Eishockey-WM
Spezieller Titel für USA - Gedenken an Gaudreau
Das Tor von Tage Thompson nach 2:02 Minuten der Verlängerung im Stockholmer Globen riss die Eidgenossen jäh aus ihren Goldträumen. Goalie Leonardo Genoni, der zum Turnier-MVP gewählt wurde, musste sich nach 243 Minuten und 27 Sekunden wieder einmal geschlagen geben. "Das hat etwas von einem Trostpreis", meinte er im Anschluss. "Ich gebe zu, langsam macht mir diese Farbe Mühe", stellte Damien Riat von Lausanne HC fest.
Für Ambühl zerplatzte die Möglichkeit eines fast märchenhaften Karriereabschieds. "Es tut weh, dass wir es jetzt nicht geschafft haben, weil wir eine coole Truppe haben, die mehr verdient hätte", sagt der 41-Jährige, der seine Karriere beenden wird. "Wir hatten ihre Offensive, die auch unglaublich gut ist, gut im Griff gehabt. Aber eben, zum zweiten Mal in Folge im Finale kein Tor geschossen. Das war der Unterschied", meinte Cheftrainer Patrick Fischer.
Die USA überzeugten bei dem Turnier tatsächlich mit ihrem Offensiv-Furioso, für das junge NHL-Stürmer, die mit ihren Klubs nicht mehr im Play-off vertreten sind oder dieses gar nicht erreicht hatten, verantwortlich zeichneten. Gegen die Schweiz hatten die USA am Ende 40:25 Schüsse in der Statistik. "Alle waren positiv eingestellt, haben füreinander gekämpft und ein gemeinsames Ziel verfolgt. Deshalb haben wir gewonnen", sagte Torschütze Thompson. "Es hat lange gedauert für USA Hockey. Und Teil der Gruppe zu sein, die es endlich geschafft hat, ist surreal", meinte Torhüter Jeremy Swayman von den Boston Bruins.
Den Titel widmeten die US-Boys dem im vergangenen Sommer gestorbenen Gaudreau. Sein Trikot mit der Nummer 13 wurde bei der Übergabe über den WM-Pokal ausgebreitet und hing auch während des Turniers immer gut sichtbar in der US-Kabine. Gaudreau, der "Mister Hockey" genannt wurde, kam Ende August 2024 gemeinsam mit seinem Bruder Matthew bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Wahrscheinlich ist, dass er von einem betrunkenen Autofahrer angefahren wurde. Nur wenige Monate zuvor hatte er noch für das US-Team bei der WM in Tschechien gespielt. "Johnny war verdammt noch mal hier und hat sich das angeschaut", sagte USA-Trainer Ryan Warsofsky während seiner Ansprache in der Umkleidekabine. "Er war da oben und hat sich das hier angeschaut."
Große Wellen schlug der WM-Coup im sogenannten Land der unbegrenzten Möglichkeiten dennoch nicht. Andere Sportarten beherrschen die Schlagzeilen, im Eishockey-Geschehen selbst ist die NHL wichtiger, dort spitzt sich gerade das Rennen um den Stanley Cup zu. Auf Nationalteam-Ebene standen die USA immer im Schatten des Nachbarlandes Kanada, Russlands oder der großen europäischen Hockey-Nationen. Seit dem Jahr 2000 hat das Team USA nur fünf WM-Medaillen gewonnen, allesamt in Bronze (2004, 2013, 2015, 2018, 2021).
Heim-WM soll Schweiz 2026 Gold bringen
Formal hatten die Amerikaner auch 1960 den WM-Titel geholt. Damals wurde noch bei Olympia-Turnieren gleichzeitig der Weltmeister ermittelt, und die USA waren in diesem Jahr in Squaw Valley Olympiasieger. "Es war uns peinlich, wirklich peinlich, dieses Turnier so lange nicht gewonnen zu haben. Jetzt müssen wir diese Last nicht mehr tragen", sagte Warsofsky.
Mit offiziell nun drei WM-Titeln haben sie der Schweiz etwas voraus. Die nächste, vielleicht letzte Chance für diese Generation, den finalen Schritt zum WM-Titel zu machen, erhalten die Schweizer aber kommendes Jahr im eigenen Land. "Im Moment hilft nichts", sagte Fischer. "Da ist einfach Enttäuschung. Aber wir wissen, dass diese Heim-WM kommt und freuen uns darauf." Die Weltmeisterschaft soll jedenfalls mehr sein als der sprichwörtliche Silberstreifen am Horizont. Denn mit dieser Farbe wollen die Schweizer eigentlich nichts mehr zu tun haben.
Zusammenfassung
- Die USA haben nach 92 Jahren wieder die Eishockey-Weltmeisterschaft gewonnen und setzten sich im Finale in Stockholm mit 1:0 nach Verlängerung gegen die Schweiz durch.
- Matchwinner war Tage Thompson, der nach 2:02 Minuten in der Overtime traf, während die USA mit 40:25 Torschüssen dominierten und das Team den Titel dem 2024 verstorbenen Johnny Gaudreau widmete.
- Für die Schweiz blieb es beim vierten Silber, Goalie Leonardo Genoni wurde trotz Niederlage zum MVP gewählt, und die nächste Chance auf Gold bietet sich erst bei der Heim-WM 2026.