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Vuelta-Zielankunft in Bilbao wegen Protesten neutralisiert

03. Sept. 2025 · Lesedauer 4 min

Die elfte Etappe der Vuelta a España am Mittwoch im Baskenland ist von störenden Pro-Palästina-Protesten überschattet worden, die für die Neutralisation der Schlussphase in Bilbao sorgten. Tagessieger wurde keiner gekürt. Die Zeiten im Gesamtklassement nahm man wegen drohender Gefahr durch die vielen Demonstranten im zweimal durchfahrenden Zielbereich bereits drei Kilometer vorher.

Spitzenreiter Jonas Vingegaard und Tom Pidcock holten davor im letzten Anstieg einige Sekunden auf Felix Gall und die anderen Gesamtwertungsasse heraus. Gall verteidigte aber seine fünfte Position. Der Osttiroler hielt sich nach zwischenzeitlichem Rückfall aus der Gruppe um seine schärfsten Konkurrenten im Finale bravourös und musste nur das Topduo ziehen lassen.

Vingegaard zeigte sich enttäuscht über die Vorkommnisse, die den erhofften Tagessieg am ersten Geburtstag seines Sohnes verhinderten. "Das ist sehr schade. Ich wollte heute für ihn gewinnen. Wir haben den ganzen Tag dafür gearbeitet", sagte der zweimalige Tour-de-France-Sieger. Der Topfavorit aus dem Visma-Team wähnte sich aufgrund der Durchfahrt auf der vorverlegten Ziellinie vor Pidcock trotzdem als Sieger, wie er sagte.

Vor der Neutralisation hatte es gefährliche Szenen wegen auf die Strecke gelangter und gegen Absperrungen drängender Demonstranten gegeben. Sicherheitskräfte mussten mit großem Aufgebot einschreiten, es kam auch zu Verhaftungen. Vingegaard lobte die Arbeit der Polizei. Weiters sagte der Däne, dass er nach seiner anfänglichen Enttäuschung über die rechtzeitig angekündigte Neutralisation am Schlussanstieg angestachelt vom attackierenden Pidcock noch das Beste aus dem Tag gemacht habe.

Kritik von Pidcock an Gefährdung der Fahrer

Pidcock kritisierte die Art und Weise der Proteste. "Uns in Gefahr zu bringen, wird ihrer Sache nicht dienen. Es hilft ihnen einfach nicht bei dem, wogegen sie protestieren. Jeder hat das Recht zu protestieren, wogegen auch immer, aber uns zu gefährden, ist nicht der richtige Weg", sagte der Brite, der sich auf Gesamtrang drei verbesserte. Vingegaard führt nun 50 Sekunden vor Joao Almeida (UAE) und 56 vor Pidcock (Q36.5). Gall fehlten hinter dem viertplatzierten Norweger Torstein Träen (Bahrain) mittlerweile 2:17 Minuten auf Vingegaard.

Auch die Rundfahrt-Organisatoren verurteilten die propalästinensischen Proteste. "La Vuelta respektiert und verteidigt das Recht auf friedliche Demonstration im Rahmen der Veranstaltung, kann jedoch keine Handlungen tolerieren, die die körperliche Sicherheit der Teilnehmer oder eines beliebigen Mitglieds der Rennkarawane gefährden", hieß es in einer Stellungnahme des Veranstalters auf der Plattform X.

Der Radsport-Weltverband UCI äußerte sich ähnlich. "Die UCI bekräftigt die grundlegende Bedeutung der politischen Neutralität von Sportorganisationen innerhalb der olympischen Bewegung sowie die einigende und friedensstiftende Rolle des Sports", teilte der Verband mit. "Die UCI möchte auch erneut betonen, dass der Sport und insbesondere der Radsport eine Rolle dabei spielen, Menschen zusammenzubringen und Barrieren zwischen ihnen zu überwinden, und unter keinen Umständen als Mittel zur Bestrafung eingesetzt werden sollte", hieß es. Man bekunde Solidarität und Unterstützung für die Teams sowie ihre Mitarbeiter und die Fahrer.

Medien: Drei Festnahmen, vier verletzte Polizisten

Spanischen Medienberichten zufolge bestätigte die baskische Polizei, dass es im Rahmen der Proteste auf der elften Etappe zu drei Festnahmen gekommen sei. Vier Polizisten seien bei den Vorfällen verletzt worden. Der Rennstall Israel-Premier Tech teilte nach dem Eklat mit, die Rundfahrt fortsetzen zu wollen. Jede andere Vorgehensweise sei ein gefährliches Signal sowohl an das eigene Team als auch an alle anderen Mannschaften, teilte der Rennstall mit. "Das Verhalten der Protestierenden in Bilbao heute war nicht nur gefährlich, sondern auch kontraproduktiv für ihre Sache."

Bereits zu Beginn der Etappe sowie am Dienstag und auch schon im Teamzeitfahren war es zu teilweise gefährlichen Szenen aufgrund von auf der Strecke befindlichen Demonstranten mit Palästina-Fahnen und Transparenten gekommen. Am Donnerstag folgt eine mittelschwere Etappe über 145 km von Laredo über zwei Bergwertungen nach Los Corrales de Buelna.

Zusammenfassung
  • Die elfte Etappe der Vuelta a España wurde nach massiven Pro-Palästina-Protesten in Bilbao neutralisiert, sodass kein Tagessieger ermittelt und die Zeiten für das Gesamtklassement bereits drei Kilometer vor dem Ziel genommen wurden.
  • Spitzenreiter Jonas Vingegaard baute seinen Vorsprung auf 50 Sekunden vor Joao Almeida und 56 Sekunden vor Tom Pidcock aus, während Felix Gall mit 2:17 Minuten Rückstand auf Rang fünf bleibt.
  • Bei den Protesten kam es laut baskischer Polizei zu drei Festnahmen und vier verletzten Polizisten, während die Organisatoren und die UCI die Gefährdung der Fahrer und die Instrumentalisierung des Sports scharf verurteilten.