ÖEHV-Team mit WM-Ziel Klassenerhalt und Hoffnung auf mehr
In einem abschließenden Länderspiel gegen Kanada stellten sich die Österreicher noch einmal auf das Niveau einer A-WM ein. "Das Resultat ist zu hoch, aber die Leistung war weitgehend gut", resümierte Teamchef Roger Bader nach dem 1:5 am Sonntag in Wien. Er sah gegenüber demselben Ergebnis im vergangenen Jahr eine Steigerung, weil man "viel mehr Offensive hatte". "Das Spiel hat den Zweck erfüllt", sagte Kapitän Thomas Raffl. "Es war von Anfang an klar, dass es ein Spiel wird mit enorm wenig Zeit und Raum. Wir müssen kompakt als Mannschaft auftreten."
Das gelang im Vorjahr und gipfelte in einer der besten rot-weiß-roten WM-Leistungen überhaupt. Ein denkwürdiger Erfolg über Olympiasieger Finnland dank eines Treffers 0,2 Sekunden vor Schluss, ein deutlicher Sieg über Norwegen, ein historisches Schlussdrittel gegen Kanada, als man sich von einem 1:6 auf 6:6 zurückkämpfte und erst nach Verlängerung verlor, und mit Rang zehn die beste Platzierung seit 21 Jahren - der Rückblick auf Prag 2024 lässt Eishockey-Österreich träumen.
Doch die erste Herausforderung in einer Gruppe mit den Top-Nationen Finnland, Schweden, Slowakei, Kanada sowie Frankreich, Slowenien und Lettland ist die gleiche wie eh und je. Eineinhalb Jahrzehnte war Österreich eine Aufzugsmannschaft und pendelte zwischen A- und B-WM, erst seit 2022 hat man sich in der Elite etabliert. "Wir gehören dahin, das wollen wir heuer wieder beweisen. Aber wir wissen ganz genau, wo wir herkommen", sagte Bader daher. "Es ist immer noch ganz klar, das herausragende Ziel ist der Klassenerhalt. Und dafür haben wir zwei Schlüsselspiele (Anm.: Frankreich und Slowenien). Im Hinterkopf, als Vision schnuppert man an einem größeren Resultat, aber in dieser Reihenfolge und nicht umgekehrt", betonte er.
Dennoch: Prag hat Lust auf mehr gemacht und gezeigt, dass man an einem perfekten Tag auch gegen die großen Nationen was holen kann. Das Viertelfinale, das in der Neuzeit nur 1994 erreicht wurde, ist so keine Utopie. "Wir sind dem Kampf um den Klassenerhalt näher als dem Viertelfinale. Aber wir wissen auch, dass wir in der Lage sind, den nächsten Schritt machen zu können. Wir wollen eines Tages auch ein Viertelfinale erreichen und wir werden eines Tages ein Viertelfinale erreichen, da bin ich überzeugt", sagte Bader.
WM 2024 bringt Selbstvertrauen
Der Schweizer führt eine seit Jahren eingespielte Mannschaft, die schnelles und geradliniges Eishockey spielt und körperbetont auftritt. Mit dem eingebürgerten Finnen Atte Tolvanen wurde die Torhüter-Position verstärkt, mit Marco Kasper hat man einen starken NHL-Stürmer zur Verfügung. Sieben WM-Debütanten (Atte Tolvanen, Florian Vorauer, Gregor Biber, Luis Lindner, Ramon Schnetzer, Lukas Kainz, Nikolaus Kraus) hat Bader nominiert, die Stürmer Nico Feldner und Leon Wallner sowie Verteidiger Patrick Söllinger haben den letzten Cut nicht überstanden.
Aus dem Vorjahr sind 15 Spieler wieder dabei und gehen mit viel Selbstvertrauen ins Turnier. "Ich glaube, die letzte Weltmeisterschaft hat mit der Mannschaft schon etwas gemacht. Wir haben uns sehr viel Respekt erarbeitet. Dass man gegen Österreich schon gut spielen muss, wenn man uns schlagen möchte", meinte Bader.
Raffl: Haben, was es zum Gewinnen braucht
Mit derselben Mischung aus Realismus und Hoffnung fliegt auch der Kapitän nach Schweden. "Die Erfolge der Vergangenheit werden uns bei dieser WM nicht helfen. Aber wir wissen, wir haben Potenzial. Wenn wir unsere Leistung aufs Eis bringen, können wir die wichtigen Spiele gewinnen und vermeintlich Überlegenen Punkte stehlen. Wir haben in der Mannschaft, was es zum Gewinnen braucht", erklärte Raffl.
So sieht das auch Dominique Heinrich. "Es gibt Selbstvertrauen, wenn man sieht, dass man die großen Gegner schlagen kann. Wenn wir 100 Prozent unsere Leistung abrufen und unser Eishockey über 60 Minuten spielen, können wir auch überraschen", sagte der Verteidiger. "Wir wollen den Klassenerhalt schaffen, alles darüber hinaus ist ein Bonus", so der Routinier.
Sollte Österreich den Klassenerhalt schaffen, verlängert sich der Vertrag von Bader um ein Jahr. Die WM 2026 wäre für ihn etwas ganz Besonderes, findet doch das Turnier von 15. - 31. Mai in Zürich und Fribourg und damit in seiner Heimat statt.
Zusammenfassung
- Österreichs Eishockey-Nationalteam kämpft in der WM-Gruppe A in Stockholm um den Klassenerhalt und trifft am Freitag auf Finnland.
- Im Vorjahr erzielte das Team mit Platz zehn die beste Platzierung seit 21 Jahren und beeindruckte mit einem Sieg über Finnland.
- Trainer Roger Bader setzt auf eine Mischung aus erfahrenen Spielern und sieben WM-Debütanten, um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen.
- Ein erfolgreicher Klassenerhalt würde Baders Vertrag um ein weiteres Jahr verlängern, mit Blick auf die WM 2026 in seiner Heimat Schweiz.
- Kapitän Thomas Raffl und Verteidiger Dominique Heinrich betonen das Potenzial des Teams, auch gegen starke Gegner zu punkten.