Tennis
Sinner dachte nach Dopingskandal schon ans Aufhören
Er sei rund um den Jahreswechsel gespannt gewesen, wie 2025 wohl werde. "Dann bin ich in Australien angekommen und habe mich nicht wohl gefühlt, etwa in der Umkleide oder beim Essen. Die Spieler haben mich anders angeschaut. Das war nicht schön. Es ist schwer, so zu leben im Tennis. Ich war immer einer, der Späße macht, in die Umkleidekabine geht und mit diesem und jenem Spieler spricht. Aber jetzt war es anders, es hat sich nicht gut angefühlt." Letztlich gewann Sinner das Grand-Slam-Turnier mit einem Sieg gegen den Deutschen Alexander Zverev.
Der Weltranglistenerste hatte überlegt, sich nach diesem Major-Triumph eine Auszeit zu nehmen. Diese folgte dann zwangsweise, weil Sinner sich mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) auf eine Sperre von drei Monaten einigte.
Bei dem Südtiroler waren im März 2024 Spuren des Dopingmittels Clostebol entdeckt worden. Er gab an, dass die Substanz über die Hände eines Masseurs unwissentlich in seinen Körper gelangt sei. Die für Dopingverfahren zuständige Agentur (ITIA) glaubte dem Tennisprofi und verzichtete auf eine Sperre. Dagegen ging die WADA später vor und rief den Sportgerichtshof (CAS) an. Die Verhandlung wurde nach der außergerichtlichen Einigung abgesagt. Sinner kann beim Masters-Turnier in Rom nächste Woche wieder spielen.
Sinner pocht darauf: Keine Vorzugsbehandlung
Der dreifache Grand-Slam-Turniersieger und ATP-Finals-Champion von 2024 unterstrich in dem Interview, dass er keinen Promibonus bekommen habe. "Es gab keine unterschiedlichen Vorgehen. Auch wenn in meinem Fall Kritik aufkam, dass ich anders behandelt worden sei. Aber ich hatte viele Anhörungen. Und vielleicht haben sie mich danach sogar noch mehr kontrolliert", sagte Sinner.
Von dem Deal mit der WADA habe er erst überzeugt werden müssen. "Ich habe mich schwergetan, diese drei Monate zu akzeptieren. In meinem Kopf dachte ich: Ich habe doch nichts falsch gemacht." Aber sein Anwalt habe ihn überzeugt, dass noch schlimmere Alternativen bei einem Prozess drohen. Dass es Kritik auch von illustren Sportlern gab, das müsse er akzeptieren. "Aber ich wünsche niemandem, als Unschuldiger so etwas durchzumachen."
Nun ist Sinner darauf eingestellt, dass er in seinen ersten Matches etwas Anlaufzeit brauchen werde. "Das wird wirklich schwierig, aber hoffentlich komme ich wieder in meinen Rhythmus." Der im Vorjahr zurückgetretene Star Rafael Nadal würde gerne sehen, wenn die Debatte über die Doping-causa nun endgültig vom Tisch wäre. "Solche Dinge, solche Unfälle, passieren manchmal", meinte der Spanier. Er steht auf Sinners Seite: "Von dem, was ich von ihm weiß, bin ich überzeugt, dass er niemals zu schummeln versucht hat oder sich einen Vorteil gegenüber anderen verschaffen wollte."
Zusammenfassung
- Jannik Sinner, der 23-jährige Tennisstar, dachte wegen eines Dopingskandals ans Aufhören. Bei den Australian Open fühlte er sich unwohl und von anderen Spielern anders behandelt, gewann jedoch das Turnier.
- Im März 2024 wurden bei Sinner Spuren des Dopingmittels Clostebol entdeckt, was er auf die Hände eines Masseurs zurückführte. Die WADA einigte sich mit ihm auf eine dreimonatige Sperre.
- Sinner betont, keine Vorzugsbehandlung erhalten zu haben, und wurde von Rafael Nadal unterstützt. Er bereitet sich darauf vor, bald wieder bei einem Turnier anzutreten.