Amoklauf in Graz
Beherztes Gedenken an Opfer im Grazer Dom
Die offizielle Gedenkveranstaltung wurde gemeinsam von Vertretern der Katholischen und Evangelischen Kirche und der Islamischen Glaubensgemeinschaft gestaltet. Auch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Landeshauptmann Mario Kunsasek (FPÖ) ergriffen das Wort. Die Ansprachen waren getragen vom Willen des Zusammenhalts und Miteinanders.
Gedacht wurde am Dienstag der zehn getöteten und elf verletzten Menschen, auf die ein 21-jähriger Ex-Schüler im BORG Dreierschützengasse am Vormittag des 10. Juni geschossen hatte.
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Sieben Tage nach der furchtbaren Bluttat in der Grazer Schule herrscht in der Stadt weiter große Anteilnahme. Am Abend haben sich Hunderte im Dom versammelt, um innezuhalten und ein Zeichen der Verbundenheit mit den Opfern, ihren Familien und Freunden zu setzen.
Vertreter der Kirchen und Politik
Mehmet Celebi, Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark, eröffnete den liturgischen Teil der interreligiösen Gedenkfeier, in dem der Todesopfer - darunter drei muslimische Schülerinnen - gedacht wurde: "Wir sind hier - erschüttert, aber auch vereint im Gedenken an Menschen, die voller Hoffnung waren und viel zu früh aus dem Leben gerissen worden sind", wie Celebi sagte.
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Er appellierte an die Verantwortung jedes Einzelnen für die Gesellschaft: "Wir tragen Verantwortung, jeder einzelne von uns. Wir dürfen nicht zulassen, dass aus Schmerz Spaltung wird und dass Angst Misstrauen säht".
Und Celebi wies auf das Gemeinsame in der Vielfalt der Stadt hin: "Inmitten aller Verschiedenheit sind wir verbunden. Wir mögen Verschiedenes glauben, aber der Schmerz eines Vaters ist der gleiche, die Tränen einer Mutter sind die gleichen. Diese Menschlichkeit eint uns." Celibi schloss mit den Worten: "Die Antwort auf Gewalt kann nur die Entschlossenheit für ein Miteinander sein."
Jeder ist der Nächste für andere
Für die Katholische Kirche sprach Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, Superintendent Wolfgang Rehner repräsentierte die Evangelische Kirche A.B. Bischof Krautwaschl blickte auf die vergangene Woche zurück: "Viele waren und lebten seit einer Woche in der Erfahrung der Dunkelheit und Nacht. Vielen stellt sich die Frage nach dem 'Warum' und suchen nach Antworten".
Nun sei es aber auch wichtig, zu erkennen, "jeder für sich ist der Nächste für andere", wie Krautwaschl betonte. "Ich bitte, gehen wir aufeinander zu und lassen wir das aufeinander Losgehen, gehen wir miteinander in eine Zukunft", appellierte der Diözesanbischof an die Gekommenen.
Im Gespräch bleiben
Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) betonte ebenfalls, wie wichtig das "Zuhören und einfach Dasein" sei. "Wir werden mit den Betroffenen so lange im Gespräch sein und da sein, solange es notwendig ist", betonte der Landeshauptmann.
Als offizieller Vertreter der Bundesregierung kam Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ans Rednerpult im Grazer Dom und hob hervor, wie sehr die Worte des Schulsprechers des BORG Dreierschützengasse bei der Gedenkfeier vom Sonntag - "Bitte, liebe Regierung, ändern Sie was" betroffen machten: "Ja, wir werden was ändern. Nach so einer Tragödie muss man etwas ändern. Manches - schnell, wohlüberlegt und besonnen".
Das sei auch notwendig angesichts der Verantwortung gegenüber den Kindern, "und im Gedenken an die Opfer, um ihnen für alle Zeit unsere Ehre zu erweisen. Sie bleiben in unseren Gedanken und unseren Herzen", wie Karner hinzufügte und zugleich schloss.
Angehörige aller Kirchen, Religions- und Bekenntnisgemeinschaften waren eingeladen, an der interreligiösen Gedenkfeier teilzunehmen. Der Dom war bis auf den letzten Sitzplatz belegt.
Im Burghof wurde eine Video-Leinwand installiert, um die Gedenkfeier auch von dort aus verfolgen zu können. Der ORF hat den gesamten Akt übertragen. Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Grazer Dommusik und der Militärmusik Steiermark.
"Schmerz und Leid unermesslich"
Ümit Vural von der Islamischen Glaubensgemeinschaft im Interview.
Zusammenfassung
- Eine Woche nach dem Amoklauf im BORG Dreierschützengasse findet im Grazer Dom eine Gedenkveranstaltung des Landes Steiermark statt.
- PULS 24 überträgt die Gedenkfeier ab 18.30 Uhr im Livestream.