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Zwölf Tote bei Schüssen auf Juden in Sydney

Heute, 09:17 · Lesedauer 6 min

Bei einem Angriff auf eine Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka sind am Sonntag in Sydney am berühmten Bondi Beach zwölf Menschen getötet worden. Das gab der Regierungschef des australischen Teilstaates New South Wales, Chris Minns, bekannt. Es handle sich um einen Terrorakt, der sich gegen die jüdische Gemeinde gerichtet habe. Einer der zwei Attentäter sei getötet worden. Es gab rund 30 Verletzte, viele davon in Spitälern.

Australiens Premier Anthony Albanese, der den Nationalen Sicherheitsrat einberief, sprach von einem "schockierenden und beunruhigenden" Vorfall: Rettungskräfte seien vor Ort und "kämpfen darum, Leben zu retten". Unter den Verletzten sollen zwei Polizeikräfte sowie einer der zwei mutmaßlichen Angreifer sein. Letzterer befinde sich in kritischem Zustand, hatte es geheißen, bevor Minns sich äußerte. Der zweite mutmaßliche Attentäter dürfte also seinen Verletzungen erlegen sein.

Zudem meldete die Polizei, dass eine Reihe verdächtiger Gegenstände in der Umgebung des Tatorts von Spezialkräften untersucht werde, eine Sperrzone sei eingerichtet worden. Die Polizei warnte die Bevölkerung dringend davor, sich in der Nähe aufzuhalten und sprach von einem laufenden Polizeieinsatz.

König Charles III. und Königin Camilla zeigten sich erschüttert. "Meine Frau und ich sind entsetzt und betrübt über den furchtbaren antisemitischen Terrorangriff auf jüdische Menschen, die an einer Chanukka-Feier am Bondi Beach teilgenommen haben", heißt es in einer Mitteilung im Namen von Charles. Der britische König ist auch Staatsoberhaupt Australiens. Ihr Mitgefühl gelte allen, die "so furchtbar betroffen sind, einschließlich der Polizeibeamten, die verletzt wurden, während sie Mitglieder ihrer Gemeinschaft schützten", hieß es in der Mitteilung des Königs weiter.

Der israelische Staatspräsident Isaac Herzog sprach von einem Anschlag "niederträchtiger Terroristen" auf die jüdische Gemeinde. "Das Herz der gesamten Nation Israel setzt in diesem Augenblick einen Schlag aus, während wir für die Genesung der Verletzten beten, für sie beten und für jene beten, die ihr Leben verloren haben."

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu machte der australischen Regierung indes schwere Vorwürfe. Er habe seinen Amtskollegen gewarnt, dass die Politik des Landes den Antisemitismus schüre, sagte Netanyahu am Sonntag. Antisemitismus verbreite sich, "wenn führende Politiker schweigen", betonte Netanyahu. "Sie müssen Schwäche durch Handeln ersetzen."

UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte diese "abscheuliche Attacke", wie er über die Online-Plattform X mitteilte. "Mein Herz ist bei der jüdischen Gemeinschaft auf der ganzen Welt an diesem ersten Tag von Chanukka, ein Fest, das das Wunder des Friedens und das Licht, das die Dunkelheit besiegt, feiert."

Auch US-Außenminister Marco Rubio reagierte. "Antisemitismus hat in dieser Welt keinen Platz. Unsere Gebete sind bei den Opfern dieses schrecklichen Anschlags, der jüdischen Gemeinde und dem australischen Volk", schrieb Rubio in einem Beitrag auf X.

Videos machen die Runde

Die Fernsehsender Sky und ABC zeigten Bilder von Menschen, die am Boden lagen. Auf der Plattform X kursierten Videos, in denen zu sehen ist, wie Menschen am Strand und in einem nahe gelegenen Park auseinanderliefen, während Schüsse und Polizeisirenen zu hören waren.

Insbesondere das Video eines couragierten Mannes während des Anschlags sorgt in den Sozialen Netzwerken für Aufsehen. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie ein Passant einem der zwei mutmaßlichen Angreifer zunächst von hinten auf den Rücken springt. Nach einem kurzen Gerangel nimmt er ihm das Gewehr ab. Der Mann, der zuvor mit dem Gewehr geschossen hatte, taumelt daraufhin zurück, kann jedoch entkommen. In australischen Medien wird der Passant als "Held" gefeiert.

