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Thiem-Rückkehr in Stadthalle bei Red-Bull-Bassline

Heute, 13:53 · Lesedauer 5 min

Vor einem Jahr hat sich Dominic Thiem noch zweimal mit einer Exhibition und dem Erstrundenaus von den Wiener Fans verabschiedet, ein Jahr später kehrt er - außer Konkurrenz - auf den Center Court zurück. Der US-Open-Sieger 2020 tritt am Freitag (19.00 Uhr) bei der "Red Bull Bassline", einem Schauturnier mit viel Musik und Show und auch anderen Tennis-Regeln, in der Stadthalle an. Er möchte auch in Zukunft immer wieder Exhibitions spielen.

Das Leben des Dominic Thiem ist ein Jahr nach seinem Karriereende bei den Erste Bank Open in vielen Bereichen ruhiger geworden. Er sieht sowohl Medienrunden mit Journalisten als auch Begegnungen mit Fans auf der Straße lockerer. "Es ist angenehmer, weil als ich aktiv war, wurde viel auf das Ergebnis reduziert. Es gab einen mega Hype, wenn die Wochen gut gelaufen sind, und wenn es nicht so gut war, hat man ein 'es wird schon wieder' gehört. Jetzt ist es cool, weil viele Leute fragen, was ich jetzt mache. Und man kann über andere Dinge reden als die vergangenen Jahre."

Dieser weggefallene Turnierstress macht sich auch in der Gefühlswelt des Dominic Thiem bemerkbar. "Ich würde schon sagen, dass ich mich emotional ausgeglichener fühle, aber das ist das Los, das man als Spitzensportler hat. Man hat unfassbare Spitzen und geile Zeiten, die ich jetzt nicht mehr habe, aber die emotional schweren Zeiten fallen auch weg. Wenn ich es alles in allem sagen würde, würde ich es vor allem als gesünder bezeichnen. Aber ich will die Zeit davor auf keinen Fall missen", sagte er auf APA-Nachfrage.

Diesem Stress setzen sich seine früheren Gefährten wie Sebastian Ofner und Filip Misolic weiter aus, die beide derzeit ein Tief durchmachen. "Sicher ist jetzt die Momentaufnahme beim 'Ofi' mit acht Niederlagen in Serie, beim Miso fünf. Aber das Jahr gesamt gesehen, ist bei beiden positiv. Ofi ist schon sehr verletzungsgeplagt, hat das Comeback richtig gut hingekriegt, in Wimbledon gut und in Genf Halbfinale gespielt. Hoffentlich kann er nächstes Jahr schmerzfrei spielen. Miso ist in die Top 100 gekommen, was für jeden Spieler ein Riesenmeilenstein ist. Auch wieder klar, dass irgendwann ein Einbruch kommt, es kann sich jede Woche zum anderen wenden." Hoch schätzt Thiem aber auch andere Ereignisse ein: "Davis Cup ist sowieso eine sensationelle Leistung, auch mit Lilli Tagger und mit Joel (Schwärzler, Anm.) haben wir zwei absolute Toptalente, was in so einem kleinen Land wie Österreich alles andere als selbstverständlich ist."

Bei Schwärzler sieht er die Rückkehr aus Barcelona nach Österreich nun zu Coach Markus Hipfl als "super Schritt." "Wenn man ganz objektiv drauf schaut, wie alt er ist und seine Weltranglistenposition ist das schon sehr gut. Er braucht nur noch ein paar Punkte, dann qualifiziert er sich schon für die Quali in Australien, was eine Topleistung wäre. Auch weltweit sind in seinem Jahrgang nicht sehr viele vor ihm."

Thiem über Beläge, Bälle und Saudi-Millionen

Die Diskussion rund um angeblich immer langsamere Beläge sieht Thiem differenziert, auch wenn er nur noch über 2024 sprechen könne. "Da waren die Beläge so wie immer, speziell bei US Open, Australien. In den ganzen zehn, elf Jahren auf der Tour war es ein Jahr ein bisserl schneller, eines bisserl langsamer." An ein absichtliches Entschleunigen zugunsten der absoluten Topspieler glaubt Thiem nicht. Viel hänge davon ab, wie man die Hartplätze streicht und auch wann. Je rauer der Belag, umso langsamer. Dies dürfte dieses Jahr in Shanghai passiert sein. Dass die Bälle in den vergangenen Jahren langsamer geworden sind, bestätigte Thiem. "Ob das zufällig passiert ist oder systematisch, weiß ich nicht."

Für Unruhe sorgten zuletzt auch einige Klagen von Spielern wie Carlos Alcaraz oder Alexander Zverev über einen (nach wie vor) zu dichten Terminkalender, gleichzeitig spielen aber beide auch dieser Tage beim mit 7,5 Millionen Dollar dotierten "Six Kings Slam" in Saudi-Arabien.

Diesen offensichtlichen Widerspruch versteht Thiem gut. "Man muss die Spieler ein bisserl in Schutz nehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendjemanden gibt, der bei den Summen absagt. Da kann man den Spielern keinen Vorwurf machen. Der Kalender war auch schon immer brutal. Die Belastung im Tennis ist unfassbar hoch - sowohl bei den Spielen selbst, als auch das ganze Drumherum. Das Reisen, das nie zu Hause sein. Allein auf dem Platz, das Emotionale - das sind riesige Herausforderungen."

Thiem für gleiche Regeln bei Topturnieren

Auch wenn Thiem nach wie vor gerne auch bei Schauturnieren mit anderem Regulativ spielt, an den Grundfesten des Tennissports würde er nicht rütteln. "Ich finde, dass man speziell die Grand Slams, die 1000er und 500er belassen sollte, wie sie sind. Das ist so ein geiles Produkt, dass man nicht herumwerkeln sollte. Aber andererseits finde ich Events wie Red Bull Bassline oder auch UTS extrem cool, und glaube auch, dass das viele neue Fans zum Tennis bringen kann."

Fit hält sich Thiem nach wie vor drei- bis viermal in der Woche gern mit Fußball ("macht Riesenspaß"). "Bei Training und Match bin ich 90 Minuten in der Zone, es ist fast neben dem Tennis der einzige Sport."

Zusammenfassung
  • Dominic Thiem feiert ein Jahr nach seinem Karriereende am Freitag um 19.00 Uhr bei der 'Red Bull Bassline' ein außer Konkurrenz stehendes Comeback in der Wiener Stadthalle.
  • Das Schauturnier kombiniert Tennis mit Musik und besonderen Showelementen und folgt eigenen Regeln.
  • Thiem beschreibt sein Leben nach dem Profisport als emotional ausgeglichener und gesünder, auch wenn er die Spitzenzeiten nicht missen möchte.
  • Trotz Formkrisen bei Sebastian Ofner (acht Niederlagen) und Filip Misolic (fünf Niederlagen) bewertet Thiem deren Gesamtjahr positiv und hebt Misolics Sprung in die Top 100 hervor.
  • Zur Debatte um langsamere Beläge und Bälle im Tennis äußert Thiem Verständnis, bestätigt aber, dass die Bälle in den letzten Jahren tatsächlich langsamer wurden.