Lebensmittelpreise

Handelsverband-Chef: "Orbansche Verhältnisse" mit Preisdeckel

06. Aug. 2025 · Lesedauer 3 min

Finanzminister Markus Marterbauer will die Lebensmittelpreise senken, einen konkreten Plan hat er dafür nicht. Ein Preisdeckel wurde in den Raum geworfen - für Handelsverband-Chef Rainer Will ein No-Go.

Finanzminister Marterbauer hat "kein konkretes Modell im Kopf", wenn es um die Senkung von Lebensmittelpreisen geht. Eine Senkung der Mehrwertsteuer gebe das Budget nicht her, einen Preisdeckel kann er sich allerdings vorstellen.

Für Handelsverband-Chef Will kommt das in keiner Form infrage. "Jeder Preisdeckel würde zu orbanschen Verhältnissen führen. Man braucht nur nach Ungarn schauen." Dort seien die Regale leer gestanden, nachdem Produzenten nicht mehr zu den Preisen anbieten wollten. "Davor warnen wir dringend", so Will in Bezug auf einen Preisdeckel.

Preisdeckel könne es "nur dann in einem Hochlohnland geben, wenn die Gehälter nicht mehr erhöht werden. Das will auch keiner."

Will hält insgesamt fest, "dass Regierungsmitglieder nicht mit der Nahversorgung spielen sollten."

Konzerne haben sich EU "wie Tortenstücke aufteilt"

Der Preisaufschlag in Österreich käme nicht vom Handel, sondern der globalen Markenartikel-Industrie, "die sich den EU-Raum wie Tortenstücke aufteilt". Österreich habe da als kleines Land Nachteile. "Genau da könnte man ansetzen".

Globale Beschaffung "führt dazu, dass Lebensmittel-Händler in Österreich für einen Haarspray 3,20 Euro Zahlen. Denselben Haarspray bekommen, vom selben Unternehmen von derselben Industriegruppe, die deutschen Händler um zwei Euro. Das heißt ein 60-prozentiger Unterschied", erklärt Will.

"Und gerade kleine Länder wie Österreich und Belgien leiden darunter sehr." Der Aufruf an die Politik wäre, "besser und verstehen, wie die Lebensmittel-Industrie funktioniert." Man könne nicht "dem Postboten einen Vorwurf machen, dass der Steuerbescheid nicht passt".

In Bezug auf Marterbauers Vorstoß hält es Will für "kurz und populistisch", wenn nun wieder eine Diskussion um den Preis im Supermarktregal entbrennt, wo Händler im Durschnitt eine Marge von 1,5 Prozent hätten.

Außerdem verweis der Handelsverband-Chef auf die Entscheidung der Regierung, im Energiesektor nicht einzugreifen. Die Erdgaspreise haben sich vervierfacht, Stromkosten haben sich um 60 Prozent erhöht, rechnet Will vor. Entsprechend hoch sei die Inflation, auch bei den Lebensmitteln.

Weniger Supermärkte "falscher Ansatz"

In Zusammenhang mit den hohen Preisen auf Lebensmittel wird in Österreich häufig die hohe Konzentration an Supermärkten als Mitgrund genannt. Wäre hier ein Ansatzpunkt, fragt PULS 24 Anchor Marie Sievers? "Das wäre der falsche Ansatz, aber total." 

Dieser Vorschlag komme immer wieder "auch von den NEOS. Das ist wohl dem geschuldet, dass man sich sehr stark in Wien aufhält und in Ballungszentren und noch nie am Land war."

Zusammenfassung
  • Finanzminister Markus Marterbauer will die Lebensmittelpreise senken, hat aber kein konkretes Modell und kann sich einen Preisdeckel vorstellen, was Handelsverbands-Chef Rainer Will strikt ablehnt.
  • Will warnt, dass ein Preisdeckel zu 'orbanschen Verhältnissen' wie in Ungarn führen würde, wo nach solchen Maßnahmen Regale leer blieben, und verweist darauf, dass Handelsmargen in Österreich im Schnitt nur 1,5 Prozent betragen.
  • Als Hauptgrund für hohe Lebensmittelpreise sieht Will die globale Markenartikel-Industrie, da etwa ein Haarspray in Österreich 3,20 Euro und in Deutschland 2,00 Euro kostet, also ein Unterschied von 60 Prozent.