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Kein Cashback mehr

Millionenpleite von "Schneeballsystem" myWorld

04. Aug. 2025 · Lesedauer 3 min

"Geld zurück bei jedem Einkauf", wirbt die Cashback-Plattform "myWorld" auf ihrer Webseite. Doch die "Einkaufsgemeinschaft", deren Vorgänger Lyoness und Lyconet mehrfach gerichtlich als Schneeballsysteme eingestuft wurden, ist in die Pleite gerutscht.

Die myWorld International AG hat am Landesgericht Graz die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung beantragt, wie der Gläubigerschutzverband Creditreform mitteilte. 

Mehr als 2.000 Gläubiger sind betroffen, auch 116 Jobs wackeln. Der Schuldenberg liegt bei über 22,7 Millionen Euro. Doch wem myWorld zunächst nichts sagt, dem sagen die Firmennamen Lyoness und Lyconet eventuell etwas. Über unzählige Tochtergesellschaften und Namensänderungen gibt es sowohl bei den Verantwortlichen als auch bei den Besitzverhältnissen, teils sogar bei den Firmenadressen, immer wieder Überschneidungen. Das zeigt sich auch daran, dass myWorld laut Creditreform auf 47 ausländische und eine inländische Tochterfirma kommt. 

Eines haben sie gemeinsam: Es geht um "eine internationale Shopping-Plattform", Cashback- und Bonus-Systeme. Wie man als sogenannter "Marketer" dann an die versprochenen hohen Gewinne kam, war oftmals unklar. Viele Konsument:innen investierten jedoch tausende Euro in "Business-Pakete", bei Events wurden ganze Hallen gefüllt. 

Zudem wurden höhere Verdienste versprochen, wenn man Mitglieder für die "Einkaufsgemeinschaft" wirbt. Unter den Gläubigern finden sich nun auch zahlreiche Kleinaktionäre, die als "Benefit" nicht an der Börse gehandelte und zum Verkauf gesperrte Aktien erhalten haben – die nun wohl wertlos verfallen könnten. 

Als Schneeballsystem verurteilt

Die Firmengruppe rund um Lyoness und ihren Gründer Hubert Freidl ist in Österreich schon in über 400 Gerichtsverfahren verurteilt worden und Betroffene erhielten ihr Geld zurück – mehrere Gerichte urteilten, dass es sich um ein verbotenes Schneeballsystem handle. 

Nach einer Klage des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) hat der Oberste Gerichtshof (OGH) zudem 47 Klauseln der Lyconet Austria GmbH für rechtswidrig erklärt. Bei einigen Vertragsklauseln habe der OGH abseits von Intransparenz auch eine gröbliche Benachteiligung von Verbraucherinnen und Verbrauchern festgestellt.

Auch international herrscht seit Jahren rauer Wind: In Norwegen stufte die Lotteriebehörde die Aktivitäten der Firmengruppe als ein illegales, pyramidenähnliches Umsatzsystem ein. In Italien verhängte die Wettbewerbsbehörde wegen eines pyramidenförmigen Geschäftsmodells eine Millionenstrafe. 

2023 gingen schließlich die in der Schweiz ansässigen Lyoness International AG und die Lyoness Europe AG pleite. 

Gepfändeter Privatjet

Wie Creditreform weiter mitteilte, hat das Unternehmen auch "eine hohe Verbindlichkeit gegenüber dem Finanzamt". Hier dürfte schon seit Jahren ein millionenschwerer Konflikt ausgetragen werden. Denn schon Ende 2022 griff das Finanzamt für Großbetriebe durch. 

Am 22. Dezember 2022 pfändeten sie den Privatjet der Firma am Flughafen Graz. Der Learjet wurde für 7,1 Millionen Euro verkauft - das Geld landete auf dem Konto des Finanzamts, wie aus dem Jahresabschluss 2023 der myWorld International AG hervorgeht. 

Wie es weitergeht, ist unklar. Laut Creditreform stehen den Passiva in Höhe von über 22,7 Millionen Euro Aktiva in Höhe von über 15 Millionen Euro gegenüber. Den Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren angeboten. Das Unternehmen strebt jedoch eine Fortführung des Geschäfts mit reduzierter Mitarbeiterzahl an.

Grund für die Insolvenz ist laut dem Unternehmen das "rückläufige Einkaufsverhalten der Kunden" und daraus folgend Liquiditätsengpässe, so die Gläubigerverbände. Trotz Mittelzuflüssen und Umstrukturierungsmaßnahmen seien die Umsätze hinter den Erwartungen geblieben. Zudem seien Gespräche mit einem möglichen strategischen Investor geführt worden, konnten aber in der vorgesehenen Zeit nicht zum Abschluss gebracht werden. Der Einstieg eines Investors sei aber weiter geplant, die Gespräche diesbezüglich würden fortgesetzt.

Zusammenfassung
  • "Geld zurück bei jedem Einkauf", wirbt die Cashback-Plattform "myWorld" auf ihrer Webseite.
  • Doch die "Einkaufsgemeinschaft", deren Vorgänger Lyoness und Lyconet mehrfach gerichtlich als Schneeballsysteme eingestuft wurden, ist in die Pleite gerutscht.
  • Mehr als 2.000 Gläubiger sind betroffen, auch 116 Jobs wackeln.
  • Der Schuldenberg liegt bei über 22,7 Millionen Euro.