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Olympiasaison der Speed-Asse beginnt wieder in Nordamerika

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Nach der Corona-Absage im Vorjahr beginnt der Alpinski-Winter für die Speed-Männer wieder in Nordamerika. Angeführt von Doppelweltmeister Vincent Kriechmayr düsen auch Österreichs Abfahrer am Samstag per Großraum-Jet zum finalen Training in die USA. Ein gewaltiges Sechser-Paket an Speedrennen wartet dort dank der Kalender-Korrektur Ende November in Lake Louise (CAN) sowie Anfang Dezember in Beaver Creek (USA). Kriechmayr steht dabei besonders in der Auslage.

Der Oberösterreicher hat vergangenen Februar WM-Gold in Abfahrt und Super-G gewonnen und sich danach auch die Kristallkugel im Super-G-Weltcup gesichert. "Natürlich will man solche Leistungen bestätigen und dort weitermachen, wo man aufgehört hat", ist dem 30-Jährigen klar, dass er im Olympia-Winter vorerst der Gejagte ist. "Aktuell bin ich aber nicht überzeugt, dass ich gleich wieder Rennen gewinne", gab sich Österreichs Sportler des Jahres vorsichtig. Aber auch zuversichtlich. "Es schaut gut aus, alles ist tadellos. Jetzt kommt die wichtige Phase in Nordamerika, jetzt geht's richtig zur Sache. Danach wird man sehen, wo man steht."

Österreichs Herren haben sich aufgrund der Reisebeschränkungen im Sommer wieder auf europäischen Gletschern vorbereitet. Zermatt, Saas Fee und zuletzt Sölden lauteten die Stationen, wobei ein wenig moniert wurde, dass die Schweizer in Zermatt die beste Piste exklusiv für sich gehabt hätten. Kriechmayr ist das egal. "Im Sommer hast du sowieso kaum die nötigen Strecken, um ein Rennen zu simulieren. In Copper Mountain gibt es viel mehr Speed. Da verhält sich das Material ganz anders, als wenn du im Sommer trainierst", hat der Weltmeister vielmehr nun hohe Erwartungen an das bevorstehende, zweiwöchige Training in der Höhenlage Colorados.

Auch Kriechmayr hat in den Rocky Mountains noch einiges am Material zu tüfteln und will schauen, "ob ich schon die gewünschte Form habe". Siege seien nach wie vor das Ziel. "Man will immer vorne um das Podium mitkämpfen. Für Siege braucht es aber auch Hundertstel-Glück wie bei mir bei der WM."

Er sei trotz seiner Erfolge vor jedem Rennen immer noch nervös, gestand der Oberösterreicher. "Aber das braucht es, um das Adrenalin freizugeben und die letzten Prozent rauszukitzeln." Sich auf seinen Titeln auszuruhen gehe aber gar nicht. "Siege kann man nicht aus dem Hut zaubern. Man muss schon seine Hausaufgaben gemacht haben und darf sich nicht treiben lassen, weil man denkt, man hat es eh drauf. Man muss immer wieder das letzte Hemd rausholen und darf nichts dem Zufall überlassen."

Angesichts der gleich sechs Nordamerika-Speedrennen (drei Abfahrten, drei Super-G) sei es ratsam, seine sieben Sachen zusammen zu haben, so Kriechmayr. "Eine Frühform würde nicht schaden", weiß der 30-Jährige, der interessanterweise auch mit sechs vierten Plätzen zufrieden wäre. "Das sind 300 Weltcup-Punkte und wäre auch nicht schlecht."

Großereignisse habe er noch nie getimt, richtet Kriechmayr noch keinen großen Blick auf den Olympia-Monat Februar. "Zuerst muss ich sowieso meine Teamkollegen im Griff haben." Aber natürlich tue man für Olympia-Gold alles. Dass die Peking-Pisten unbekannt sind, sei gut für die Jungen. "Das macht den Favoritenkreis größer."

Nicht so zuversichtlich wie Kriechmayr ist Max Franz. Der Kärntner laboriert wieder an großen Rückenproblemen und musste den Kurs in Saas Fee komplett sausen lassen. Zuletzt hat Franz nach erfolglosen Therapien deshalb zu Infiltrationen gegriffen und hofft, in Copper dabei sein zu können. "Ein kleines Fragezeichen besteht aber", gab der 32-Jährige zu.

Landsmann Otmar Striedinger hofft, im kommenden Winter dank konsolidierter Materialentwicklung im Super-G an sein Können in der Abfahrt anschließen zu können. "Bei gleich sechs Rennen in Amerika heißt es von Anfang an parat zu sein. Es sind 600 Punkte zu vergeben, und man will so viele wie möglich von Anfang an mitnehmen", weiß der Kärntner. "Ein guter Saisonstart war immer schon wichtig. Jetzt, mit zwei Rennen mehr, ist er umso wichtiger."

Christian Walder hat im Gegensatz zu Franz seine Rückenprobleme im Griff und hofft umgekehrt zu Striedinger, in der Abfahrt zulegen zu können. "Nur Besichtigen und dann fahren, mir geht der Super-G einfach leichter von der Hand. Ich will daher in der Abfahrt anschließen, wo ich im Super-G bin", hat sich Walder vorgenommen.

Eine 45 Kilo schwere Material-Kiste plus 30 Kilo-Rucksack sowie rund 30 Paar Ski hat auch Daniel Danklmaier im Gepäck, wenn es am Wochenende tonnenschwer über den Atlantik geht. Der Steirer ist froh, die Gletscher hinter sich zu lassen. "Skifahren in Amerika ist genial. Ein anderer Schnee und endlich auch wieder Bäume", freut sich der 28-Jährige.

Asse wie Kriechmayr oder Doppel-Olympiasieger Matthias Mayer im Team zu haben, beflügle ordentlich. "Es ist ein sehr gutes Gefühl, mit den Besten unterwegs zu sein." Danklmaier hat deshalb einiges Selbstvertrauen getankt. "Wenn Olympia ist, willst du dabei sein. Und wenn du dabei bist, interessiert es mich nicht, Vierter zu werden."

ribbon Zusammenfassung
  • Nach der Corona-Absage im Vorjahr beginnt der Alpinski-Winter für die Speed-Männer wieder in Nordamerika.
  • Angeführt von Doppelweltmeister Vincent Kriechmayr düsen auch Österreichs Abfahrer am Samstag per Großraum-Jet zum finalen Training in die USA.
  • Christian Walder hat im Gegensatz zu Franz seine Rückenprobleme im Griff und hofft umgekehrt zu Striedinger, in der Abfahrt zulegen zu können.
  • Der Steirer ist froh, die Gletscher hinter sich zu lassen.