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Verstappen will "tun was immer notwendig ist"

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Vor dem Herzschlagfinale in der Formel 1-WM herrscht Eiszeit zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton. Medien spekulieren bereits mit einer drohendem Super-Gau im letzten Rennen und einer Entscheidung am Grünen Tisch. Verstappen kündigt an zu tun, "was immer notwendig ist", um Weltmeister zu werden.

Vor dem Showdown der Formel 1 in Abu Dhabi herrscht Hochspannung. Die Furcht vor einem Crash bei der Entscheidung des WM-Duells zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton steigt weiter. Droht sogar das unrühmliche Ende einer mitreißenden Saison, eine Entscheidung in der Nacht am Grünen Tisch und damit ein Titel mit Makel? "Das ist Stoff für Legenden", hieß es über die Internetkanäle der Rennserie.

Beim ersten Wiedersehen nach der jüngsten Eskalationsstufe in Jeddah herrschte jedenfalls Eiszeit zwischen Hamilton und Verstappen. Kühler als die Klimaanlage, schrieb die "Daily Mail". Beim ersten Training am Freitag bei hochsommerlichen fast 30 Grad kamen sie sich zumindest nicht in die Quere.

Verstappen war zunächst nicht zu schlagen und legte die Bestzeit vor. Jedes Mal, wenn Hamilton sich bis auf Tausendstsekunden näherte, fuhr der Red-Bull-Pilot noch schneller. Hamilton blieb Platz drei, noch hinter seinem Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas.

Im zweiten freien Training schlug Hamilton jedoch zurück und fuhr souverän zur Bestzeit. 

1. oder 8. Titelgewinn?

Der 24 Jahre alte Verstappen steht vor dem ersten Titelgewinn seiner Karriere, die ihn mit 17 Jahren direkt in Formel 1 geführt hat. Gepriesen wurde er als Jahrhunderttalent, eingebremst aber auch durch sein bisweilen ungezügeltes Temperament. Der 36 Jahre alte Hamilton steht beim denkwürdigen letzten Akt eines 22-teiligen Saison-Dramas mit Kollisionen, Beleidigungen und Vorwürfen vor seinem achten WM-Triumph - es wäre einer mehr als die sieben von Michael Schumacher, also historisch.

"Eine Sache ist sicher: Hamilton hat mehr Angst vor Verstappen als umgekehrt", befand der "Telegraaf" aus Verstappens Heimat Niederlande. Es ist die fast einmalige Konstellation, die dieses Finale so besonders macht: Nur 1974 reisten zwei Fahrer schon einmal punktgleich zum letzten Rennen. 369,5 Zähler haben Verstappen und Hamilton, das macht die Rechnung ebenso einfach wie brisant: Scheiden beide zum Beispiel aus, ist Verstappen dank mehr Saisonsiegen (9:8) der neue Weltmeister.

"Max kann Lewis nicht einfach von der Strecke rammen", warnte Rennleiter Michael Masi aber in der britischen "Daily Mail". Er stellte in seinen Anmerkungen noch vor dem Fahrerbriefing am Freitag klar, dass bei Zuwiderhandlung Strafen drohen. Es wäre nicht das erste Mal. Ayrton Senna machte es in seiner Karriere, Michael Schumacher auch. Beide wurden jeweils hart sanktioniert. Nichts mit WM-Titel, Schumacher wurde seinerzeit sogar für eine ganze Saison (1997) nachträglich disqualifiziert.

Fest entschlossen

"Was immer notwendig" ist, will Verstappen nach eigener Aussage unternehmen, um sich zu krönen. Die Sache mit dem Unfall sei ein Ding der Medien, fand er. Der Kompromisslos-Pilot fühlt sich als Opfer und Benachteiligter durch die Rennkommissare. Was andere dürften, würde bei ihm bestraft.

Der Blick auf die vergangenen Rennen zeigt aber auch, wie der Sohn des ehemaligen Piloten Jos Verstappen auf der Strecke agiert. Grenzwertig, und manchmal darüber hinaus. Was aber alle großen Fahrer machen und gemacht haben. "Er wird alles versuchen, um den Sieg zu holen, das ist sicher", kündigte auch Verstappen Senior bereits an.

Verstappen gegen Hamilton, Red Bull gegen Mercedes. Es ist auch ein Kampf der Rennstall-Regime, die beiden Teams machen seit 2010 die Titel unter sich aus. Das mit österreichischer Lizenz fahrende Red Bull Racing triumphierte mit Sebastian Vettel 2010, 2011, 2012 und 2013. Seitdem ist - auch dort unter rot-weiß-roter Führung mit Toto Wolff und lange auch Niki Lauda - Silberpfeil-Zeit. Seitdem gewann Hamilton sechsmal die WM, nur einmal wurde er geschlagen. 2016 triumphierte am Ende der Saison Nico Rosberg.

Shakehands zwischen Wolff und Horner

Längst hat der aktuelle Zweikampf das Duell der beiden damaligen Teamkollegen weit überboten. Es ist ein schmutziges, ein Duell bisweilen über dem Limit. In Silverstone, in Monza und zuletzt in Saudi-Arabien kollidierten beide. Außerhalb giften sich die Teambosse gegenseitig an. In Abu Dhabi gab es dennoch ein historisches Bild, als Wolff und Christian Horner einander die Hände schüttelten und sich "alles Gute" wünschten.

Der Zweikampf um den Titel fasziniert auch die Rennkollegen. "Es ist nicht so, dass ich ihn unterstütze, er verdient es meiner Meinung nach", sagt Fernando Alonso über Verstappen. Dieser sei "allen einen Schritt vorausgefahren" in diesem Jahr - womöglich auch eine kleine verbale Retourkutsche in Richtung Hamilton, mit dem sich Alonso 2007 ein fieses Teamduell geliefert hatte - mit beiden als Verlierer.

Dass die beiden Piloten des Red-Bull-Schwesterteams AlphaTauri für Verstappen votieren, überrascht nicht. Ebenso wenig, dass Hamiltons neuer Teamkollege ab kommendem Jahr, George Russell, klar für den Briten ist und Sebastian Vettel am liebsten den Rekord seines großen Idols Michael Schumacher nicht übertroffen wissen will. Die Giganten-Dämmerung naht, Showdown ist Sonntag.Sport

ribbon Zusammenfassung
  • Vor dem Herzschlagfinale in der Formel 1 herrschte beim ersten Wiedersehen nach der jüngsten Eskalationsstufe in Jeddah Eiszeit zwischen Hamilton und Verstappen. Kühler als die Klimaanlage, schrieb die "Daily Mail".
  • Die Furcht vor einem Crash bei der Entscheidung des WM-Duells zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton steigt weiter.
  • "Was immer notwendig" ist, will Verstappen nach eigener Aussage unternehmen, um sich zu krönen. Die Sache mit dem Unfall sei ein Ding der Medien, fand er.

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