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Die Milliarden-Kosten hinter Österreichs "Fast-Jobwunder"

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Die Corona-Pandemie hat zu einer Verdoppelung der staatlichen Ausgaben für den Arbeitsmarkt im Vergleich zur Vorkrisen-Zeit geführt.

Im ersten Halbjahr 2021 wurden 9,06 Milliarden Euro für das Arbeitsmarktbudget aufgewendet, davon flossen 3,36 Milliarden für Kurzarbeitshilfen, 1,4 Milliarden für Notstandshilfe, 1,28 Milliarden für Arbeitslosengeld und 1,93 Milliarden für sonstige Arbeitsmarktmittel, vor allem für Qualifizierungen.

Nur 10.000 Arbeitslose mehr als vor der Krise

Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Halbjahr 2019 waren es erst 4,59 Milliarden, 2020 dann 9,42 Milliarden Euro. Durch die hohen Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik ist für Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) das "Fast-Jobwunder" erklärbar, dass nämlich die Arbeitslosigkeit nur mehr um 10.900 Arbeitslose höher ist als vor der Krise 2019.

Ende Juli waren 282.685 Personen arbeitslos gemeldet und insgesamt 343.939 Personen arbeitslos oder in Schulungen des AMS. Die Arbeitslosigkeit  soll weiter sinken, vorausgesetzt es gibt keine weiteren größeren Beschränkungen durch Corona. "Wir wollen 2023 das Vorkrisenniveau der Arbeitslosigkeit erreichen", so Kocher. Dies sei gar nicht leicht, weil 2019 am Arbeitsmarkt ein recht gutes Jahr gewesen sei.

Nur 2 Prozent nach Kurzarbeit arbeitslos

Fast 95 Prozent der Menschen, die im Dezember 2020 in Kurzarbeit waren, waren 6 Monate später in Beschäftigung, nur 2 Prozent wurden arbeitslos und 3,3 Prozent sind nicht mehr am Arbeitsmarkt, etwa durch Pensionierung. Die Kurzarbeit kostete heuer in den ersten sechs Monaten bisher weniger als in der Vorjahresperiode, dafür sind die Gelder für Qualifizierungsmaßnahmen erhöht worden. Bis Juni wurden über 72.000 Personen in AMS-Fachkräfteschulungen ausgebildet, 70.000 wurden in der Beschäftigungsinitiative 50+ gefördert. Von einer Pflege-Ausbildung profitierten mehr als 9.000 Arbeitssuchende.

Frauen länger arbeitslos als Männer

Im ersten Corona-Jahr 2020 hat sich die Männerarbeitslosigkeit stark erhöht, ging aber zu Beginn des Jahres 2021 wieder zurück. Auch die Frauenarbeitslosigkeit war deutlich gestiegen und ging später als bei den Männern zurück, weil sich die Dienstleistungsbranchen später erholten. Jetzt gebe es 6.000 Männer mehr in Arbeitslosigkeit als 2019 und 5.000 mehr Frauen. "Wir sehen keinen verfestigten Geschlechtereffekt auf die Arbeitslosigkeit", so der Minister. Ob sich mehr Frauen vom Arbeitsmarkt in die "stille Reserve" zurückzogen als Männer müsste man sich etwa in einer Studie genauer ansehen.

Arbeitslosigkeit nach Bundesländern: 

  • Tirol: 3,6 Prozent
  • Salzburg: 3,7 Prozent
  • Oberösterreich: 4,4 Prozent

In diesen drei Bundesländern gebe es auch fast gleich viele offene Stellen wie gemeldete Arbeitslose

  • Niederösterreich: 6,5 Prozent
  • Kärnten: 6,3 Prozent

Hier sei die Arbeitslosigkeit jetzt schon geringer als im Juli 2019

  • Wien: 11,7 Prozent

Die Hauptstadt sei durch Beschränkungen im Reiseverkehr, Probleme der Stadthotellerie und Ausfall von Kongressen stärker getroffen als die westlichen Regionen. 

Sorgenkind Langzeitarbeitslosigkeit

In der Corona-Krise ist die Langzeitarbeitslosigkeit deutlich gestiegen. Mit 130.000 Personen, die ein Jahr oder länger keinen Job haben, gibt es einen Höchststand. Aber auch hier gebe es Dynamik am Arbeitsmarkt: Innerhalb eines Jahres werde die Hälfte der Langzeitarbeitslosen wieder auf Jobs vermittelt, dafür kämen wieder neue in diese Gruppe. 

Arbeitskräfte werden knapp

Schaut man sich die Bevölkerungsentwicklung an, werde sich die Lage am Arbeitsmarkt eher verschärfen, das heißt Arbeitskräfte in gewissen Bereichen werden knapp. Der geburtenstärkste Jahrgang Österreichs, die 1963 Geborenen, nähere sich dem Pensionsalter, und die jetzt auf den Arbeitsmarkt tretenden Jahrgänge seien deutlich kleiner. "Es werden mehr Leute in Pension gehen, als Junge nachkommen", summiert Kocher. Daher müsse man mit mehr Qualifizierungen, zukunftsorientierter Bildungspolitik, Aufstockungen von Teilzeitjobs und mehr Beschäftigung auch von Älteren gegensteuern.
 

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  • Die Corona-Pandemie hat zu einer Verdoppelung der staatlichen Ausgaben für den Arbeitsmarkt im Vergleich zur Vorkrisen-Zeit geführt.

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