Ein anderes Video zeigte zwei Männer, die von Polizisten auf einer Fußgängerbrücke zu Boden gedrückt wurden. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte die Aufnahmen zunächst nicht unabhängig überprüfen. Der Bondi Beach ist einer der berühmtesten Strände der Welt und an warmen Wochenenden üblicherweise gut besucht.

Der Angriff ereignete sich fast auf den Tag genau elf Jahre nach der Geiselnahme in einem Lindt-Café in Sydney. Damals hatte ein einzelner Bewaffneter 18 Menschen als Geiseln genommen. Zwei der Geiseln starben, der Täter wurde getötet.

Erhöhte Bedrohung aber keine konkrete Gefahr in Österreich

Bundespräsident Alexander Van der Bellen schrieb auf der Plattform Bluesky: "Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Sydney wurden Opfer eines grausamen Terroranschlags. Unsere Gedanken sind bei den Opfern, den Verletzten und ihren Angehörigen. Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz. Wir solidarisieren uns mit allen, die sich heute und jeden Tag gegen Hass und Gewalt stellen."

Das Innenministerium in Wien erinnerte daran: "Bereits seit dem 7. Oktober 2023 - dem Terrorangriff der Hamas auf den Staat Israel - besteht in vielen europäischen Staaten und somit auch für Österreich eine erhöhte Bedrohungslage (aber keine konkrete Gefährdung)." Wenige Tage später sei auch in Österreich die Terrorwarnstufe erhöht worden - "aktuell auf die Stufe 4 von 5 möglichen Stufen". Damit einher gingen unterschiedliche wahrnehmbare, aber auch verdeckte Maßnahmen. Das Ministerium verwies zudem auf den Fokus auf den Schutz jüdischer Einrichtungen im Absprache mit den Israelitischen Kultusgemeinden und den diesbezüglichen Assistenzeinsatz des Bundesheeres.

Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) zeigte sich "entsetzt". "In diesen dunklen Stunden, stehen wir vereint mit unserem strategischen Partner Australien, und stehen Gewalt, Hass und jedweder Form von Antisemitismus fest entgegen."

EU-Spitze schockiert

Auch Spitzenvertreter der Europäischen Union gaben sich entsetzt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb in Sozialen Netzwerken, sie sende ihr Mitgefühl an die Familien und Angehörigen der Opfer. Europa stehe an der Seite Australiens und der jüdischen Gemeinschaften überall. "Wir sind vereint gegen Gewalt, Antisemitismus und Hass", betonte sie.

Ähnlich Parlamentspräsidentin Roberta Metsola und die Außenbeauftragte Kaja Kallas. Kallas erklärte: "Dieser abscheuliche Akt der Gewalt gegen die jüdische Gemeinschaft muss aufs Schärfste verurteilt werden." Metsola schrieb zu einem Bild von einem Leuchter für das jüdische Lichterfest Chanukka: "Dieses Licht wird nicht erlöschen."

Frankreich "wird weiter ohne Schwäche gegen antisemitischen Hass kämpfen", erklärte der französische Präsident Emmanuel Macron im Onlinedienst X. Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verurteilte auf X "entschieden jede Form von Gewalt und Antisemitismus" und sprach den Opfern ihre Anteilnahme aus.

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz sprach von einem "antisemitischen Anschlag", der ihn fassungslos zurücklasse. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und Angehörigen", schrieb der CDU-Politiker auf X. "Dies ist ein Angriff auf unsere gemeinsamen Werte. Diesem Antisemitismus müssen wir Einhalt gebieten - hier in Deutschland und weltweit." Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenksj erklärte auf X die "Solidarität" der Ukraine "angesichts des brutalen Terrorangriffs (...) auf die jüdische Gemeinschaft zu Beginn von Chanukka".

Zusammenfassung
  • Bei einem Terroranschlag auf eine Chanukka-Feier am Bondi Beach in Sydney wurden zwölf Menschen getötet und etwa 30 weitere verletzt.
  • Die Behörden bestätigten, dass sich der Angriff gezielt gegen die jüdische Gemeinde richtete und einer der beiden Attentäter getötet wurde.
  • Internationale Politiker und Organisationen, darunter Australiens Premier, der israelische Präsident und die EU, verurteilten die Tat als antisemitischen Terrorakt.
  • Videos in sozialen Netzwerken zeigen dramatische Szenen, darunter die Entwaffnung eines Täters durch einen Passanten, während die Polizei eine Sperrzone einrichtete.
  • Auch in Österreich wurde die Terrorwarnstufe erhöht, konkrete Gefährdung besteht laut Innenministerium jedoch nicht.