HKT

Fünfter Lockdown wäre billiger als vorherige

0

Ein fünfter Lockdown - sollte er kommen - würde laut Agenda Austria rund 730 Millionen Euro pro Woche kosten. Zum Vergleich: Der erste kostete noch 1,8 Milliarden. Leute kaufen inzwischen trotz Lockdowns mehr ein, die Unternehmen haben sich drauf eingestellt.

In Anbetracht der raschen Ausbreitung der Omikron-Variante steht in Österreich zu Beginn des neuen Jahres ein weiterer Lockdown zur Debatte. Es wäre bereits der fünfte und würde die Wirtschaft erneut teuer kommen. Laut Berechnungen der Agenda Austria würde eine fünfte Schließungsrunde einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von rund 730 Mio. Euro pro Woche bedeuten. Allerdings sind die Kosten damit geringer als bei früheren Lockdowns.

Von Lockdown zu Lockdown weniger Verluste

Der erste Lockdown hat die österreichische Wirtschaft laut Daten der Nationalbank (OeNB) noch rund 1,8 Mrd. Euro pro Woche gekostet. Im zweiten Lockdown war es mit 860 Mio. Euro pro Woche nur noch rund die Hälfte, im dritten und vierten beliefen sich die Verluste in der Wirtschaftsleistung pro Woche dann auf 840 Mio. bzw. 750 Mio. Euro.

Ein Grund für die abnehmenden Kosten sei, dass die Unternehmen von früheren Shutdowns gelernt hätten. "Die Unternehmen und Menschen haben gelernt, sich an das Virus anzupassen", so Agenda-Austria-Ökonom Hanno Lorenz. Der Lerneffekt liege vor allem darin, dass die Firmen nun besser mit Maßnahmen wie Kurzarbeit und Homeoffice umzugehen wüsste, sagte Lorenz am Montag zur APA. Gleichzeitig gehe der private Konsum nicht mehr so stark zurück wie bei früheren Lockdowns.

Unsicherheitsfaktor: Arbeiter-Ausfälle durch Omikron 

Wie sich ein Massen-Ausfall von Arbeitskräften wegen der stark ansteckenden Omikron-Variante auf die Wirtschaft auswirken würde, sei indessen schwer zu prognostizieren und nicht in der Berechnung enthalten. Zu Problemen würde es laut Lorenz vor allem kommen, wenn essenzielle Bereiche wie die Gesundheitsversorgung wegen zu vielen Krankenständen nicht mehr aufrecht erhalten werden könnte. In einigen Ländern in Europa werden aus Sorge um die rasante Ausbreitung von Omikron die Coronaregeln neu angepasst, teilweise wurden die Quarantänebestimmungen sogar gelockert. In Österreich wird das derzeit diskutiert.

Für Wirtschaft schneller, kurzer Lockdown am besten

"Da, wo die Personaldecke dünn ist, würde es schon helfen, wenn die Quarantänevorschriften gelockert werden", sagte der Agenda-Austria-Ökonom. Allerdings sei auch immer zu bedenken, dass die Vorschriften keineswegs sinnfrei sind und ein zu lockerer Umgang eine Welle eventuell verstärken könnte. Für die Wirtschaft sei es von Vorteil, einen Lockdown - wenn nötig - schnell und kurz zu machen, damit sich die Omikron-Welle nicht so rasch ausbreitet.

Enorme Folgekosten durch Unterrichts-Ausfälle

Langfristig werden die bisherigen und eventuelle weitere Lockdowns jedenfalls zusätzliche Kosten verursachen. Neben den Coronahilfen, die das Staatsbudget belasten, seien einzelne Branchen wie der Tourismus durch die Schließungen in ihrer Existenz gefährdet. Auch im Bildungsbereich werde die Belastung der Kinder, die wegen der Lockdowns unter Lernverlusten und Kontaktbeschränkungen leiden, ins Gewicht fallen. Laut Schätzungen der Agenda Austria aus dem Vorjahr könne der Verlust eines Schuljahres bei Kindern in der späteren Erwerbskarriere Einbußen im Jahreseinkommen von über 1.500 Euro brutto verursachen.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein fünfter Lockdown - sollte er kommen - würde laut Agenda Austria rund 730 Millionen Euro pro Woche kosten. Zum Vergleich: Der erste kostete noch 1,8 Milliarden.
  • Ein Grund für die abnehmenden Kosten sei, dass die Unternehmen von früheren Shutdowns gelernt hätten.
  • Der Lerneffekt liege vor allem darin, dass die Firmen nun besser mit Maßnahmen wie Kurzarbeit und Homeoffice umzugehen wüsste, gleichzeitig gehe der private Konsum nicht mehr so stark zurück.
  • Wie sich ein Massen-Ausfall von Arbeitskräften wegen der stark ansteckenden Omikron-Variante auf die Wirtschaft auswirken würde, sei indessen schwer zu prognostizieren und nicht in der Berechnung enthalten.
  • Langfristig werden die bisherigen und eventuelle weitere Lockdowns jedenfalls zusätzliche Kosten verursachen.
  • Coronahilfen belasten das Staatsbudget, Branchen wie der Tourismus sind in ihrer Existenz gefährdet und im Bildungsbereich werde die Belastung der Kinder, die wegen der Lockdowns unter Lernverlusten und Kontaktbeschränkungen leiden, ins Gewicht fallen.

Mehr aus Wirtschaft