Felbermayr zur Wirtschaft: 2023 ein Jahr "zum Vergessen"

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Die Wirtschaft hatte 2023 einen "ziemlich deutlichen Durchhänger", in der Eurozone ist Österreich damit ziemlich "Schlusslicht", erklärte Gabriel Felbermayr, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) im Newsroom LIVE. Im kommenden Jahr dürfte es aber schon wieder bergauf gehen.

2023 war aus wirtschaftlicher Sicht ein Jahr "zum Vergessen", bilanzierte der Wifo-Direktor. Doch nicht nur die schrumpfende Wirtschaft bringt Ökonomen und der Politik zum Nachdenken - auch die Inflation ist weiter zu hoch. 

2023 ging sie immerhin stark zurück und ist am Jahresende nur noch etwa halb so hoch wie im Jänner. Für das ganze Jahr 2023 rechnet das Wifo mit einer Durchschnitts-Inflationsrate von 7,8 Prozent nach europäischer Berechnung (HVPI). In der Eurozone ist sie zwei Prozentpunkte niedriger.

Für das Jahr 2024 prognostiziert das Wifo eine Jahresdurchschnitts-Inflation von 3,8 Prozent, für 2025 dann noch 3,0 Prozent. Während die Eurozone laut Wifo schon 2025 die Zwei-Prozent-Zielmarke erreichen wird, dürfte sich Österreich damit deutlich schwerer tun. 

Entwicklung InflationPULS 24

Laut Prognosen soll die Eurozone 2025 bei der Jahresdurchschnitts-Inflation die 2-Prozent-Zielmarke erreichen. 

Herausforderung für Regierung und Sozialpartner

Wenn die Inflation hoch bleibt, steigen auch die Löhne entsprechend stärker, erklärt Felbermayr. Das "kann für die Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, ein Problem werden". 

Deshalb sei es wichtig, "den Abstand zur Eurozone möglichst schnell möglichst kleinzubekommen". Das sei nicht nur für die Regierung schwierig, sondern "auch eine Herausforderung für die Sozialpartner", weil sich die KV-Verhandlung meist an der rollierenden Inflation (der durchschnittlichen Teuerungsrate) des vergangenen Jahres orientieren. Stärker steigende Löhne als in den Nachbarstaaten belasten die Wettbewerbsfähigkeit.

Hier sollte angedacht werden, ob man nicht nur die Durchschnitts-Inflation der vergangenen Monate heranziehe, so Felbermayr.

Für die Inflationsbekämpfung wichtig seien vor allem politische Maßnahmen, die nicht gleich "Milliarden kosten", so Felbermayr. Beispielsweise könnten klimaschädliche Subventionen zurückgenommen werden, das "könnte inflationsdämpfend wirken". 

Über ein mögliches Ende der Pendlerpauschale brach in den vergangenen Wochen bereits eine politische Debatte aus. So attackierte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Die Grünen). Gewessler konterte daraufhin, sie sehe darin "eine Taktik, die kenne ich sonst nur von der FPÖ".

"Ziemlich Schlusslicht in der Eurozone"

Bei der Wirtschaftsleistung sieht Felbermayr einen "ziemlich deutlichen Durchhänger über die Sommermonate hinweg". Generell habe das Jahr aber schwach begonnen und schwach geendet. 

Übers Jahr hinweg dürfte die heimische Wirtschaft um 0,8 Prozent schrumpfen. "Damit sind wir ziemlich Schlusslicht in der Eurozone", sagte der Wifo-Chef. In den Jahren zuvor sei man aber "ziemlich an der Spitze gestanden", das müsse auch berücksichtigt werden. 

Mit Ende des Jahres dürfte der Tiefpunkt allerdings erreicht sein. 2024 rechnen die Wirtschaftsforscher wieder mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,9 Prozent, 2025 sogar wieder um zwei Prozent. 

Baubranche und Industrie würde Felbermayr aber weiter "Sorgen bereiten". Hier dürfte sich die Erholung noch hinziehen. Der Konsum und der Handel sollten aber im kommenden Jahr "wieder etwas Boden unter die Füße bekommen".

Konjunkturprognose WifoPULS 24

Den Prognosen des Wifo zufolge soll Österreichs Wirtschaft 2024 wieder wachsen.

ribbon Zusammenfassung
  • 2023 war aus wirtschaftlicher Sicht ein Jahr "zum Vergessen", bilanzierte Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr.
  • Bei der Wirtschaftsleistung sieht Felbermayr einen "ziemlich deutlichen Durchhänger über die Sommermonate hinweg".
  • Generell habe das Jahr aber schwach begonnen und schwach geendet. 
  • Doch nicht nur die schrumpfende Wirtschaft gibt Ökonomen und der Politik zum Nachdenken - auch die Inflation ist weiter zu hoch. 
  • Deshalb sei es wichtig, "den Abstand zur Eurozone möglichst schnell möglichst klein zu bekommen".