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"Mir reicht's": Kogler platzt nach Rapid-Eklat der Kragen

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Die verbalen Entgleisungen einiger SK-Rapid-Spieler sorgte für kritische Stimmen. Jüngst meldet sich Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) zu Wort. "Mir reicht's jetzt", schießt er gegen den Verein.

Am Montagabend tauchten im Internet Videos des Rapid-Co-Trainers Stefan Kulovits und den Spielern Marco Grüll und Guido Burgstaller, auf in denen sie in der Kabine nach ihrem Derby-Sieg unter anderem homophobe Gesänge anstimmten. Trotz Entschuldigung des Rapid-Präsidiums reißt die Kritik an der verunglimpfenden Wortmeldungen nicht ab. So beteiligt sich nun auch Österreichs Politspitze daran. 

Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) nahm am Mittwoch im Ö1-"Mittagsjournal" die die Sponsoren des Vereins in die Pflicht. Namentlich nannte er etwa den Hauptsponsor Wien Energie. Rapid-Spieler würden einen der wichtigsten öffentlichen Betriebe in der Bundeshauptstadt repräsentieren, "und dann kommt so etwas raus", sagte Kogler.

Kogler "reicht's"

"Mir reicht's jetzt nämlich. Wir tun wirklich sehr viel, da kann es nicht sein, dass die Vereine von innen heraus morsch werden", meinte Kogler weiter. "Homophobie, Rassismus, Sexismus hat keinen Platz und das kann ja nicht nur für Sonntagsreden gelten, sondern muss auch gelebt werden."

Wien Energie hatte sich in der Causa am Dienstag schriftlich zu Wort gemeldet. In einem Statement hieß es: "Wien Energie setzt sich für Vielfalt und gegen jede Art von Diskriminierung ein. Die Äußerungen, die in den letzten Tagen von einzelnen Rapid-Spielern und Funktionären bekannt geworden sind, passen damit nicht zusammen und entsprechen nicht unseren Werten."

Rapid droht nach Entgleisungen harte Strafen

Wien Energie setzt Gespräche mit Vereinsführung an

Man distanziere sich von den homophoben und beleidigenden Äußerungen und begrüße die klaren Worte von Rapid-Präsident Alexander Wrabetz und Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger. Dies könne aber nur ein erster Schritt sein. Nach Koglers Statements hielt Wien Energie am Mittwoch außerdem fest, dass man Gespräche mit Rapids Vereinsführung in den nächsten Tagen angesetzt habe.

Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung, forderte "konkrete Maßnahmen, die sie setzen werden, um die Einhaltung der Werte des SK Rapid durch Funktionäre und Spieler zu gewährleisten und weiteres Fehlverhalten zu verhindern". Die getätigten Aussagen seien nicht nur gesamtgesellschaftlich zu verurteilen, sondern hätten auch einen massiv negativen Einfluss auf Wien Energie. Der Fußball-Klub selbst hat eine interne Aufarbeitung angekündigt.

"Keine Atmosphäre geschaffen, wo sich alle willkommen fühlen "

Kogler rief Rapid und andere betroffene Verein auch dazu auf, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. "Wir würden nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern anbieten, die Institutionen in Anspruch zu nehmen. Mir scheint, das ist ein eklatanter Fall für diesen Bedarf - das ist noch diplomatisch ausgedrückt."

Das Sportministerium hat etwa 100% Sport mit Geschäftsführerin Claudia Koller ins Leben gerufen. Diese strich auf Ö1 die Vorbildfunktion der Beteiligten hervor. "Wie fühlen sich schwule Jugendliche? Wie fühlen sich schwule Sportler, die solche Gesänge sogar von den höchsten Funktionären hören? Da wird eine Situation geschaffen, die es extrem schwierig macht, diesen Sport auszuüben. Das ist ein riesiges Problem", sagte Koller.

Um gegen Diskriminierung vorzugehen, haben ÖFB und Bundesliga schon vor Jahren die Ombudsstelle "Fußball für alle" eingerichtet. Ombudsmann ist der offen schwule Fußballer Oliver Egger. "Ich werde so oft gefragt, warum outen sich nicht weitere Fußballer? Solche Videos sind die perfekte Antwort dafür. Weil der Fußball noch immer keine Atmosphäre geschaffen hat, wo sich alle willkommen fühlen", meinte Egger.

Die Bundesliga hat ihrerseits Anzeige gegen den Klub sowie die im Video beteiligten Personen beim Senat 1 der Liga (Straf- und Beglaubigungsausschuss) eingebracht. Rapid hat eine Woche Zeit, dazu Stellung zu beziehen. Laut Liga sind Spieler- bzw. Funktionssperren denkbar, dem Klub droht im schlechtesten Fall ein Punkteabzug.

ribbon Zusammenfassung
  • Sportminister Werner Kogler fordert in der Rapid-Causa die Sponsoren auf, Verantwortung zu übernehmen, nachdem homophobe Gesänge von Spielern und Funktionären öffentlich wurden.
  • Wien Energie, Hauptsponsor von Rapid, distanziert sich von den homophoben Äußerungen und betont die Notwendigkeit von Vielfalt und Diskriminierungsfreiheit.
  • Die Bundesliga reagiert mit einer Anzeige gegen Rapid beim Senat 1, was zu Spieler- bzw. Funktionssperren oder im schlimmsten Fall zu einem Punkteabzug für den Klub führen könnte.

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