw. in der Nacht auf Dienstag. Rund 150 Beamte hatten sich freiwillig in den Dienst gestellt, um zu helfen. Nicht nur für die Einsatzdisponenten in der Landesleitzentrale bedeutete die Sonderlage eine enorme Herausforderung.

3.000 bis 4.000 Notrufe gehen jeden Tag bei der Wiener Polizei ein, diese führen zu 1.100 bis 1.200 Einsätzen. 540 Notrufe waren es am Montag allein zwischen 20.00 und 21.00 Uhr. Aufgrund der chaotischen Situation wurden viele Polizisten auch als mögliche Terroristen von der Bevölkerung wahrgenommen und beim Notruf gemeldet. Dadurch wurden viele Beamten gebunden.

Absoluter Ausnahmezustand

"Im Chaos der ersten Minuten ist es am schwersten, aber gleichzeitig am wichtigsten, den Überblick zu bewahren. Bei hunderten Notrufen, dutzenden Streifeneinheiten und sekündlich veränderten Informationen ist das natürlich ein absoluter Ausnahmezustand", erinnerte sich Notruf- und Einsatzdisponent Revierinspektor Christian H. am Wochenende gegenüber der APA. "Viele Kolleginnen und Kollegen der Funkstelle waren stundenlang unter Strom - erst um Mitternacht ist es erstmals etwas ruhiger geworden", ergänzte sein Kollege Thomas F..

Aus dem Einsatzprotokoll

20.00.48 Uhr: Erster Notruf: "Mehrere Schüsse in der Seitenstettengasse 5", Anrufer wohnt in der Nähe
20.01.10 Uhr: Einsatz erhält Priorität 1
20.01.22 Uhr: Der erste Streifenwagen wird entsandt
20:01:23 Uhr: Zwei weitere Wagen werden geschickt
20.01.23 Uhr: Meldung über Schusswechsel beim Schwedenplatz mit Schrotflinte
20.03.21 Uhr: Der Täter wird gesichtet. Vor einem Lokal in der Seitenstettengasse kommt es zu einem ersten Schusswechsel mit zwei Beamten
20:03:22 Uhr: Beamte finden die erste verletzte Person
20.04.48 Uhr: Ein Beamter wird getroffen und schwer verletzt
20:05:12 Uhr: Es liegt eine erste Täterbeschreibung vor
20.05.30 Uhr: Laut Anrufer hat der Täter eine automatische Waffe
20:07:41 Uhr: Weiterer Schusswechsel zwischen Terrorist und Polizei im Bereich Morzinplatz
20:07:59 Uhr: Der Polizeihubschrauber trifft im ersten Bezirk ein
20:08:31 Uhr: Ein Täter wird im Bereich Ruprechtskirche gesichtet
20:09:34 Uhr: WEGA-Beamte bekämpfen den Täter - Einsatz der Schusswaffe
20:09:42 Uhr: Meldung am Funk: "Anhaltung eines Täters" - der Attentäter ist tot


20:12:29 Uhr: Eine weitere divergierende Täterbeschreibung liegt vor - Verdacht auf mehrere Täter verhärtet sich
20:18:31 Uhr: 1. Paralleleinsatz: Jemand meldet tote Person im Stadtpark.
20:29:33 Uhr: 2. Paralleleinsatz: Meldung über verdächtige Personen auf einem Hausdach in der City
20:32:37 Uhr: Laufend melden sich Zeugen, die den bzw. die Täter gesehen haben
20:38:12 Uhr: 3. Paralleleinsatz: Jemand meldet einen Täter am Hohen Markt
20:43:28 Uhr: 4. Paralleleinsatz: Meldung über "Mann mit Gewehr" am Hof
20:43:45 Uhr: 5. Paralleleinsatz: Meldung über "Attentäter in Lokal"
20:44:07 Uhr: 6. Paralleleinsatz: Meldung über "Bewaffnete Person in Naglergasse"
20:45:33 Uhr: 7. Paralleleinsatz: Meldung über "Schüsse am Tuchlauben"
20:48:10 Uhr: 8. Paralleleinsatz: "verdächtige Gruppe im 2. Bezirk"
20:49:28 Uhr: 9. Paralleleinsatz: Meldung über "Schüsse am Graben"
20:52:36 Uhr: 10. Paralleleinsatz: Meldung über "Täter im Keller von Lokal"
20:52:56 Uhr: 11. Paralleleinsatz: Meldung über "Täter in Goldschmiedgasse"
20:53:52 Uhr: 12. Paralleleinsatz: Meldung über "Täter in Lokal"
20:57:44 Uhr: 13. Paralleleinsatz: Meldung über "Bewaffnete in einem Lokal"
21:11:59 Uhr: 14. Paralleleinsatz: Jemand meldet "Attacke durch mehrere Männer"
21:30:00 Uhr: 15. Paralleleinsatz: Jemand meldet Geiselnahme in Restaurant in Mariahilf

ribbon Zusammenfassung
  • Die ersten Minuten des Terrorangriffs aus dem Einsatzprotokoll der der Landesleitzentrale.

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