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AKH-Patientin lag auf Matratzen am Boden - Tochter: "Beste Lösung"

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In Wien sorgen Gangbetten in Spitälern seit Jahren regelmäßig für Diskussionen - und für wiederholtes Einschreiten der Volksanwaltschaft. Nun tauchte ein Foto auf, das zeigt, wie eine Patientin am Boden lag.

Eine Patientin, die im Wiener Allgemeinen Krankenhaus neben Gangbetten auf einem Matrazenlager am Boden liegt - Fotos davon veröffentlichten am Mittwoch "Kurier" und "Krone". Österreichs größtes Krankenhaus betonte, eine Unterbringung am Boden auf dieser Station komme nur in Ausnahmefällen und in Absprache mit den Angehörigen vor. Laut den Medienberichten stammen die Aufnahmen aus der Uniklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Tochter: "Beste Lösung" für demente Mutter

Auch die Tochter der Patientin hält das Matratzenlager für "die beste Lösung" für ihre Mutter. Die demente Frau habe vergessen, dass die nach einem Bruch nicht aufstehen darf, weshalb die Lagerung am Boden "eine Vorsichtsmaßnahme war". "Meine Mutter lag in der Nähe des Schwesternstützpunktes, sie konnte dort viel besser beobachtet werden als in einem Zimmer, wo die Tür geschlossen ist", sagte die Tochter. Außerdem sei es "nur für eine Nacht gewesen". Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten sich trotz angespannter Personalsituation auch "wahnsinnig bemüht". "Es gab auch eine Sitzwache in der Nacht", betonte die Tochter. Dass Fotos ihrer am Boden liegenden Mutter angefertigt und Medien zugespielt wurden, "finde ich nicht in Ordnung", sagte die Frau. Ihrer Mutter geht es wieder besser, sie ist zurück im Pflegeheim.

Die Tochter hat sich am Donnerstag auch an den Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) gewandt, der in Absprache mit ihr die Nachricht der Frau auch auf Facebook veröffentlichte. Nach einem Unfall werde in der Pflege alles getan, dass Patientinnen und Patienten nicht noch einmal aus dem Bett fallen. "Darum ist die gewählte Vorgangsweise an der Notfallabteilung mitten in der Nacht gut und verständlich, auch wenn das Bild verstörend sein mag", konstatierte Hacker und bedankte sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der AKH-Notfallabteilung. Hacker kritisierte außerdem, "dass Fotos, die über ein Monat alt sind, ohne gründliche Recherche veröffentlicht werden und zunächst einmal jedenfalls als Skandal bezeichnet werden."

Schutz vor "aus dem Bett fallen"

Die Aufnahmen stammen aus der Uniklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Bilder entstanden in der Nacht auf den 14. Februar. Ein Leintuch wurde als Sichtschutz über die Patientin gespannt. In besagter Nacht mussten laut AKH 29 statt der vorgesehenen 28 Patientinnen und Patienten versorgt werden. Bei der Unterbringung am Boden gehe es darum zu verhindern, dass Patienten, die nach Unfällen verwirrt oder unruhig sind, aus dem Bett fallen. Es handle sich um das gelindeste Mittel zur Abwehr von Fremd- und Selbstgefährdung.

Die Ärztekammer Wien forderte am Donnerstag einen Rettungsplan für die Spitäler in der Bundeshauptstadt. "Wir haben dem Wiener Gesundheitsverbund Anfang März einen detaillierten Themen- und Verhandlungsplan vorgeschlagen. Angesichts der Szenen, die sich auf der Unfallchirurgie am Wiener AKH abspielen, kann ich nur hoffen, dass die Gespräche rasch beginnen", sagte Stefan Ferenci, Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien. Mit dem vorgeschlagenen Zeitplan würden die Verhandlungen noch vor dem Sommer abgeschlossen, so die Ärztekammer. "Das ist wichtig, weil bis spätestens Juli der Finanzausgleich und damit auch die Budgetmittel der Spitäler für die nächsten Jahre fixiert werden", betonte Ferenci.

Kritik von der ÖVP

Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer forderte, dass der zuständige Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) "endlich die Verantwortung übernehmen" müsse. "Es kann nicht sein, dass im Wiener Gesundheitsbereich jede Woche eine neue Schreckensmeldung aufschlägt und dies seitens der politischen Verantwortlichen, allen voran von Gesundheitsstadtrat Hacker schöngeredet wird", so die Gesundheitssprecherin der Wiener Volkspartei, Gemeinderätin Ingrid Korosec. Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp forderte nach den "schockierenden Fotos" den sofortigen Rücktritt von Hacker. "Es reicht jetzt endgültig", so Nepp in einer Aussendung. Er verwies unter anderem auf "hunderte Gefährdungsanzeigen durch Ärzte und Pflegepersonal.

ribbon Zusammenfassung
  • In Wien sorgen Gangbetten in Spitälern seit Jahren regelmäßig für Diskussionen - und für wiederholtes Einschreiten der Volksanwaltschaft.
  • Nun tauchte ein Foto auf, das zeigt, wie eine Patientin am Boden lag.

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