Jakob PöltlAPA/Georg Hochmuth

"Achterbahnfahrt"

Pöltl spricht über schwierige NBA-Saison

Heute, 10:59 · Lesedauer 4 min

Jakob Pöltl blickt nach seiner statistisch erfolgreichsten NBA-Saison zuversichtlich in die Zukunft. Zwar verpasste das rot-weiß-rote Basketball-Aushängeschild die Play-offs mit den Toronto Raptors heuer deutlich, die Aussichten auf sein zehntes NBA-Jahr sind aber vielversprechend. "Es war eine Achterbahnfahrt, ein Auf und Ab. Hoffentlich geht es nächstes Jahr wieder mehr bergauf als bergab", sagte der 29-Jährige am Mittwoch im Rahmen seines Heimaturlaubs in Wien.

Beim traditionellen Pressegespräch an der Alten Donau blickte der Center der Kanadier mit gemischten Gefühlen auf die abgelaufene Saison zurück, die die Raptors mit nur 30 Siegen aus 82 Grunddurchgangspartien beendeten. "Natürlich hätten wir uns als Team mehr erhofft", betonte er. Pöltl kam in 57 Einsätzen mit 14,5 Punkten und 9,6 Rebounds im Schnitt aber auf persönliche Bestmarken, obwohl der 2,13-Meter-Hüne immer wieder mit kleineren Verletzungen zu kämpfen hatte.

Während der Saison wurde Pöltl auch mit einem möglichen Wechsel zu den Los Angeles Lakers in Verbindung gebracht. "Es wurde groß in den Medien geschrieben, ich habe persönlich nicht so sehr daran geglaubt", erzählte Pöltl. Von den Raptors habe er damals zudem erfahren, dass sie wenig Interesse daran gehabt hätten. "Dadurch war ich recht unbesorgt. Aber es ist immer ein gutes Zeichen, wenn Interesse da ist und ich meinen Job offenbar gut mache." Seine Freiwurfquote verbesserte er von 55,1 auf 67,4 Prozent. "Mit der Zeit und mit mehr Reife ist da irgendwann ein Schalter gefallen."

In der kommenden Saison peilt der Wiener wieder die Play-off-Teilnahme an, es wäre das erste Mal seit 2019. "Ich glaube, dass wir da auf jeden Fall mitmischen können." Es werde allerdings nicht leicht, da die NBA an der Spitze derzeit sehr ausgeglichen sei. Ein Erfolgsgarant soll der zuletzt länger verletzte Ex-All-Star Brandon Ingram werden, mit dem die Raptors einen weiteren Spielmacher erhalten. "Er hat eine Routine in der Offensive und ein Talent, das wir wahrscheinlich auf dem Level davor nicht hatten", erklärte Pöltl. Die Play-off-Chancen würden mit dem 27-Jährigen "sehr stark" ansteigen.

Angeführt von Ingram, Scottie Barnes und Routinier Pöltl wollen die Raptors deutlich an Siegen zulegen. "Wir sind an einem Punkt, wo wir sehr viele junge Talente haben", erklärte der österreichische NBA-Pionier. Nun liege es auch an den jungen Spielern, sich individuell zu verbessern, um dem Team weiterzuhelfen. In der sogenannten "Draft Lottery", in der die Reihenfolge der am 25. Juni zu wählenden Talente ermittelt wird, erhielten die Kanadier den neunten Pick.

Schnitzel bei Oma und Kindercamp in Wien

Seine Freizeit genoss Pöltl zuletzt bei seiner Freundin Lisa in Florida. Nun will der Center etwas länger als einen Monat in der Heimat in Wien bei Freunden und Familie abschalten, inklusive Schnitzel von der Oma. "Es ist ein besonderes Gefühl, das mir Wien gibt. Weil ich hier aufgewachsen bin und es eine sehr schöne Stadt ist." Von 19. bis 22. Juni veranstaltet Österreichs einziger NBA-Profi sein Camp für Kinder. "Zu sehen, wie begeistert die Kids sind, ist jedes Jahr mein Highlight", betonte er. Im Juli geht es wieder zurück nach Nordamerika, ehe im August mögliche Einsätze mit dem Nationalteam auf dem Programm stehen.

In der zweiten Phase der Vorqualifikation für die WM 2027 in Katar bekommt es Österreich von 2. bis 16. August mit den Niederlanden und Bulgarien zu tun, mit Pöltl würden sich die Chancen auf einen Top-2-Platz und damit den Aufstieg in die nächste Phase freilich drastisch steigern. Die Wahrscheinlichkeit auf den ersten Einsatz im Teamtrikot seit 2022 sei sehr groß, sagte Pöltl. "Es gibt hinter den Kulissen noch ein paar Kleinigkeiten, die erledigt werden müssen. Aber ich rechne eigentlich schon fest damit."

Davor wird Pöltl aufmerksam das Saisonfinish in der NBA ("Es gibt zurzeit wirklich keinen Favoriten") sowie das Champions-League-Finale zwischen Paris Saint-Germain und Inter Mailand verfolgen. Wer die "Königsklasse" gewinnen wird? "Ich habe drei Spiele in der Champions League gesehen. Dann sag ma halt Paris."

Zusammenfassung
  • Jakob Pöltl erzielte in der vergangenen NBA-Saison mit durchschnittlich 14,5 Punkten und 9,6 Rebounds persönliche Bestwerte, die Toronto Raptors verpassten jedoch mit nur 30 Siegen aus 82 Spielen deutlich die Play-offs.
  • Für die kommende Saison sieht Pöltl mit Neuzugang Brandon Ingram (27) und vielen jungen Talenten gute Chancen auf eine Play-off-Teilnahme, außerdem erhielten die Raptors den neunten Pick in der Draft Lottery.
  • Im Sommer organisiert Pöltl von 19. bis 22. Juni ein Kindercamp in Wien und plant im August einen Einsatz für das österreichische Nationalteam in der WM-Vorqualifikation gegen die Niederlande und Bulgarien.