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"Boykott" von fossiler Industrie: Erzkonservative wollen Wall Street strafen

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Ein Verein republikanischer Politiker hat sich auf die Wall Street eingeschossen. West Virginias republikanischer Finanzminister Riley Moore meint, Großbanken wie Goldman Sachs und JP Morgan Chase würden zu wenig in fossile Industrien in seinem Staat investieren.

Während der US-Kongress vor kurzem ein milliardenschweres Klimaschutz- und Sozialpaket beschlossen hat, berichtet der "Spiegel" nun, dass Republikaner in den Bundesstaaten daran arbeiteten, den Klimaerfolg zu sabotieren. Der republikanische Finanzminister Riley Moore aus West Virginia spricht sich gegen die angeblich ökoverrückte Wall Street aus und wird dabei von einer Organisation konservativer Politiker unterstützt.

Moore möchte gegen die Investmentphilosophie ESG (Environmental, Social, Governance) vorgehen. Diese bezieht ökologische und soziale Kriterien in die Anlagestrategie mit ein. Großbanken und Investmentfirmen wie JP Morgan oder Blackrock ziehen ihr Geld aus neuen Kohleförderprojekten zurück und verkaufen die Aktien von Kohleunternehmen in ihren Fonds.

Finanzfirmen auf Sanktionsliste

Um den Finanzfirmen zu schaden, hat Moore nun fünf Banken auf eine Sanktionsliste gesetzt. Auf Twitter schreibt der Politiker, dass die Banken die Wirtschaft seines Staats boykottierten würden. Die Geldinstitute sollen künftig keine Aufträge mehr bekommen, Anleihen des Bundesstaats zu verkaufen oder das Stiftungsgeld der öffentlichen Universitäten West Virginias anzulegen. 

Reaktion JP Morgan und Blackrock 

JP Morgan und Blackrock können Moores Beschuldigung nicht nachvollziehen. Blackrock betonte, keine Energieunternehmen zu boykottieren und JP Morgan nannte Moores Entscheidung "kurzsichtig und faktenfern". 

Um einen Dialog zu starten, haben JP Morgan und Blackrock Briefe an den republikanischen Finanzminister geschickt. In dem Schreiben erklärten sie, wie viele Milliarden Dollar in den vergangenen Jahren in Energieunternehmen gesteckt wurde. Dies schien Moore jedoch nicht zu reichen. Einsichtig hat er sich jedoch gegenüber dem fünftgrößten amerikanischen Geldhaus US Bancorp gezeigt. Moore strich die Bank von seiner Liste, nachdem diese ihre strikte Kreditvergaberegeln für Kohleprojekte aufgeweicht hatte. 

Hilfe durch Republikaner-Organisation

Hilfe bekommt Moore von der Republikaner-Organisation State Financial Officers Foundation (SFOF). In der SFOF befinden sich republikanische Finanzminister von 23 Bundesstaaten. Diese führt Attacken auf Unternehmen, die sich für Klimaschutz einsetzen, durch.

Spenden von Softwareriese SAP 

Finanziert wird diese Organisation von namhaften Firmen, vor allem aus der Finanzindustrie. JP Morgan und Wells Fargo, zwei Banken auf Moores Sanktionsliste, zählen ebenfalls zu den Geldgebern.

Auch der deutsche Softwareriesen SAP zahlte dieses Jahr 25.000 Dollar an die Organisation. Eine SAP-Sprecherin verteidigte die SFOF-Mitgliedschaft damit, dass die Organisation "hilfreiche Einblicke in die finanzpolitische Praxis bietet". SAP würde jedoch regelmäßig die Werte solcher Mitgliedschaften evaluieren und spreche sich "für eine verantwortungsvolle Wende zu einem sauberen Energiesystem" aus.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Verein republikanischer Politiker hat sich auf die Wall Street eingeschossen.
  • West Virginias republikanischer Finanzminister Riley Moore meint, Großbanken wie Goldman Sachs und JP Morgan Chase würden unfair mit den fossilen Industrien in seinem Staat umgehen.

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