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Skispringer gehen "geläutert" in die nächste Corona-Saison

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Der Startschuss in die Olympia-Saison erfolgt für die Männer am 20./21. November mit zwei Einzel-Weltcupbewerben in Nischnij Tagil (RUS), die Frauen um Überfliegerin Sara Marita Kramer heben eine Woche später an gleicher Stelle für ihre dortige Premiere ab. Ständiger Begleiter wird erneut die Corona-Pandemie sein, die diesmal aber nicht zum Spielverderber werden soll.

"Wir haben Voraussetzungen geschaffen, um das Corona-Risiko zu minieren", sagte Mario Stecher angesichts der wieder düsteren pandemischen Lage. Im Männer-Team, das sich im Vorjahr früh fast komplett mit Corona infiziert hatte, seien bis auf einen B-Kader-Athleten alle Springer geimpft, so der ÖSV-Sportchef für Ski nordisch. "Ich glaube, diese Durchimpfungsrate würde man sich österreichweit und weltweit aktuell wünschen. Gleichzeitig wissen wir, dass Maske tragen definitiv etwas bringt, das werden wir auch so vorexerzieren", sagte Stecher am Donnerstag nach dem Training auf der Bergiselschanze.

Angesichts der hohen Inzidenzwerte im Land werden die Springer bis zur Abreise nach Russland am kommenden Mittwoch Kontakte reduzieren. "Treffen nur noch mit dem 'Inner Circle' (inneren Kreis)", verlautete Daniel Huber. "Es muss jeder Rücksicht nehmen - sich und seinen Teamkollegen zuliebe."

Die drohende dreiwöchige Quarantäne für nicht geimpfte Sportler bei den im Februar in Peking stattfindenden Olympischen Winterspielen hat die Impffreudigkeit laut Stecher nur peripher beeinflusst. "Gerade die Skispringer sind geläutert durch das Vorjahr. Sie haben von Anfang an in Richtung Impfung tendiert." Huber hat seinen Entschluss nicht bereut. "Ich kann nur für mich sprechen, aber ich spüre keinerlei Veränderung im Körper. Ich fühle mich sehr gut."

Huber in starker Früh-Form 

Und vor wenigen Wochen in starker Sommerform, als er sich zum Doppelstaatsmeister krönte. "Die Richtung stimmt, aber es ist immer etwas anderes, wenn dann der erste Weltcupsprung zu machen ist", sagte Huber, der im schwächsten Weltcup-Winter der Verbandsgeschichte ohne Einzel-Sieg und ohne Top-Ten-Platzierung im Gesamtranking als Zwölfter noch der Beste war.

Ehe Huber auf eine Top-Ten-Platzierung im Weltcup, Olympiamedaillen, Vierschanzentournee oder das "Bischofshofen-Triple" losgeht, setzte er am Donnerstag noch drei Telemarks ins satte Innsbrucker Matten-Grün. Danach war Schluss. "Mehr brauche ich nicht, die Bedingungen in Nischnij werden ganz anders sein."

Kraft will wieder angreifen 

Teamleader Stefan Kraft wird bei den ersten Schnee-Sprüngen in Russland wohl seinen Ruf als Spätstarter festigen. Den regierenden Weltmeister aus Salzburg zwickte in der Vorbereitung wieder der Rücken, Probleme macht aber aktuell ein Sprunggelenk. Er sei vor drei Wochen überknöchelt, erzählte Kraft. "Glück im Unglück, es war wohl nur überdehnt, vielleicht eingerissen, hat der Physio gemeint."

Grundsätzlich habe er aber den Grundstein für eine gute Saison legen können, meinte Kraft. "Ich habe endlich wieder Kniebeugen mit Gewicht machen können. Es ist sicher mehr Substanz da." Das macht sich auch im Gewicht von zwei zusätzlichen Kilo im Vergleich zum Vorjahr bemerkbar.

