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Anschlag in Wien: DNA-Expertise ergab neue Erkenntnisse

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Laut Recherchen mehrerer Medien fanden sich auf der Sprengstoffgürtelattrappe, die der Attentäter im Tatzeitpunkt am Leib trug, die DNA-Spuren eines in Deutschland lebenden Islamisten.

Der Attentäter hatte diesem im Zuge eines Islamisten-Treffens im Juli 2020 in Wien getroffen, er soll den aus dem Kosovo stammenden 20-Jährigen auch bei sich übernachten haben lassen. Einer DNA-Expertise zufolge, die dem "profil" vorliegt und wie auch "Standard" und "Spiegel" berichten, fand sich auf Kreppklebebandstücken, die am Gürtel angebracht waren, eine DNA-Mischspur, bei der sich Merkmale des Attentäters sowie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Merkmale des 20-jährigen Kosovaren nachweisen ließen.

Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, bestätigte der APA grundsätzlich den "profil"-Bericht, wies jedoch darauf hin, dass längst bekannt sei, dass der 20-jährige Kosovare mit weiteren mutmaßlich radikalen Islamisten aus Deutschland und der Schweiz nach Wien gereist sei, wo sie Gleichgesinnte - darunter den Attentäter - trafen. Möglicherweise sei die Attrappe bei dieser Gelegenheit gebastelt worden, eine zeitliche Nähe zum Terror-Anschlag sei derzeit nicht erwiesen, sagte Bussek gegenüber der APA. Gegen den 20-Jährigen werden jedenfalls ermittelt.

Verbindungen nach Deutschland und Belgien

Laut "profil" wurde darüber hinaus auf einem Couchpolster in der Wohnung des Attentäters ein Haar entdeckt, das mittels DNA-Analyse einem weiteren Islamisten zuzuordnen war. Darüber hinaus könnte es dem Magazin zufolge bisher nicht bekannte Verbindungen zwischen dem Umfeld des Attentäters und europäischen Dschihadisten gegeben haben: zwei Tage vor dem Anschlag in Wien soll demnach im belgischen Eupen ein Attentatsplan vereitelt worden sein, zwei junge Männer wurden festgenommen, eine Verbindung nach Österreich wird geprüft.

Eine entsprechende Ermittlungsanordnung aus Belgien zu drei in Österreich bekannten Islamisten erging Ende September an die Oberstaatsanwaltschaft Wien. Befragt werden soll laut "profil" unter anderem ein 17-Jähriger, der den Wiener Attentäter kannte, in der Wiener Terrornacht festgenommen wurde und sich seit Mai wieder auf freiem Fuß befindet. Er soll mit einem belgischen Terrorverdächtigen im Oktober 2020 intensiv gechattet haben.

Außerdem interessieren sich die belgischen Behörden für den in Österreich einschlägig bekannten und 2018 wegen Anschlagsplänen verurteilten Lorenz K. Der 22-Jährige steht im Verdacht, aus dem Gefängnis heraus eine Verbindung zu einem belgischen Verdächtigen gehabt zu haben. Die Staatsanwaltschaft Graz ermittelt schon länger gegen den 22-Jährigen, weil er in der Justizanstalt (JA) Graz-Karlau mit zwei Mitgefangenen eine Terror-Zelle gebildet und beispielsweise per Handy eine Anleitung zum Bombenbasteln verschickt haben soll.

ribbon Zusammenfassung
  • Über neue Erkenntnisse zum Anschlag in Wien, bei dem am 2. November 2020 vier Passanten getötet wurden, ehe der Attentäter von der Polizei erschossen wurde, berichteten am Samstag das Nachrichtenmagazin "profil" sowie "Standard" und "Spiegel".
  • Demnach fanden sich auf der Sprengstoffgürtelattrappe, die der Attentäter im Tatzeitpunkt am Leib trug, die DNA-Spuren eines in Deutschland lebenden Islamisten.
  • Der Attentäter hatte diesem im Zuge eines Islamisten-Treffens im Juli 2020 in Wien getroffen, er soll den aus dem Kosovo stammenden 20-Jährigen auch bei sich übernachten haben lassen.
  • Laut "profil" wurde darüber hinaus auf einem Couchpolster in der Wohnung des Attentäters ein Haar entdeckt, das mittels DNA-Analyse einem weiteren Islamisten zuzuordnen war.
  • Darüber hinaus könnte es dem Magazin zufolge bisher nicht bekannte Verbindungen zwischen dem Umfeld des Attentäters und europäischen Dschihadisten gegeben haben.

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