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ÖFB-Spieler hoffen nach Dänemark-Debakel auf bessere EM

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Für Österreichs Fußball-Nationalspieler ist ein Direktticket zur WM nach Katar in weite Ferne gerückt. Das historische 0:4-Heimdebakel am Mittwoch in Wien gegen Dänemark zeigte Wirkung. Die Österreicher wollen daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Für die EM im Sommer sehen David Alaba und Co. noch nicht schwarz. Um beim Turnier in etwas mehr als zwei Monaten zu reüssieren, bedarf es allerdings einer deutlichen Steigerung.

"Wir stehen nicht so gut da, wie wir es gern hätten. Das ist uns nach diesem Spiel bewusst", sagte Alaba nach nur vier Punkten aus den ersten drei Quali-Spielen. Der ÖFB-Star hatte eine WM-Teilnahme auch als großes persönliches Ziel ausgegeben. Fünf Punkte mehr und eine um 16 Treffer bessere Tordifferenz sprechen aber dafür, dass Dänemark das Ticket nach Katar erhalten wird. Alaba: "Es ist natürlich noch alles möglich. Es ist uns aber bewusst, dass es jetzt ein bisschen weiter weggerückt ist."

Die nächsten Quali-Spiele - in der Republik Moldau, in Israel und gegen Schottland - folgen erst im September. Davor steht die EURO im Mittelpunkt. Alaba sieht auf dem Weg dahin nicht alles schlecht. "Wir haben Höhen und Tiefen erlebt in diesem Spiel", sprach der 28-Jährige eine "ordentliche" erste Hälfte gegen Dänemark an. "Wir müssen an den Höhen anknüpfen und aus den Tiefen lernen." Man habe auch nach der Pause mutig Fußball spielen wollen. "Aber es ist komplett das Gegenteil passiert."

Alaba, in Abwesenheit von Julian Baumgartlinger und Marko Arnautovic ÖFB-Kapitän, agierte nach dem 2:2 in Schottland und dem 3:1 gegen Färöer neuerlich in einer neuen Rolle, diesmal noch offensiver am linken Flügel. In der Abwehr, in der er bei den Bayern mit konstant starken Leistungen zum Chef aufgestiegen ist, kam er in keiner der drei Partien zum Einsatz.

Weil Martin Hinteregger verletzt nicht zur Verfügung stand, spielte Gernot Trauner neben Aleksander Dragovic in der Innenverteidigung - und offenbarte dort gegen die Dänen auch Tempodefizite. "Natürlich gibt es wichtige Persönlichkeiten, die in einzelnen Momenten vielleicht fehlen", meinte dessen LASK-Clubkollege Alexander Schlager. "Ich glaube aber, dass der Kader, der da war und gespielt hat, genug Qualität mitbringt."

Schlager selbst war in keiner der drei März-Partien im Tor fehlerfrei, scheint derzeit aber Österreichs Nummer eins zu sein. "Wir dürfen jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern müssen die richtigen Schlüsse ziehen und dann versuchen, einen positiven Flow in die Zukunft mitzunehmen", meinte der Salzburger. In der ersten Hälfte - da stand es gegen die Dänen noch 0:0 - sei man sehr präsent gewesen. "Es kann uns auch einen Boost geben, dass wir sehen, wir machen das eine oder andere richtig."

Über 90 Minuten sei das zuletzt aber in keinem Spiel gelungen, kritisierte Dragovic. Auch in puncto WM-Quali fand der Routinier mit 89 Länderspielen deutliche Worte: "Wir haben 0:4 verloren. Wenn noch irgendwer jetzt träumt vom ersten Platz, der hat die Realität verloren." Nach dem Führungstreffer der Dänen sei "alles auseinandergebrochen", sagte der Abwehrspieler. "Wir sind nicht mehr kompakt gewesen."

Auch in der Offensive fehlten die Akzente. Der in den vergangenen Partien starke Christoph Baumgartner wirkte auf dem rechten Flügel lange Zeit nicht richtig aufgehoben. Sorgen über die EM-Tauglichkeit des ÖFB-Teams macht sich der Niederösterreicher aber noch nicht. "Es ist ein Spiel, das in die Hose gegangen ist", betonte Baumgartner. "Es ist im Leben so, dass nicht immer alles rund läuft." Bei der nächsten Zusammenkunft Ende Mai gelte es wieder Gas zu geben.

"Natürlich haben wir uns etwas anderes vorgenommen als vier Punkte nach drei Spielen", sagte Baumgartner. Der Hoffnungsträger verwies darauf, dass man schon in der vergangenen EM-Quali einen verpatzten Start weggemacht hätte. Damals erhielt man als Gruppenzweiter ein EURO-Ticket. In der WM-Quali berechtigt Platz zwei allerdings nur zur Play-off-Teilnahme. Baumgartner: "Es geht darum, Punkte, Punkte, Punkte zu holen. Dann werden wir sehen, wofür es reicht."

Auch Stefan Ilsanker will sich mit der Arithmetik in Gruppe F vorerst nicht beschäftigen. "Wir müssen schauen, dass wir Spiele gewinnen. Wenn wir dann ein paar Spiele gewonnen haben, können wir auch wieder über die Quali reden", erklärte der Frankfurt-Legionär. Vor der EM stehen nur noch die Testspiele in England (2. Juni) und gegen die Slowakei (6. Juni) an. "Da wollen wir alles raushauen und unseren Groove finden."

In der Mannschaft stecke "so viel Potenzial", meinte Ilsanker. "Wir müssen es einfach auf den Platz bringen und das über 90 Minuten, dann haben wir auch gegen Dänemark eine gute Chance, dass wir gewinnen." An diesem Abend im Wiener Prater wirkte das ÖFB-Team allerdings chancenlos bis überfordert. Ilsanker: "Wir haben zum Schluss raus die Grenzen aufgezeigt bekommen. Es ist komplett enttäuschend und eigentlich auch in der Höhe eine Katastrophe."

ribbon Zusammenfassung
  • Für Österreichs Fußball-Nationalspieler ist ein Direktticket zur WM nach Katar in weite Ferne gerückt.
  • Das historische 0:4-Heimdebakel am Mittwoch in Wien gegen Dänemark zeigte Wirkung.
  • Für die EM im Sommer sehen David Alaba und Co. noch nicht schwarz.
  • "Natürlich haben wir uns etwas anderes vorgenommen als vier Punkte nach drei Spielen", sagte Baumgartner.
  • In der WM-Quali berechtigt Platz zwei allerdings nur zur Play-off-Teilnahme.

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