Frauen starten eine Woche später in Saison 

Eine Woche nach den Männern heben die Frauen auf der Normalschanze von Nischnij Tagil ab. Der Kalender erfuhr mit nun 28 Einzelbewerben die von den Athletinnen gewünschte Gleichstellung mit den Männern. "Es zeigt, dass Damenskispringen einen Schritt in die richtige Richtung macht. Wir wollen die gleichen Wettkämpfe und Ereignisse haben wie die Herren und vielleicht irgendwann auch eine Tournee - nur so geht das", sagte Sara Marita Kramer.

Die 20-jährige Salzburgerin ist nach einer starken Saison mit gleich sieben Einzel-Erfolgen auf den Geschmack des Siegens gekommen. Die persönliche Zielsetzung ist klar definiert: "Ich möchte einfach die Beste sein", sagte die Gesamtdritte der Vorsaison, die auch am Donnerstag eindrucksvoll die "Benchmark" vorgab.

Damen-Team will starke Vorsaison bestätigen 

In Sachen Nationencup hat das Frauen-Team den im Vorjahr nur viertplatzierten männlichen Kollegen schon etwas voraus. "Wir haben die letzten zwei Jahre den Nationencup gewonnen, wissen aber, dass wir nicht ruhen dürfen", sagte Frauen-Chefcoach Harald Rodlauer. "Wir haben im Sommer gesehen, dass Slowenien und Japan irrsinnig aufgeholt haben und uns schon Druck geben. Das ist auch gut, dass wir uns immer weiterentwickeln."

Er baut neben Kramer auf die mittlerweile 38-jährige Daniela Iraschko-Stolz, die nicht nur wegen ihrer Leader-Qualitäten "noch immer unser Zugpferd ist", wie Rodlauer sagte. Keinen Platz im sechsköpfigen ersten Aufgebot hat die von einer Verletzung zurückgeworfene Team-Weltmeisterin Sophie Sorschag.

Fettner kehrt in A-Kader zurück 

Bei den Männern kehrt Manuel Fettner (36) in den Weltcup zurück, nachdem er im Sommer über den Kontinentalcup den siebenten Quotenplatz ersprungen hat. Das recht hohe Durchschnittsalter der derzeitigen Sieben (26,9) senkt der Kärntner Daniel Tschofenig (19). "Er hat es sich verdient, dabei zu sein. Man muss die Jungen fördern und auch mitnehmen", sagte Chefcoach Andreas Widhölzl. "Schauen wir, wo die Reise hingeht." Michael Hayböck arbeitet nach seinem Bandscheibenvorfall am Comeback.

Die Aufgebote für die ersten Weltcup-Bewerbe in Nischnij Tagil:

Männer: Philipp Aschenwald, Manuel Fettner, Jan Hörl, Daniel Huber, Stefan Kraft, Markus Schiffner, Daniel Tschofenig

Frauen: Lisa Eder, Sara Marita Kramer, Chiara Kreuzer, Eva Pinkelnig, Daniela Iraschko-Stolz, Jacqueline Seifriedsberger

ribbon Zusammenfassung
  • Österreichs Skispringerinnen und Skispringer starten in den kommenden Wochen in die neue Saison. Für die Herren geht es am 20. November in Nischnij Tagil los
  • Für die Herren geht es am 20. November in Nischnij Tagil los. Die Frauen starten eine Woche später an gleicher Stelle in den Weltcup.
  • Stefan Kraft ist trotz Problemen in der Vorbereitung bereit für die neue Saison: "Ich habe endlich wieder Kniebeugen mit Gewicht machen können. Es ist sicher mehr Substanz da."
  • Ständiger Begleiter wird erneut die Corona-Pandemie sein, die diesmal aber nicht zum Spielverderber werden soll.
  • "Wir haben Voraussetzungen geschaffen, um das Corona-Risiko zu minieren", sagte Mario Stecher angesichts der wieder düsteren pandemischen Lage.

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