APA/ROBERT JAEGER

9.262 Corona-Neuinfektionen in Österreich gemeldet

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Bei den Coronavirus-Neuinfektionen hat es am Donnerstag einen Rekordwert von 9.262 positiven Tests innerhalb von 24 Stunden gegeben. Darunter waren nach technischen Problemen mit dem Epidemiologischen Meldesystem des Bundes jedoch zahlreiche Nachmeldungen, allein in Oberösterreich rund 700 der dortigen 2.554 Fälle, wie die APA erfuhr. Die Personalsituation in den Spitälern spitzt sich bei nun 3.811 Patienten, davon 546 in Intensivstationen, teils weiter zu.

"Was viele Jahre lang verschleppt wurde, fällt uns jetzt auf den Kopf", sagte etwa der Vorsitzende des Angestelltenbetriebsrats am Universitätsklinikum LKH Graz, Michael Tripolt, im APA-Gespräch. Er meinte damit vor allem Versäumnisse im Bereich der Pflege, wo das Personal gerade während der sich zuspitzenden Corona-Pandemie knapp ist. Mit Donnerstag wurde auch das 2019 geschlossene LKH Hörgas nahe Graz wieder eröffnet - und zwar als Covid-Station.

Vor allem die Pflegekräfte seien durch 24-Stunden-Einsätze bereits am Rande der Belastbarkeit angelangt, wie der Wiener Personalvertreter Edgar Martin warnte. Die Gefahr, dass Mitarbeiter ausbrennen, sei akut. Mediziner und Pflegepersonal der tirol kliniken richteten in einem Video auf YouTube einen Appell an die Bevölkerung, die geltenden Hygiene- und Schutzmaßnahmen einzuhalten. Die Ärzte und Pfleger schildern darin die aktuelle Situation auf ihren Stationen und die Belastung durch eine stetig steigende Anzahl an Corona-Patienten.

Die Zahl der Intensivpatienten stieg im Tagesvergleich um zehn Betroffene, die der Covid-19-Erkrankten auf Normalstationen um 92. 44 weitere Infizierte starben, bisher gab es damit 1.608 Corona-Tote in Österreich.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ging indes davon aus, dass die in den vergangenen Tagen aufgetretenen Probleme mit den Corona-Daten behoben wurden. "Die Nachricht heute Früh war, dass das erledigt ist und wieder zu 100 Prozent funktionieren sollte", sagte er bei einer Pressekonferenz. Am Donnerstag kam es aber noch zu Nachmeldungen. Mit Stand 9.30 Uhr gab es in Österreich bisher 181.642 positive Testergebnisse. Das Burgenland meldete 194 Neuinfektionen, Kärnten 399, Niederösterreich 634, Oberösterreich 2.554, Salzburg 798, die Steiermark 1.116, Tirol 879, Vorarlberg 537 und Wien 2.151 positive Tests.

Wegen der aktuellen Fallzahlen und der "Arbeitsbelastung der Bezirksverwaltungsbehörden" verschickte das Gesundheitsministerium am Donnerstag einen Erlass an die Bundesländer. Demnach kann nach einem positiven Antigen-Schnelltest einer Person mit Krankheitssymptomen ab sofort die bisher verpflichtende Nachtestung mit einem genaueren PCR-Test entfallen, wenn die behördlichen Testkapazitäten überlastet sind und die Erfassung des Antigen-Testergebnisses im EMS sichergestellt ist. Außerdem werden in dem Erlass Priorisierungen bei behördlichen Testungen von bestimmten Personengruppen sowie beim Contact Tracing empfohlen.

Wissenschafter forderten unterdessen eine "massiv verbesserte Datenlage" über das Corona-Infektionsgeschehen - auch in Hinblick auf das Treffen von Entscheidungen wie "Lockdown oder nicht?". "Wenn es wie derzeit zu massiven Fehl- und Nachmeldungen der Behörden (zum Teil über Tage hinweg) kommt, wird es zunehmend unmöglich, selbst das gegenwärtige Infektionsgeschehen und das der nahen Vergangenheit abzubilden, geschweige denn, zukünftige Fallzahlen zu prognostizieren", schrieben Peter Klimek und Stefan Thurner vom Complexity Science Hub Vienna (CSH) in einem "Policy Brief".

Vom US-Internetkonzern Google veröffentlichte Bewegungsdaten lassen nun darauf schließen, dass die seit 3. November geltenden verschärften Maßnahmen zu einem Rückgang der Mobilität in Österreich geführt haben. Allerdings ist der Einbruch vor allem an Arbeitsstätten deutlich weniger dramatisch als beim ersten "Lockdown" im März: das Minus beträgt zwischen 28 und 32 Prozent. Im März hatte Google einen Rückgang von durchwegs über 50 Prozent an Arbeitsstätten registriert. Anschober hatte die Reduktion der "Bewegungsintensität" als ein Ziel der Corona-Maßnahmen genannt.

Der Gesundheitsminister warnte am Donnerstag vor neuerlichen Menschenansammlungen in Einkaufszentren am kommenden Wochenende, legte sich aber noch nicht fest, ob die Regierung wegen der anhaltend hohen Covid-Neuinfektionen weitere Schulschließungen verfügen könnte. Er verwies auf die nun geplante Prüfung der Auswirkungen der aktuellen Maßnahmen: "Ich habe immer gesagt, wir werden nach zehn Tagen beginnen zu evaluieren. Wir haben heute Tag zehn." Die Opposition und Bildungsexperten sprachen sich weiterhin massiv gegen geschlossene Schulen aus.

ribbon Zusammenfassung
  • Bei den Coronavirus-Neuinfektionen hat es am Donnerstag einen Rekordwert von 9.262 positiven Tests innerhalb von 24 Stunden gegeben.
  • Mit Stand 9.30 Uhr gab es in Österreich bisher 181.642 positive Testergebnisse.
  • Im März hatte Google einen Rückgang von durchwegs über 50 Prozent an Arbeitsstätten registriert.
  • Die Opposition und Bildungsexperten sprachen sich weiterhin massiv gegen geschlossene Schulen aus.

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