Rezession 2026 zu Ende
"Rote Laterne der EU": Österreichs Konjunktur hinkt hinterher
Ende März hatten beide Institute einen Rückgang um 0,3 bzw. 0,2 Prozent prognostiziert.
Das Budgetdefizit für 2025 soll mit 4,1 Prozent bzw. 4,4 Prozent trotz Sparpaket deutlich über der Maastricht-Grenze von 3 Prozent des BIP liegen.
Die Prognose für das Defizit wurde damit gegenüber dem Wert vom März, wo noch von 3,3 bzw. 3,2 Prozent ausgegangen wurde, verschärft.
Das gilt auch für 2026, wo die Wirtschaftsforscher nun ein Haushaltsminus in Höhe von 3,9 bzw. 4,1 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) erwarten. Das IHS setzt bei seiner Prognose dabei eine "strikte Budgetdisziplin" voraus - also dass die Vorgaben des Sparpakets umgesetzt werden.
Das Wifo rechnet bis 2026 mit einem Anstieg der Staatsschuldenquote auf 85 Prozent.
Österreich hinkt Europa weiter hinterher
Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft dann etwas stärker wachsen. Das Wifo rechnet mit einer etwas dynamischeren Erholung auf 1,2 Prozent. Beim IHS geht man von einer Jahreswachstumsrate 2026 von einem Prozent aus.
Damit bleibe Österreich klar hinter der erwarteten Entwicklung im Euro-Währungsraum zurück. Die IHS-Forscher prognostizieren für die 20 Euro-Länder ein reales Wachstum von 1,0 (2025) und dann 1,5 Prozent (2026).
Beim Wifo beläuft sich die Schätzung hier auf 1,0 Prozent, gefolgt von 1,1 Prozent.
Felbermayr: Österreich hat "rote Laterne in der EU"
Wie WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr im Interview mit PULS 24 betonte, befinde sich die Wirtschaft auf einem "langsamen und vorsichtigen" Erholungspfad.
Dennoch trage Österreich weiterhin die "rote Laterne" in der EU – in sämtlichen Mitgliedsstaaten verzeichnet die Wirtschaft ein stärkeres Wachstum.
"Kompensieren, was wir liegengelassen haben"
Trotz der vorsichtigen Erholung sieht Felbermayr daher erheblichen Handlungsbedarf, insbesondere bei der Inflation. Mit einer prognostizierten Rate von 2,9 Prozent für 2025 liegt Österreich weiterhin über dem Eurozonen-Schnitt, was langfristig die Wettbewerbsfähigkeit gefährde.
"Wir müssen noch mehr tun, um die Inflationsrate unter das Niveau der Eurozone zu bringen", so der Ökonom.
Da die Preise in Österreich seit 2010 stärker gestiegen sind als im EU-Durchschnitt, gelte es, die Inflation über mehrere Jahre hinweg unter dem EU-Niveau zu halten – "damit wir das kompensieren, was wir liegengelassen haben."
Felbermayr fordert, strukturelle Reformen wieder auf die "Tagesordnung" zu setzen. Konkret sieht er Reformbedarf etwa bei den Lohnnebenkosten, der Arbeitslosenversicherung und im Wohnbau.
Nur durch konsequente Maßnahmen – wie ein verstärktes Angebot an erneuerbarer Energie und eine echte Wohnbauoffensive – könne die Preisentwicklung langfristig gedämpft werden.
Teuerungsrate bleibt hoch
Die Teuerungsrate dürfte den Prognosen zufolge heuer relativ hoch bleiben. Sowohl Wifo als auch IHS rechnen mit einer durchschnittlichen Inflationsrate in Österreich von 2,9 Prozent.
Im Folgejahr soll die Entwicklung der Verbraucherpreise dann etwas zurückgehen mit geschätzten Inflationsraten von 2,2 (Wifo) und 1,9 Prozent (IHS). Für die Arbeitslosenquote wird dann von beiden ein Anstieg auf 7,5 Prozent heuer gesehen, gefolgt von einem Rückgang auf 7,3 Prozent 2026.
Zusammenfassung
- Die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS haben ihre Konjunkturprognose für 2025 angehoben und gehen nun doch nicht von einem dritten Rezessionsjahr aus.
- Die österreichische Wirtschaft werde stagnieren (Wifo) bzw. um 0,1 Prozent (IHS) wachsen.
- Ende März hatten beide Institute einen Rückgang um 0,3 bzw. 0,2 Prozent prognostiziert. Das Budgetdefizit für 2025 soll mit 4,1 Prozent bzw. 4,4 Prozent trotz Sparpaket deutlich über der Maastricht-Grenze von 3 Prozent des BIP liegen.